Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen
machende Beziehungen oder ungesunde Ernährung – erkennen und in einen Wandlungsprozess eintreten. Der Psychoonkologe Moses Steinvorth beschreibt auf anschauliche und einfühlsame Weise den Heilungsprozess von zwei weiblichen und zwei männlichen Krebspatienten, die im Gespräch mit »ihrem Krebs« den Weg zu einem authentischeren 46 und gesünderen Lebensstil fanden. 47 Dieses »innere Gespräch« kann jedoch auch zu der Erkenntnis führen: »Meine Zeit ist abgelaufen.« Gläubige Menschen formulieren es so: »Gott hat mich gerufen.« Dann steht die Aufgabe an, sich in konstruktiver Weise auf seinen Tod vorzubereiten. Dabei können folgende Fragen hilfreich sein: »Was würde ich anders machen, wenn ich wüsste, dass in einem Jahr, in einem Monat, in einer Woche mein letzter Tag wäre? Was würde ich tun, wenn ich wüsste, dass ich morgen/heute sterben werde? Wo gibt es noch etwas zu klären? Wen möchte ich noch einmal sehen oder mit wem mich noch aussprechen? Wann hätte ich das Gefühl: Das Leben war schön und ich kann jetzt in Ruhe gehen?«
Nehmen wir weiter an, jemand hat Angst vor einer Kündigung. Massenentlassungen und Entscheidungen der Firmenspitze liegen nicht in seiner Macht, aber sie oder er kann sich auf ein Leben ohne diesen Job vorbereiten, egal wiedie Entscheidung ausfällt. Hinter der Angst vor einem Jobverlust oder einer ernsthaften Erkrankung steckt oft auch die Angst vor einem Verlust von gesellschaftlicher Anerkennung, die mit Gesundheit und Leistungsfähigkeit assoziiert ist. Das Denkmuster »Ich bin nur etwas wert, wenn ich etwas leiste« ist schwer zu ändern. Es ist oft tief in der Erziehung verankert und wird durch die Zeitströmung sowie die Medien noch zusätzlich vertieft, gehört aber entsprechend der Unterscheidung von Hammarskjöld zu den Dingen, die grundsätzlich änderbar sind, oft allerdings nur durch äußeren Druck.
Jemand hat Angst, vom Partner verlassen zu werden. Was kann sie/er tun? Zunächst wäre zu unterscheiden, ob es einen äußeren Grund gibt wie häufige, nicht auflösbare Konflikte. Oder ist es die Erfahrung, schon häufiger verlassen worden zu sein, die auf den gegenwärtigen Partner übertragen wird? Die tägliche, ängstliche Frage »Liebst du mich noch?« ist nicht hilfreich, eher der Blick darauf, ob vielleicht die eigene Attraktivität gesteigert werden kann. Hinter der Angst kann jedoch auch der Wunsch nach einem Ende der Beziehung stehen. Um etwas Abstand von dieser Art von Angst zu gewinnen, ist ein Gespräch mit einer anderen Person, einer guten Freundin, einem guten Freund oder einer Therapeutin sicher das Beste.
Da Angstvorstellungen und ängstliche Gedanken nicht nur unangenehm sind, sondern auch die Tendenz haben, zu sich selbst erfüllenden Prophezeiungen zu werden, empfiehlt es sich, im Raum des eigenen Bewusstseins etwas aufzuräumen. Mit Hilfe unseres Geistes können wir uns etwas vorstellen, etwas wahrnehmen und etwas interpretieren. Die Unterscheidung, was objektive Fakten sind und was meine Interpretation dieser Fakten ist, ist nicht leicht und verlangt Übung. Da meine Gedanken jedoch einen großen Einfluss auf die Wirklichkeit, wie ich sie erlebe, und meine Gefühle haben, ist es wichtig, dies immer wieder zu üben.
Im Abschnitt »Bewusstseinsübungen« wurde das Gleichnis erwähnt, in dem unser Bewusstsein mit einem Ochsen verglichen wird. Die folgenden Übungen können helfen, zunächst zu erkennen, wohin der eigene Ochse immer wieder ziehen will. Die Kunst, den Ochsen dazu zu bringen, sich ohne Reibungsverluste vor den eigenen Karren (des Lebensglücks) spannen zu lassen, ist eine lebenslange Aufgabe. Durch Übung kann es gelingen, immer häufiger Augenblicke zu erleben, in denen die Kraft des Ochsen sich mit dem Willen des Ochsentreibers zu einer Einheit verbindet. Diese Augenblicke nennt Csikszentmihalyi »Flow« und im Yoga wird dieses Erlebnis Samadhi genannt.
----
Vorübung zur Inventarliste des Bewusstseins
Wissen Sie, was Sie denken? Mit dieser Frage meine ich jetzt nicht Ihr berufliches Wissen oder was Sie in einer Ausbildung gelernt haben, auch nicht, was Sie in Radio oderFernsehen gehört haben, auch Ihre politische oder religiöse Überzeugung ist nicht gefragt.
Ich meine die Gedanken, die sich öfters ungefragt in Ihren Kopf einschleichen. Ich meine solche Gedanken wie: »Ob ich mich scheiden lassen sollte?«, »Mit Deutschland, der EU, der Welt geht es bergab!«, »Ich wusste schon immer, dass ich nicht praktisch
Weitere Kostenlose Bücher