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Mitarbeiter sind so verletzlich

Mitarbeiter sind so verletzlich

Titel: Mitarbeiter sind so verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Maro
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stand Schlange –, bemerkte der Vorstand mit Blick auf seine nach acht Stunden Flug in der Tourist Class müde aussehenden Mitarbeiter: „Na, Frau XYZ, Sie sehen ja so geschafft aus? Freuen Sie sich nicht? Urlaub Gratis!“ „Schon wär's!“, antwortete die Dame. „Wir müssen jetzt erst noch den Saal für morgen herrichten!“ Sprach's, seufzte verstohlen auf und schleppte sich mit ihrem Gepäck in Richtung Aufzug.
    Drei Stunden später hatten wir (das Marketingteam und ich) es geschafft. Der Saal war hübsch dekoriert. Es war dreiundzwanzig Uhr. Alle waren reif fürs Bett. Da betrat, einen gut aussehenden Drink in der Hand und von lokalen Repräsentanten begleitet, der Vorstand den Saal. „Also meine Damen und Herren, die Bar hier müssen Sie sich einfach ansehen! So etwas Gemütliches habe ich noch nie erlebt.“ Konsternierte Blicke unter den Teammitgliedern. Aber das war noch nicht alles. Unser Vorstand blickte sich im Saal um und fing dann an, Sonderwünsche anzumelden. Das Rednerpult solle an einen neuen Platz, der Zeitplan müsse noch korrigiert werden und außerdem sei bei den Pressemappen für morgen noch einiges zu ändern. Bei zahlreichen Änderungswünschen war klar zu erkennen, dass es ihm nicht um eine Verbesserung ging, sondern um das Demonstrieren des „etwasbewegen-zu-können“. Es fiel ihm dabei nicht auf, dass sich das Team kaum mehr auf den Beinen halten konnte. „Also meine Damen und Herren, wir wollen morgen einen guten Eindruck machen!“ entfuhr es dem Herrn. Und dann: „Was ist, Herr Maro: Lust auf einen dieser wunderbaren Cocktails? Kommen Sie! Sie müssen diese Hotelbar einmal sehen.“ Todmüde und widerwillig ging ich mit.
    Motivieren heißt …

… Mut machen,

… zusammen planen,

… miteinander arbeiten,

… einander trösten,

… einander anerkennen,

… zusammen begeistert sein,

… Erfolge gemeinsam erleben,

… Erfolg gemeinsam feiern.
    In diesem Stil ging es auch am nächsten Tag weiter. Während der Herr Vorstand am Rednerpult jedes Mal seinem hervorragenden Team dankte und betonte, wie wohl er sich als Mitglied darin fühlte, bestand er außerhalb der Präsentationen sehr gezielt auf Distanz. Er nahm wie selbstverständlich alle Privilegien an, die ihm seine lokalen Vertreter unterwürfig anboten. Stadtbesichtigungen, die wir im klimagekühlten Luxusmobil absolvierten, sollten die anderen selbst bezahlen. In Einladungen von Botschaften zu Kaffee und Kuchen wurde das Team erst eingeschlossen, nachdem ich mich über den Herrn hinweggesetzt und die vier anderen einfach mitgebracht hatte. Während das Team nach Mitternacht das Material verpackte, erschien unser Vorstand dreimal mit anfeuernden Parolen. „Keine Müdigkeit vorschützen“. Und – nachdem das Team mit drei Stunden Schlaf am Flughafen zur Weiterreise erschien, hieß es: „Na, Herr XY, Sie sehen ja richtig erholt aus. Was sollen die Kollegen zu Hause denken?“ Auf diese Art ging es tagelang weiter.
    Irgendwann murmelte eine Mitarbeiterin in mein Ohr: „Wenn der nicht bald seine Klappe hält, schmeiße ich ihm den Kram hin! Er sonnt sich am Pool und wir malochen. Aber wenn dann einer die Veranstaltung lobt, dann ist er es, der die Blümchen bekommt!“ Andere, die mithörten, nickten und bestätigten: „Monika, hast Du jemals etwas anderes von unserem Oberen erlebt?“
    Was lernen wir daraus?
    Nein – nicht, dass Sie als Führungskraft auf Annehmlichkeiten verzichten sollen! Sie müssen sich jedoch bewusst sein, dass diese für Mitarbeiter, die sie nicht genießen können, eine Provokation darstellen. Unser Vorstand hätte nur dafür sorgen müssen, dass es dem hart arbeitenden Team an nichts fehlt. Ein unerwartetes Tablett mit appetitlichen Brötchen um Mitternacht, oder ein aufmunterndes: „Liebe Kollegen, jetzt lassen Sie erst einmal alles für ein paar Minuten liegen und kommen mit mir zusammen in die Bar. Ich möchte mich dort bei Ihnen bedanken. Danach packen wir alle zusammen (!) noch einmal kurz an!“ hätte sicher Wunder bewirkt.
    Sie müssen sich bewusst sein, dass es wie Hohn in den Ohren Ihrer Mitarbeiter klingen muss, wenn Sie sich als Mitglied eines Teams vorstellen und zugleich diesem Team ehrliche Anerkennung und kleine Dankeschöns in Form von ungewöhnlichen Arbeitserleichterungen verweigern.
    10
Wie man es nicht machen sollte:
Unruhe stiften
    Es ist schon ein paar Jahre her, da erlebte ich, wie ein Topmanager es schaffte, Motivationsschäden anzurichten, an denen seine

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