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Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation

Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation

Titel: Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Schulz von Thun
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(Abb. 78 c), und in Windeseile erobert die erprobte Vordermannschaft die Bühne zurück und jagt die «Weichlinge» mit Hohn und Spott wieder davon. Derbe Sprücheklopfer und rationale Profis beherrschen wieder die Szene. Sollte plötzlich der Chef aus der anderen Halbgruppe wieder dabeisein, kann sich diese Rekonstruktion der alten Aufstellung besonders schnell und drastisch vollziehen.

    Abb. 78 c:
    Verlegenheit im Inneren Team nach Verschwinden der Leiterin

    Abb. 78 d:
    Stammspieler haben – aggressiv aufgeladen – ihr Terrain zurückerobert
    Die Leiterin fällt am nächsten Morgen aus allen Wolken, als ihre Teilnehmer den vorangegangenen Nachmittag mit spöttischen Sprüchen kommentieren und sie als die Urheberin eines wertlosen Geschehens angreifen (Abb. 78 d). Nanu, sind das noch die Menschen von gestern?
    Sie sind es noch, und sie haben sich wieder «eingekriegt». Wir Leiter sehen inzwischen deutlicher, dass die Einladung an eine verbannte Hintermannschaft nur ausgesprochen werden sollte, wenn zuvor das Einverständnis der Vorderleute, der Stammspieler und Leibwächter, eingeholt worden ist. Sie wollen gewürdigt und ernst genommen werden, eine innere Teamentwicklung ist nur mit ihnen möglich, nicht ohne sie oder gar gegen sie.
    Das innere Empfangskomitee
    Jeder Kommunikator steht vor der folgenschweren Tatsache, dass seine Botschaft nicht auf einen Hohlkörper trifft, in den man sie einfach hineinschütten könnte, sondern auf einen Menschen, der auf seiner inneren Bühne ein ganz bestimmtes Empfangskomitee aufgestellt hat. Ob und wie meine Botschaft ankommt, hängt manchmal viel weniger davon ab, wie ich die Worte wähle, als davon, «wer» sie in Empfang nimmt und welche(s) der vier Ohren «er» aktiviert (vgl. Schulz von Thun 1981, S. 44ff.).
    Eine junge Mutter berichtet, wie sie innerhalb weniger Tage beim Wickeln ihres Säuglings zweimal nahezu denselben Satz gehört und jeweils völlig unterschiedlich darauf reagiert habe – innerlich wie äußerlich: «Ich habe bei meinem Sohn lieber Stoffwindeln als Pampers benutzt, weil er dann nicht so leicht wund war», bemerkte ihre Freundin – und die Mutter fand das hochinteressant und erkundigte sich genauer. Wenige Tage später kam die Schwiegermutter und fragte: «Sind diese Kunststoffwindeln denn gut für die Babyhaut? Wir hatten ja früher nur Stoffwindeln …» – und die Angesprochene fand das «höchst unpassend» und reagierte abwehrend und unwirsch. An der Formulierung oder am Tonfall hat es hier nicht gelegen. Für die Freundin ist einfach ein anderes Empfangskomitee aufgestellt als für die Schwiegermutter; hier eine Interessierte und Neugierige , die sich gern austauscht über Erfahrungen, dort eine Grenzwächterin , die genau aufpasst, ob Schwiegermutter sich nicht zu viel einmischt, und die bei jeder Appellbotschaft auf Abwehr schaltet.
    Jede menschliche Beziehung hat ihre Geschichte, deren Folgewirkungen wir in den personenbezogenen Grundaufstellungen wiederfinden. Von außen betrachtet, ist es zuweilen unerklärlich, warum jemand auf eine harmlose Bemerkung derart gereizt reagiert. Wahrscheinlich hat der Gereizte in ihm eine (Leidens-)Geschichte hinter sich und sitzt nun sprungbereit auf der Lauer, um neuerlichen Anfängen zu wehren.
    Einflussnahme auf das innere Empfangskomitee
    Das Phänomen des inneren Empfangskomitees ist von besonderer Bedeutung dort, wo ich als ein Kommunikator Einfluss nehmen will auf das Denken, Fühlen und Handeln meines Empfängers. Jedes Veränderungsmanagement steht und fällt mit meiner Überzeugungskraft. Zwar gibt es die beiden extremen Sonderfälle, dass ich offene Türen einrenne oder gegen eine Wand laufe, zumeist aber ist das mehrköpfige Empfangskomitee von Aufgeschlossenen und Abwehrenden heterogen besetzt. Wie kann ich, um etwas zu erreichen, dieses Empfangskomitee gezielt ansprechen?
    Jeder Fall liegt anders, aber wenn wir die Situation formal betrachten, die zwischen dem Appell-Sender und dem Appell-Empfänger besteht, dann können wir grundsätzlich mit folgendem Empfangskomitee rechnen (s. Abb. 79):

    Abb. 79:
    Das innere Empfangskomitee für eine appellbetonte Kommunikation
     
Ein Aufgeschlossener , der die Sache erst einmal neugierig und interessiert an sich herankommen lässt. Dass vieles im Argen liegt und reformbedürftig ist, hat er selbst erfahren und hofft demzufolge, dass «endlich einmal etwas geschieht». «Nur hereinspaziert!», ruft er dem Sender zu. «Ich werde

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