Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition)
dass die Tollwütigen knurren. Zunächst wirkt es wie zahllose einzelne Laute, ein Brabbeln im Widerstreit, doch nach einer kurzen Weile glaubt er, dass dem ein Muster zugrunde liegt. Ein Rhythmus schält sich heraus, repetitiv und eindringlich. Es klingt nicht nach Angst, sondern zweckgerichtet und gewaltbereit – gleich einem religiösen Singsang oder zum Einstimmen auf eine Schlacht. Die Geräuschkulisse schiebt sich die Straße hinunter wie eine riesige Lokomotive. Ein unheilvolles Brummen, das McLeod Kopfschmerzen bereitet und seine Brust beben lässt.
Die Tollwut zieht in den Krieg.
Stöhnend beißt McLeod in seinen Ärmel und kneift die Augen zusammen. Die Menge verläuft sich immer weiter in die Ferne, bis wieder Stille einkehrt. »Herrgott Jesus«, sagt schließlich einer der Männer. »Ich glaube, ich hab die Hosen voll.« Die anderen grinsen bemüht, stoßen Pfiffe aus oder machen dicke Backen.
Sergeant Hooper öffnet die Tür nur einen Spaltbreit, um einen raschen Blick nach draußen zu werfen.
»Wohin gehen die, Sergeant?«, fragt McLeod mit zittriger Stimme.
»Moment«, entgegnet Hooper mit erhobener Hand.
Die Jungs verstummen und behalten den Unteroffizier im Auge.
McLeod begreift schlagartig, wohin die Tollwütigen ziehen.
Die Schießerei in der Südstadt hebt zu einem anhaltenden Sturm an.
Trommelfeuer
Bowman und Knight lehnen am Dachgeländer und blinzeln auf die hochragenden Wolkenkratzer, die sich gegen den dunkler werdenden Himmel abheben. Hinter den Befehlshabern in der Nähe eines der Belüftungsaggregate auf dem Dach kauen Kemper und Vaughan auf ihren Zigarren herum, während sie sich leise besprechen. Sherman sitzt am Feldfunkgerät und hört das Netz ab. Lewis dagegen sucht mit seinem frisch nachgeladenen Scharfschützengewehr die Straße ab.
»Die Schüsse haben aufgehört«, stellt Bowman fest.
»Irgendetwas zu sehen?«, fragt Knight, der nun ebenfalls mit seinem Feldstecher die Straßen absucht.
Bowman schüttelt den Kopf.
Das Feuer, dessen Lautstärke während der letzten paar Minuten stetig zunahm, erstarb abrupt. Die folgende Stille wurde sofort vom Gebimmel der Alarmanlage eines Geschäfts irgendwo in der Umgebung durchbrochen, von in der Ferne knatternden Hubschraubern und dem dumpfen Brausen tausender Klimaanlagen.
Bowman warnte War Hammer Six per Funk vor der Armee der Tollwütigen, die auf sie zukam. Captain Lyons dankte ihm für die Information und brach die Verbindung sofort ab. Der Kommandant von Alpha hatte nur wenige Optionen, um sich die neuen Kenntnisse nutzbar zu machen. Er konnte entweder weiter fortschreiten oder sich zurückziehen, wobei Letzteres Kapitulation bedeutete.
Lyons ist ein guter Anführer und würde gründlich abwägen. Bowman versucht, sich in seine Lage zu versetzen. Vielleicht hat er Alphas Marschtempo verringert, um Bravo die Möglichkeit zu geben, sie einzuholen und ihre Feuerkraft zu bündeln, aber es ist schon schwierig genug, eine Kompanie durch Straßen zu bewegen, die von Fahrzeugen und Trümmern verstopft sind. Zwei Kompanien wären ein schwerfälliges Aufgebot von ungefähr 160 Mann, und wie viel zusätzliche Feuerkraft mag er durch den Schulterschluss der Einheiten in einer Kampfzone geltend machen, die sich auf Straßen und Häusereingänge beläuft?
Nein , sagt sich der Lieutenant. Der Captain wird Alphas Schicksal nicht an jenes von Bravo knüpfen, indem er in feindlichem Gebiet wartet, zumal Bravo einen weiten Weg zurücklegen muss. Also wird er die entgegengesetzte Richtung einschlagen und einen Gewaltmarsch anordnen, um das schwindende Licht auszunutzen, bis die Nacht hereinbricht. Demnach lässt er seine Jungs eine Formation annehmen, die mobile Verteidigung begünstigt, und im strammen Tempo vorstoßen. Wie schnell aber kann er eine 80 Mann starke Kompanie durch diese Straßen ziehen lassen, wo sie doch um jeden Block kämpfen müssen?
Nicht sonderlich schnell, wie es scheint. Alpha ist vor mehr als anderthalb Stunde aufgebrochen und befindet sich immer noch mindestens eine Meile südlich von ihrem Treffpunkt.
Wenigstens gereicht ihm die Ausgangssperre zum Vorteil , denkt Bowman.
Knight blickt in den Himmel. »Das Licht hat er jedenfalls verloren«, bemerkt er.
Bowman grunzt und wirft seinem Unteroffizier einen Blick zu.
Sherman meldet: »War Hammer berichtet von schweren Verlusten … einige Tote, viele gebissen. Quarantäne hat seine Bitte um einen Rettungshubschrauber abgelehnt …«
Bowman und Knight
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