Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation

Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation

Titel: Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Schulz von Thun
Vom Netzwerk:
welche ihre Teilnahme am inneren Dialog erleichtert. Die innere Botschaft kann mit Hilfe des Kommunikationsquadrats aufgeschlüsselt werden, wobei ein dreifacher Adressat (entweder Oberhaupt, innerer Kollege oder äußeres Gegenüber) gemeint sein kann.
    Das menschliche Seelenleben ist geprägt vom inneren Miteinander, Gegeneinander und Durcheinander dieser teilnehmenden Botschafter, die wir potenziell als Mitglieder eines Inneren Teams ansprechen können und ihnen damit eine positive Vision und Entwicklungsrichtung zuweisen. Diese Teilnehmer des Seelenlebens verrichten sowohl Innendienst (als Teilnehmer des Selbstgesprächs und als Mitwirkende einer inneren Gruppendynamik) als auch Außendienst (als Wortführer und Verhaltensagenten). Und sie treten, je nach Herausforderung, in ganz unterschiedlicher Zusammensetzung und Mannschaftsaufstellung zusammen. Es sind – in Analogie zum modernen Berufsleben – Projektgruppen.
    Herkunft
    Wie kommen diese Stimmenträger, diese Mitglieder in uns hinein? Nun, alles, was uns in unserer Lebensgeschichte (und in unserer Stammesgeschichte) widerfährt, schlägt sich in unserer Seele nieder, je nachdem, wie wir es verarbeiten. Und was sich innerlich niedergeschlagen hat, ist allzeit bereit, wieder geweckt zu werden und sich im Bedarfsfall zu melden. Die beiden ersten Stimmen der Studentin in unserem Musterbeispiel spiegeln wichtige Prinzipien unserer Gesellschaft wider, nämlich Solidarität und Konkurrenz . Kein Wunder, dass sie beide Prinzipien aufgenommen und verinnerlicht hat. Kein Wunder, dass sich in einer Grenzsituation beide Prinzipien melden und nach Verwirklichung streben!
    Dies ist aber nur eine allererste Antwort, Weiteres dazu folgt im Kapitel 4, S. 215ff. Statt die Frage an dieser Stelle akademisch zu vertiefen, möchte ich Sie zu einer kleinen Selbsterkundung und – was die Herkunft der Stimmen betrifft – zu einer Selbsterforschung einladen.    [3]
    Ich wähle ein Alltagsbeispiel, das jeder Mitbürger der 1990er Jahre in Deutschland erlebt hat und das ohne komplizierte Analyse des Situationskontexts auskommt:

    Sie begegnen auf der Straße einem Bettler . Bitte malen Sie sich die Situation genau aus, sodass sie Ihrem tatsächlichen Erleben entspricht: Sitzt er oder steht er? Ist er stumm oder spricht er Sie an («Hassu mal ’ne Mark?»)? Ist es überhaupt ein «Er» oder eine «Sie»? Hat er/sie noch etwas dabei: ein kleines Kind, einen Hund, ein Schild, ein Musikinstrument?
    Wie ist Ihre Situation? Müssen Sie eilig irgendwohin, oder schlendern Sie als Tourist(in) durch die Stadt? – Bitte entscheiden Sie selbst, ob Sie einen bestimmten Vorfall wählen wollen oder eine mehrfach erlebte Standardsituation!
    Haben Sie die Situation deutlich vor dem geistigen Auge?
    Dann wenden Sie sich bitte Ihren inneren Regungen zu, die auf diese Situation «antworten»: Welche Stimmen können Sie identifizieren? Welcher Text passt zu diesen Stimmen, welcher Name? Bitte nehmen Sie ein Blatt Papier (DIN A4), und zeichnen Sie sich mit großer, freier Brust, so dass viel Platz entsteht, um die inneren Akteure aufzunehmen.
    Dann malen Sie sich Ihr «Brustbild»: Wer betritt lautstark und dominant die innere Bühne? Setzen Sie solche Hauptstimme(n) «groß und breit» in den Vordergrund, und zwar unabhängig davon,
     
ob sie sich untereinander einig sind oder nicht,
ob Sie (als Gesamtperson) diese Stimme für angebracht halten oder nicht!
    Identifizieren Sie sodann weitere, leisere Stimmen, die vielleicht im Hintergrund bleiben und dort auch eingezeichnet werden! Gibt es welche, die nahe beieinander stehen? Die meilenweit voneinander entfernt sind? Welche, die im Kampf miteinander liegen?
    Wenn Sie den Text jeder Stimme ausformulieren, wird er zu lang, um im Brustbild Platz zu finden. Formulieren Sie daher jeweils eine kurze, prägnante Aussage, die in die Sprechblase hineinpasst. Bei Platznot können Sie Sprechblasen nach außen verlagern.
    Fehlt noch der Name! Vielleicht war er zuerst da – und sein Text folgte. Vielleicht war zunächst der Text da, und Sie suchen hinterher nach einem treffenden Namen. Vielleicht kommen Ihnen auch Symbole vor Augen, die für ein inneres Mitglied charakteristisch sind: Die können Sie mit in das Bild aufnehmen.
    Schauen Sie sich zum Schluss das entstandene Brustbild noch einmal aus der Distanz, sozusagen von außen an: Was ist da los? Welche Dynamik prägt das innere Geschehen? Findet sich dort (noch) eine Ansammlung oder (schon) ein

Weitere Kostenlose Bücher