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Mitarbeiter sind so verletzlich

Mitarbeiter sind so verletzlich

Titel: Mitarbeiter sind so verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Maro
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den nächsten zwölf Monaten zu erklimmen gilt. Die erste dieser Stufen haben Sie in den letzten Monaten mit einigem Mehreinsatz, dank guter Werkzeuge und – nicht zuletzt – dank des Verständnisses Ihres Partners (Ihrer Partnerin) zu Hause gut geschafft. Nun also geht es an die zweite Stufe. Neben sich haben Sie sich wieder Ihr Werkzeug, eine Leiter, zurechtgestellt, mit deren Hilfe und dank Ihres Einsatzes es gelingen wird, die zweite Stufe zu erklimmen. Aber bevor Sie die Leiter richtig an die Granitwand stellen können, kommt Ihre Führungskraft und erklärt Ihnen, dass man – aus nicht näher definierten Gründen – nun von Ihnen erwarte, dass Sie gleich die übernächste Stufe erreichen.
    Zugleich aber teilt man Ihnen mit, dass Sie leider auf die Leiter verzichten müssten, weil diese von nun ab einfach zu teuer wäre. „Aber“, so die motivierende Bemerkung Ihrer Führungskraft, „ich setze volles Vertrauen in Ihre Schaffenskraft und in Ihre Kreativität . Sie werden das auch ohne Leiter schon hinbekommen …“ Eventuell passiert dies kurz darauf noch einmal – mit wieder neuen Vorgaben. Nun fragen Sie sich ehrlich, ob Sie das motivieren würde, mit vollem Elan an die Sache heranzugehen. Oder ob Sie nicht eher zögern würden. Denn Sie wissen ja nicht, ob Sie nun ungestört agieren können, oder ob man sich nicht in kurzer Zeit wieder „was Neues“ einfallen lässt.
    6
Wie man es nicht machen sollte:
Scheinheiligkeit
Lügen (?)
Vertrauensverlust
    Im Dezember letzten Jahres machte die Übernahme eines bekannten Unternehmens durch einen Mitanbieter Schlagzeilen. Die Übernahme an der Börse war zwar „freundlich“ erfolgt, aber da das kaufende Unternehmen bis dahin zu den härtesten Konkurrenten gehörte, waren Spannungen zwischen den Mitarbeitern beider Firmen vorprogrammiert. Da der neue Besitzer praktisch identische Produkte produzierte wie das gekaufte Unternehmen, hatten die Mitarbeiter begründete Ängste um ihre Arbeitsplätze.
    Der Vorstandsvorsitzende des nun größten Unternehmens seiner Art in Deutschland berief wenige Tage nach der Übernahme (die „alten“ Vorstände der gekauften Firma waren noch im Dienst!) alle Mitarbeiter des ehemaligen Konkurrenten zu einer Versammlung, in der er eine bemerkenswerte Rede hielt, die in den folgenden Sätzen gipfelte: „… und ich kann Ihnen versichern, dass es keinerlei Pläne gibt, dieses Werk hier zu schließen. Sollten hier anderslautende Gerüchte aufkommen, so verspreche ich Ihnen schon heute, dass ich zu meinem Wort stehe. Ich bin stolz, mit Ihnen zusammenarbeiten zu dürfen.“
    Das war im Dezember. Mitte Januar lag ein Rundschreiben in den Postfächern der Mitarbeiter. Darin teilte der Vorstandsvorsitzende den Angestellten mit, man plane, das Werk „aus strategischen Erwägungen“ innerhalb der nächsten sechs Monate zu schließen. Es folgten Ankündigungen zu sozialen Regelungen, sowie ein trockenes „Mit freundlichen Grüßen“.
    Entscheidend ist nicht,
was Du sagst oder tust.

Entscheidend ist,
was andere
darunter verstehen
oder daraus machen!
    Nun, Arbeitsplätze werden hier wohl kaum verloren gehen. Die meisten Mitarbeiter werden jedoch mehrere Hundert Kilometer umziehen müssen, um einen neuen Arbeitsplatz in einem anderen Werk zu erhalten. Unangenehm genug!
    Aber wenden wir uns dem Thema „ Motivation “ zu. Glauben Sie, dass auch nur einer der „zwangsumgesiedelten“ Mitarbeiter im neuen Unternehmen motiviert seine Arbeit verrichten wird? Abgesehen von den abzusehenden Identifikationsproblemen , die eine Begleiterscheinung jeder Übernahme sind. Nein! Auch hier wurden zahlreiche Menschen für lange Zeit zermotiviert. Ihre neuen Vorgesetzten werden mit Vorurteilen zu kämpfen haben. Die Produktion wird längst nicht das Niveau erreichen, das sie hätte erreichen können, wenn man nur mit den Mitarbeitern anders verfahren wäre.
    Was lernen wir daraus?
    Was, so werden Sie vielleicht fragen, hätte der Vorstand konkret anders machen sollen? Nun, zu allererst hätte er keine großspurigen Zusagen machen dürfen, solange er nicht hundertprozentig wusste, wie es mit dem gekauften Unternehmen weitergehen würde. Diesen Fehler hat schon Bundeskanzler Kohl bei der Wiedervereinigung gemacht. Und das nimmt man ihm heute noch übel. Wenn der Vorstand schon im Dezember genau wusste, was er vorhatte (ich vermute das), so wäre seine Rede eine glatte, völlig unnötige Lüge – mit extrem zermotivierenden Folgen – gewesen. Warum ist

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