Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen
den Fersensitz zurück und führen die Hände wieder vor das Brustbein. Jetzt berühren sich wieder alle fünf Finger der einen mit den fünf Fingern der anderen Hand. Sie können nun entweder die Augen schließen oder einen Punkt auf dem Boden fixieren, wo der Blick zur Ruhe kommt. Wiederholen Sie diese Übung mehrere Male.
Wenn der Bewegungsablauf klar ist, können Sie die seelische Qualität der Geste auf sich wirken lassen: Sie öffnen sich für etwas, das größer ist als Sie, und führen es zu Ihrem Herzen.
Wenn Sie mögen, können Sie nach der sich nach oben öffnenden Einatmung ausatmend Ihre Stirn zum Boden bringen: Sie bringen symbolisch das Empfangene auf die Erde.
Spüren Sie nach. Was fühlt sich stimmiger für Sie an: das wertvolle Geschenk von oben zu Ihrem Herzen zu führen oder es auf die Erde, die alle Menschen verbindet, zu bringen?
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Der Kopf ist unser Sensibilitäts- und Bewusstseinszentrum. Hier kommen die Botschaften an, die uns die Sinnesorgane übermitteln. Das Gleichgewichtsorgan ist hier genauso beheimatet wie die Steuerungszentren Hypothalamus und Hypophyse. Dem Übergang von der Wirbelsäule zum Kopf wird in den östlichen Weisheitslehren eine ganz besondere Bedeutung beigemessen. Er wird mit hoheitsvollen Namen wie »Kristallpalast« oder »Kammer des Brahma« bedacht. Es ist ein Punkt, an dem vieles zusammenläuft. In diesem Bereich ist die achtsame Bewegung besonders wichtig. Der Kopf mag keine schnellen Bewegungen. Fast kann man sagen: Je kleiner die äußerliche Bewegung, desto größer die innere Wirkung.
Als Vorübung zu der folgenden Übung lade ich Sie ein, mit der Aufmerksamkeit zu Ihren sieben Halswirbeln zu gehen. Versuchen Sie einmal eine kleine Nickbewegung nur um das oberste Halsgelenk, das sogenannte Atlanto-okzipital-Gelenk, also das Gelenk, das den Schädel mit der Halswirbelsäule verbindet. Probieren Sie danach – im Vergleich dazu – eine Bewegung, mit der Sie die gesamte Halswirbelsäule beugen, vom obersten Halswirbel bis hinunter zum Gelenk zwischen dem siebten Halswirbel und dem ersten Brustwirbel. Können Sie einen Unterschied wahrnehmen? Wenn ja, versuchen Sie das in Worte zu fassen.
Wenn wir zustimmend nicken und averbal ein Ja zum Ausdruck bringen, führen wir eine Nickbewegung um den obersten Halswirbel aus. Diese Achse wird auch Ohr-Achse genannt, da sie eine gedachte Verbindungslinie zwischen den beiden Ohren bildet. Der Augenkontakt zu einem Gegenüber bleibt dabei erhalten. Wenn dagegen die gesamte Halswirbelsäule gebeugt wird, bekommt die Geste eher eine demütige Qualität, der Blickkontakt wird dabei in aller Regel aufgegeben.
In der Atemübung in Kapitel 2 wurden Sie eingeladen, Ihr Atemmuster zu beobachten. Was spüren Sie, wenn Sie vorwiegend den Brustraum mit Ihrem Atem versorgen? Was fühlt sich anders an, wenn Sie vorzugsweise in den Bauchraum atmen? Man spricht von stolz geschwellter Brust. Dagegen ordnet der Volksmund den Bauchmenschen mehr Gemütlichkeit und Gelassenheit zu. In der folgenden Übung zur Würde geht es um eine harmonische Verbindung der verschiedenen Zentren: Eine entspannte Bauchhaltung bildet ein gutes Fundament, auf dem eine selbstbewusste Brust ruht, über beiden thront ein Kopf, der den Überblick behält.
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Übung: Nicken – Haltung der Würde
Abb. 15: Nicken
Im Bewusstsein der eigenen Würde verneige ich mich vor anderen Würdenträgern.
Nehmen Sie mit aufgerichteter Mittelachse eine gleichermaßen aufrechte und entspannte Position ein. Öffnen Sie Ihren Brustkorb, indem Sie Ihr Brustbein leicht nach vorne oben schieben und die Schultern sinken lassen, damit der Atem und Ihre Liebesfähigkeit frei fließen können. Um den Nacken lang zu machen, schieben Sie den Hinterkopf leicht nach oben. Becken, Bauch- und Brustraum sowie Kopf und Kiefergelenke sind entspannt und frei. Beginnen Sie achtsam – Wirbel für Wirbel – Ihre Wirbel säule – von unten nach oben aufzurichten. Nun verbinden Sie diese Haltung mit einer Vorstellung von Würde. Kennen Sie einen Menschen, der das für Sie in fast vollkommener Weise ver-körper-t? Was bedeutet für Sie: »Aufrecht-« und »Aufgerichtetsein«? Versuchen Sie mit minimalen Bewegungen, diesem Begriff Ausdruck zu verleihen.
Vielleicht mögen Sie sich mit der folgenden Vorstellung verbinden: Einatmend dehnen Sie sich in der Vertikalen aus. Indem Ihr Atem an Scheitel- und Wurzelpunkt anstößt, löst er dort einen kleinen Energieimpuls aus. Dieser Impuls verbindet
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