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Mitarbeiter sind so verletzlich

Mitarbeiter sind so verletzlich

Titel: Mitarbeiter sind so verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Maro
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erfahren, wenn die Mitarbeiter zum Betriebsrat laufen oder spontan streiken.
    Wenn Ihre Hauspsychologen oder andere externe Fachleute klar erkennen, dass diese Eignung fehlt, so müssen Sie umgehend handeln. Der langfristig angerichtete Schaden ist mit Sicherheit größer als die Kosten einer Versetzung. Natürlich macht es wenig Sinn, Ihre Mitarbeiter in offenen Gesprächen zu befragen. Dies wäre führungspolitischer Wahnsinn , denn dadurch würden Sie rasch Anlass für Intrigen, Mobbing und Abteilungsterror liefern. Hier ist, wie oft auch in anderen Fällen, eine regelmäßige, anonyme Mitarbeiterbefragung mit weitgehend offenen (!) Fragen sinnvoll.
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Wie man es nicht machen sollte:
Profilneurose
    Während der Arbeit in einem großen Unternehmen klagte ein Mitarbeiter des Produktmanagements eines bestimmten Bereiches, dass so gut wie keine Idee der Abteilung in den letzten Monaten bei der Geschäftsleitung auf offene Ohren gestoßen war. Dies, obwohl er und alle seine Kollegen der festen Überzeugung waren, dass die aufgezeigten Lösungen den „Weg ans Tageslicht“ darstellten.
    Zuerst erschien mir das Ganze wie die mutlose Klage von jemandem, der sich nicht ausreichend beachtet oder berücksichtigt fühlt. Im Verlaufe meiner Arbeit im Unternehmen erkannte ich jedoch, dass die Arbeiten dieses Teams tatsächlich einen sehr erfolgversprechenden Weg aufzeigten, um wichtige Probleme zu lösen. Umgehend informierte ich mich ausführlicher und sorgte dafür, dass das Team einen Präsentationstermin bei der Geschäftsleitung bekam.
    Alles Weitere ist rasch erzählt. Das Team präsentierte erfolgreich. Die Geschäftsleitung konnte nicht umhin, ohne „Wenn und Aber“ zuzustimmen, das Team um die umgehende Ausarbeitung eines Detailkonzeptes zu bitten und den Start dieses Projektes einzuläuten. So weit, so gut.
    Aber was um Gottes Willen hatte verhindert, dass die ansonsten sehr gut „regierende“ Geschäftsleitung nicht schon vor einem halben Jahr erkannt hatte, welch wertvolle Ideen ihr da präsentiert wurden? Der „Fall“ begann mich zu interessieren.
    Nach verschiedenen Gesprächen mit allen Beteiligten war die Sache klar – und typisch für viele Situationen, in denen wunderbare Problemlösungen einfach in Schubladen verschwinden und kreative Mitarbeiter nach mehreren vergeblichen Versuchen zermotiviert aufhören, ihre Ideen einzubringen. Die betroffene Abteilung hatte einen Leiter, der sehr profilbewusst war. Er achtete streng darauf, dass alles, was aus seiner Abteilung „nach außen“ (nach oben) weitergegeben wurde, ausschließlich über seinen Schreibtisch zu laufen hatte. Diese Führungskraft hatte persönliche Probleme, die sehr häufig anzutreffen sind: Angst, mangelndes Selbstvertrauen, beinahe profilneurotisches Verhalten. Letzteres stellt die Reaktion auf eine ganze Reihe von Defiziten dar. In dieser Abteilung gab es einige interne Anordnungen, die der Verwaltung eines Überwachungsstaates zur Ehre gereicht hätten. So war es auch selbstverständlich, dass der Leiter der Abteilung darauf bestand, die Arbeitsergebnisse seines Teams der Geschäftsleitung höchstpersönlich zu präsentieren. Vom Erfolg der Vorschläge war er von Anfang an nicht überzeugt gewesen, denn eine Umsetzung würde im Unternehmen ziemlich viel Staub aufwirbeln. Und nichts konnte er weniger brauchen, als unangenehm (?) aufzufallen. Mit dieser Einstellung hatte er die Idee vor Wochen ohne seine Mitarbeiter vor der Geschäftsleitung präsentiert. Da er schlecht vorbereitet und von der Sache selbst nicht überzeugt war, konnte er auch auf Zwischenfragen und Einwände nicht fachgerecht reagieren.
    Der Geschäftsführer, von mir auf die erste und die zweite Präsentation angesprochen: „So, wie uns das der Abteilungsleiter verkauft hat, mussten wir ablehnen. Das Ganze sah wie eine absolute Schnapsidee aus, die er sich da ausgedacht hatte. Wie konnte ich ahnen, dass es da einen derart großen Informationsverlust gab.“ Nun weiß er's! In der Folge überprüften wir alle Abteilungen hinsichtlich der durch ähnliche Faktoren blockierten Teams im Unternehmen. Wir wurden mehrfach fündig. Allein die Auflösung dieser Blockaden gab den Mitarbeitern in diesem Unternehmen einen deutlichen Motivationsschub nach vorne.
    Damit sehen Sie erneut, wie eine Vielzahl von – scheinbar nebensächlichen – kleinen Missständen in einem Unternehmen in ihrer Summe ziemlich massive Auswirkungen auf Arbeitsklima , Produktivität, und nicht zuletzt

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