Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation
dann und dann wieder ansprechen?».
In Seminaren frage ich oft: «Gibt es noch irgendetwas, was Sie fragen oder loswerden möchten, bevor wir dann zu etwas Neuem kommen?» Mit anderen Worten: Gibt es noch irgendjemanden, der Ihre innere Bühne besetzt hält und der das Empfangskomitee für das Neue noch nicht vorlässt?
Dies ist eine neue Aufgabe für das Oberhaupt: immer mal wieder einen kurzen «Check» durchzuführen, ob die Passung von Gespräch und innerer Aufstellung gegeben ist – bei sich selbst und beim Gegenüber. Und wenn nicht, dann lässt sich meistens etwas dafür tun.
5.2
Personenbezogene Grundaufstellungen
Die dynamische Variabilität zeigt sich in auffälliger Weise auch darin, dass wir verschiedenen Menschen mit unterschiedlichen Grundaufstellungen begegnen . Mit «Grundaufstellung» bezeichne ich eine zwar situativ veränderliche, aber doch häufig wiederkehrende, für diese Beziehung typische Mannschaftsaufstellung.
Das beginnt schon im Kindesalter. Als unser Sohn etwa zwischen zwei und vier Jahre alt war, bekam meine Frau es (zu ihrem Leidwesen) häufig mit seiner «regressiven» Mannschaft zu tun: dem trotzigen Poltergeist und dem hilflos-wehleidigen Jammerpott . Ich hatte ein ganz anderes Kind, bei mir schickte er den kooperativen Kumpel , den selbständigen Manager («Das kann ich schon allein!») und den rücksichtsvollen Partner («Papa, ich möchte gern das und das – aber nur, wenn es dir nichts ausmacht!») aufs Spielfeld (s. Abb. 74).
Abb. 74:
Kleinkind schickt gegenüber Vater und Mutter unterschiedliche Teilmannschaften aufs Spielfeld
Zwar war das aktuelle Beziehungsangebot, das von Mutter und Vater ausging, sehr ähnlich. Seine dennoch unterschiedlichen Mannschaftsaufstellungen hatten offensichtlich mit der Frühgeschichte und ihren Spuren in den Tiefenschichten der Seele zu tun. Und von hier gesehen ist klar: der «Kleine» in ihm wendet sich an Mama (und wird von ihrer Gegenwart belebt), der «Große» in ihm sucht im Papa sein Gegenüber. Auch morgens eine strenge Aufteilung im Bett: der schmusige Kuschelbär zu Mama, der Kämpfer und Tober zu Papa – obwohl dieser zur frühen Morgenstunde den Kuschelbär entschieden bevorzugt hätte.
Auch als Erwachsene stellen wir personenbezogene Mannschaften auf. Sie können diesen Test sofort selbst machen, indem Sie sich zwei Menschen aus ihrem Leben auswählen, zum Beispiel:
Bringen Sie vergleichend die beiden inneren Aufstellungen zu Papier, die sich gegenüber diesen beiden Menschen in Ihnen typischerweise herausbilden! Die Leitfrage dabei ist: Wenn ich mir diesen Menschen vorstelle und mir vergegenwärtige, wie die Kontakte mit ihm verlaufen, wen habe ich häufig/vorzugsweise im Einsatz (sei es im Außendienst oder im Innendienst)? Wer betritt die Kontaktlinie, wer bleibt im Hintergrund, wer bleibt ausgesperrt?
Hier das Beispiel eines Meisters gegenüber seinen Auszubildenden Ulf und Sebastian.
Meister (auf die Frage, wie er innerlich und äußerlich auf die beiden reagiert): Also, den Ulf mag ich an sich sehr gern, aber man muss bei ihm verdammt aufpassen, dass er keinen Bockmist baut oder schlusig wird. Also, da bin ich unerbittlich und kann auch mal böse werden, ziemlich oft sogar. Und wenn man nicht aufpasst, dann sabbelt der einen zu. «Komm auf’n Punkt, Junge!», sag ich immer. Aber das ist nicht bös gemeint, so rein menschlich ist da ein Draht, vielleicht ein bisschen wie zu einem Sohn, sag ich mal (s. Abb. 75 a).
Ja, und der Basti, der ist von einer ganz anderen Sorte. Den muss man lassen, der lässt sich nicht gern reinreden, fühlt sich gleich kontrolliert oder was. Aber der macht sein Ding! Ich sag meistens nur «gut!», manchmal auch «sehr gut!». Aber so richtig warm wird man nicht mit ihm. Manchmal frag ich so beiläufig: «Na, geht’s dir gut?», aber dann kriegt man keine richtige Antwort. Ich weiß nicht, ob der irgendwie Kummer hat oder Probleme? Also sehr verschlossen und unnahbar (s. Abb. 75 b).
Abb. 75 a+b:
Unterschiedliche Grundaufstellungen eines Meisters gegenüber seinen beiden Auszubildenden
Wenn wir den Gehalt dieser Aussagen im Modell des Inneren Teams darstellen, dann werden wir gewahr, dass der Meister mit sehr unterschiedlichen Aufstellungen den Kontakt zu den beiden bestreitet.
Gegenüber Ulf bildet sich offenbar unkompliziert ein Trio als Team. Gegenüber Sebastian kommen ganz andere Mitglieder hervor, und die innere Teambildung erscheint etwas erschwert: Den
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