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Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation

Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation

Titel: Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Schulz von Thun
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Schulmeister hält er zurück, und zwischen den Zeilen deutet sich ein leiser Teamkonflikt an zwischen Nähe suchen («Geh auf ihn zu!») und Distanz wahren («Lass ihn in Ruh!»).
    Dass zwei Beziehungspartner einander mit einer bestimmten Mannschaftsaufstellung begegnen, wird einem (manchmal peinlich) bewusst, wenn A, der mit B und C bekannt ist, nun erstmalig mit beiden gleichzeitig zusammentrifft. Nun passt das Team, das normalerweise gegen B antritt, nicht zum Team, das normalerweise für C reserviert ist. Vielleicht verbindet A mit B ein Ton von etwas ironischer Selbstbeweihräucherung («Wir sind doch die Größten, nicht wahr? Besonders ich, aber manchmal selbst du, hahaha!»), und in dieser Art läuft der Kontakt lustvoll und «wie geschmiert». Angenommen, mit C ist der Kontakt in der Regel von ernsthafter Anteilnahme und streitbarer Auseinandersetzung geprägt. Beim Treffen zu dritt passen nun die vorgesehenen Mannschaften nicht zueinander – und manche Schweigepause, manches irritierte Suchen nach einer gemeinsamen Dreierbasis ist begleitet von scheuen Bewegungen auf dem inneren Spielfeld, wo mancher, wie bestellt und nicht abgeholt, schließlich des Feldes verwiesen wird, ohne dass ein Ersatzspieler schon gefunden wäre. Die Verlegenheitslösung, die dann übrigbleibt, ist oft ein etwas fader kleinster gemeinsamer Nenner, ein höfliches Stelldichein von Kontaktmanagern, die tapfer ihren Dienst tun, während die innere Bühne immer leerer wird.
    Das dynamische Wechselspiel menschlicher Beziehungen
    Bei Ihrem eigenen Test mit zwei Vergleichsmenschen werden Sie ähnliche eklatante Unterschiede festgestellt haben. Es ist offensichtlich, dass unterschiedliche Beziehungspartner ganz unterschiedliche Mitglieder unseres inneren Ensembles hervorlocken, provozieren, aktivieren und blockieren. Das klingt sehr kausal, sagen wir präziser: dass unterschiedliche Beziehungspartner uns veranlassen (nahelegen), mit einer ganz bestimmten Aufstellung auf sie zu antworten. In der Regel unterliegen wir dem evidenten Erlebnis, dass wir selbst auf den anderen, auf sein So-Sein re-agieren . Der Meister würde mit subjektiver Gewissheit überzeugt sein, dass seine jeweilige Mannschaft viel mehr über das auslösende Gegenüber verrät als über ihn selbst. Dieses Bewusstsein drückt sich oft in dem Satz aus: «Wenn jemand so oder so ist, dann reagiere ich entsprechend !»
    Bedenken müssen wir dabei aber zweierlei:
    Erstens, mit größter Wahrscheinlichkeit würde ein anderer Meister auf die beiden Jugendlichen mit erheblich anderer Grundaufstellung reagieren. Jeder erlebt seine Art zu reagieren als «entsprechend». Und doch spiegelt sich in des Meisters Reaktionsweise auch seine Persönlichkeit (und seine personale Bandbreite).
    Zweitens, dieser fiktive andere Meister hätte auch «andere» Lehrlinge, obwohl es sich ebenfalls um Ulf und Sebastian handeln würde. Wieso das? Weil auch die Lehrlinge einen großen Teil ihres So-Seins als Reaktion auf die Eigenarten des jeweiligen Meisters entwerfen. Vielleicht hätte Sebastian, wenn er denselben Vergleichstest mit diesem und einem anderen Meister machen würde, bei diesem einen Verschlossenen in vorderster Reihe stehen, beim anderen – im Extrem – eine zutrauliche Plaudertasche . An dem So-Sein des anderen, auf das wir re-agieren, sind wir immer schon auslösend beteiligt – und umgekehrt. Das ist das Wechselspiel-Mysterium jeder zwischenmenschlichen Beziehung, deren Dynamik sich kausal nicht rekonstruieren lässt.
    Aus diesem Grund kommt es zu den «Teufelskreisen», die den Lesern von «Miteinander reden 2» sattsam bekannt sind. Mit Hilfe des Modells vom Inneren Team können wir dieses Phänomen noch deutlicher beschreiben: Ein bestimmter Mitspieler X aus der Mannschaft von A provoziert (ködert, lockt hervor, aktiviert) einen bestimmten Mitspieler Y aus der Mannschaft von B. Dieser Y wiederum aktiviert auch umgekehrt den X aus der Mannschaft von A (oder einen anderen, der wiederum X «vorschickt»). Zum Beispiel: Im Team von Sebastian gibt es den Verschlossenen ; dieser aktiviert im Team des Meisters den besorgten Seelendoktor . Sobald dieser mit behutsamen Nachfragen («Na, geht’s gut?») auftritt, provoziert er in Sebastians Team den Grenzwächter , der ein solches «Herumbohren» als unangenehm und als Eingriff in seine Intimsphäre erlebt. Umso mehr macht er dicht und gibt sich verschlossen, was die Besorgnis des Seelendoktors verstärkt usw. Beide stehen unter

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