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Miteinander reden 01 - Störungen und Klärungen. Allgemeine Psychologie der Kommunikation

Miteinander reden 01 - Störungen und Klärungen. Allgemeine Psychologie der Kommunikation

Titel: Miteinander reden 01 - Störungen und Klärungen. Allgemeine Psychologie der Kommunikation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Schulz von Thun
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(Hager und v. d. Laan 1979) noch in sich. Er kann sich in dreifacher Gestalt zu Wort melden: 1. natürlich (ausgelassen, verspielt, spontan); 2. angepasst (brav, unterwürfig) oder 3. rebellisch (trotzig, patzig, wehleidig) s. Abb. 61 b:

    Abb. 61 b:
    Drei Aspekte des Kindheits-Ichs.
    Während sich das natürliche Kindheits-Ich in spontanem Gefühlsausdruck, vielleicht ausgelassen und vergnügt, zeigt, gibt sich die angepasste Spielart mit unterwürfigem Blick: «Es soll auch nie wieder vorkommen, Herr Dr. Ebersfeld!» – Hingegen tönt das rebellische Kindheits-Ich spitz und patzig: «Wenn Sie alles besser wissen, machen Sie Ihren Kram doch alleine!» – und vielleicht noch in etwas dramatischer Wehleidigkeit hinzugefügt: «Ich bin es wirklich leid, immer als Sündenbock herzuhalten!» – um dann für den Rest des Tages zu schmollen.

    Das Erwachsenen-Ich ist einem Computer vergleichbar, der die Tatsachen der Realität auswertet und die Impulse aus dem Eltern- und Kindheits-Ich auf Angemessenheit überprüft. Ein gut ausgebildetes Erwachsenen-Ich lässt nur die Normen und Wertsetzungen aus dem Eltern-Ich zu, die noch heute adäquat erscheinen, und lässt diejenigen Teile aus dem Kindheits-Ich zu, die situationsangemessen sind.

    Abb. 62:
    Das Erwachsenen-Ich.
    Wenn das Erwachsenen-Ich aus uns heraustönt, klingt es sachlich, informierend, feststellend, analysierend, um Auskunft ersuchend – es macht einen durch und durch vernünftigen Eindruck und spricht den Partner auf gleicher Ebene an.
    Alle drei Ich-Zustände sind wertvoll und gehören zur vollwertigen Erwachsenen-Persönlichkeit. Allerdings wird ein partnerschaftlicher Umgangsstil sein Schwergewicht auf dem Erwachsenen-Ich, dem natürlichen Kindheits-Ich und (nicht zu viel!) dem fürsorglichen Eltern-Ich haben.
    Um die Kommunikation zu analysieren und um mögliche Störungen auszumachen, lassen sich nun Sender und Empfänger durch je drei Kreise darstellen und die Nachricht als ein Pfeil, der von einem der drei Ich-Zustände des Senders ausgeht und sich an einen der drei Ich-Zustände des Empfängers wendet. «Sich wenden» bedeutet hier: den Empfänger verführen, aus diesem Ich-Zustand zu antworten. So verführt eine Botschaft aus dem kritischen Eltern-Ich den Empfänger meist zu einer Reaktion aus dem angepassten oder rebellischen Kindheits-Ich (und umgekehrt!). Beispiel. Chef: «Sie müssen sich aber wirklich um etwas mehr Ordnung bemühen, Frau Meier!» Sekretärin: «Wenn Sie alles besser können, machen Sie Ihren Kram doch alleine!» (s. Abb. 63)

    Abb. 63:
    Transaktion zwischen Chef und Sekretärin.
    Nehmen wir noch einmal das Einführungsbeispiel (Abb. 3, S. 28) auf.    [4] Der Mann als Beifahrer sagt zu seiner Frau, die den Wagen steuert: «Du, da vorne ist grün!» Vordergründig handelt es sich um eine Sach-Mitteilung, die vom Erwachsenen-Ich zum Erwachsenen-Ich gesendet wird. «Unterschwellig» aber enthält die Nachricht eine fürsorgliche Mahnung mit Eltern-Ich-Tönung. Solche «verdeckten Transaktionen» werden im Diagramm gestrichelt gezeichnet (s. Abb. 64).

    Abb. 64:
    Vordergründige und verdeckte Transaktion bei der Nachricht des Mannes («Du, da vorne ist grün!»).
    Die Frau hat nun mehrere Reaktionsmöglichkeiten. Die verdeckte Transaktion verführt zu einer Antwort aus dem Kindheits-Ich – entweder angepasst (a) oder rebellisch (b). Möglich wären aber auch z.B. eine Erwachsenen-Ich-Reaktion (c) oder eine Eltern-Ich-Reaktion (d) – diese beiden Reaktionen würden die (verdeckte) Transaktion des Mannes «durchkreuzen».

    a) «O ja, entschuldige, ich bin so unaufmerksam heute.»
    b) «Ich habe selber Augen im Kopf! Wer fährt, du oder ich?»
    c) «Ja, danke.»
    d) «Mein Gott, du kommst schon noch rechtzeitig! Sei doch nicht immer so ungeduldig! Und es gehört sich auch nicht, dem Fahrer dauernd hereinzureden!» (s. Abb. 65)

    Abb. 65:
    Vier verschiedene Reaktionsweisen der Frau: aus dem angepassten bzw. rebellischen Kindheits-Ich (a bzw. b), dem Erwachsenen-Ich (c) und dem Eltern-Ich (d).
    Solche Diagramme können den Gesprächspartnern helfen, sich klarzumachen, was zwischen ihnen «läuft». Häufig stellen sie dann z.B. fest, dass sie – obwohl sie partnerschaftlich-gleichberechtigt miteinander umgehen möchten – immer wieder in ein Muster von Eltern-Ich ⇄ Kindheits-Ich hineinfallen und sich u.U. gegenseitig auf die Nerven gehen.
    3.
    Das Bild vom anderen
    Wir haben gesagt: Auf der

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