Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition)
erblasst.
»Verdammt, mach das Ding wieder zu, Mooney«, verlangt Eckhardt.
Mooney schließt den Sack.
»Stinkt immer noch«, beschwert sich Corporal Wheeler.
»Aber nicht mehr so schlimm«, bemerkt Eckhardt.
»Wie einer meiner Fürze neulich, als ich eine Ration Chili mit Bohnen erwischte«, wirft Wyatt ein.
»Joel halt dein Maul«, schimpft Mooney, dem bei der Erwähnung von Essen schummrig wird. »Sei einfach nur still.«
Die Männer schieben mehrere Tische zusammen und bahren die Leichname auf.
»Seht mal«, bemerkt Williams. »Jemand hat NIEDER MIT MR. SCHERMERHORN in die Platte geritzt. Das passt.«
Niemand findet das witzig. Eckhardt breitet die Flagge über den drei Säcken aus.
Das Gekritzel auf den Tischen findet Mooney schaurig. Die einstige Normalität spukt auf sehr eindrückliche Weise in dieser Schule herum. Die Augen zu schließen und sich 30 gelangweilte Teenager vorzustellen, die sich darum bemühen, nicht einzuschlafen, während ihnen der Biologielehrer etwas zu erklären versucht, fällt allzu leicht.
In diesem Klassensaal zu stehen, vermittelt ihm das Gefühl, ein Museum zu besuchen. Eckhardt und Hicks halten Lobreden auf die gefallenen Kameraden, während alle anderen ihr jeweils persönliches Lebewohl ausrichten, indem sie die rechte Hand aufs Herz legen, eine Geste des Respekts, die sie von den Irakern gelernt haben. Eckhardt sagt, er habe Billy Chen nicht gut gekannt, was offensichtlich auch sonst niemand von sich behaupten kann, doch als Soldat habe er zur Familie gehört. Hicks betont Hawkeyes unheimliches Zielvermögen, mit dem er es bestimmt zum Scharfschützen gebracht hätte, wäre ihm an einer Karriere in der Army gelegen gewesen. Er erzählt, wie Hawkeye ständig als Vorhut den Kopf hinhalten musste und sich dennoch niemals beschwerte. Wheeler und Williams bringen den Rest der Mannschaft zum Lachen, indem sie beschrieben, welche Scherze McLeod mit dem Frischling getrieben hat, während dieser schlief: die Schnürsenkel zusammenbinden, seinen Kopf in kaltes Wasser tauchen – die üblichen Kasernenspäße. Eckhardt betont, jeder dieser Männer sei für sein Vaterland gestorben.
Die Jungs werfen einander unbehagliche Blicke zu. Was bedeutet das überhaupt noch? Sie wissen, was Sterben bedeutet, und haben genug davon gesehen, also ist es nicht allzu schwierig für sie, sich auszumalen, anstelle ihrer Freunde durchdrungen von Ungeziefer in solchen Leichensäcken zu verwesen – aber welches Vaterland? Die meisten von ihnen wollen den Tatsachen nicht ins Auge sehen, erkennen jedoch, dass Amerika eine Krise durchmacht, aus der es mit einem gänzlich anderen Antlitz hervorgehen wird. Genaugenommen mag das, was hinterher herauskommt, überhaupt nicht mehr als ›Amerika‹ zu erkennen sein.
Betretene Stille kehrt ein. Niemand weiß, was er noch sagen soll.
»Was, wenn es stimmt?«, fragt Ratliff zögerlich, weil er offensichtlich Angst davor hat, ausgelacht zu werden, weil er sich so ehrlich äußert.
»Wie könnte es stimmen?«, erwidert Wyatt. »Eine Horde unbewaffneter Hadschis löscht nicht einfach so ein Bataillon aus.«
»Und wieso sollten sie solchen Scheiß an den Haaren herbeiziehen, Kumpel?«, hält William dagegen. »Um unsere Moral zu heben? Ihr alle wisst, dass es stimmt, wollt es aber nicht wahrhaben.«
Niemand antwortet ihm.
»Also, falls es stimmt: Was sollen wir dann ausrichten mit einer lausigen Kompanie?«
»Den Kopf unten behalten, wenn wir schlau sind«, sagt Williams.
»Da hast du Recht«, murmeln einige andere und nicken.
»Habt Geduld, bis dieser Sturm vorübergezogen ist.«
»Moment, wir kommen doch heil hier raus, oder?«
»Sie werden uns also nicht auf dem Luftweg evakuieren?«
»Wetten würde ich nicht darauf. Wo sollten sie ihre Vögel landen – draußen auf der Straße?«
»Auf die Männer, die uns anführen, ist Verlass«, glaubt Hicks. »Uns geschieht nichts.«
»Auf Captain Lyons konnte man bauen«, meint Rollins, »aber jetzt ist Alpha verschwunden.«
»Genauso wie Reese … und Moreno. Auf sie konnte man sich auch verlassen.«
»Sie haben Order ausgeführt. Kirkland und Winters sagten ihnen, sie sollen Marschieren, und das taten sie.«
»Genau das meinte ich: Was ist, wenn sie den Lieutenant anfunken und Marschbefehl erteilen?«
»An seiner Stelle würde ich gar nicht erst antworten.«
»Ich kenne den Lieutenant«, entgegnet Eckhardt. »Er hält sich an das, was man ihm aufträgt.«
»Wieso sollte er seinen Hals riskieren, wo
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