Miteinander reden von A bis Z
Führungskräfte, S. 107 – 122 .
Gewaltfreie Kommunikation
Die Gewaltfreie Kommunikation ( GFK ) ist eine von Marshall Rosenberg ( 2005 ) propagierte Form eines guten Miteinander-Umgehens, auch und gerade wenn sich Menschen als Gegner gegenüberstehen.
Inspiriert von Carl Rogers, entwickelte Rosenberg seinen Ansatz in den 1960 er Jahren, zu Zeiten der Bürgerrechtsbewegung und der Rassenkonflikte in den USA . Damals arbeitete er auch mit verfeindeten Straßengangs. Er fragte sich: Welche Art von Kommunikation ist förderlich, um Gewalt zu verhindern? Und enthalten viele Kommunikationsformen nicht in sich schon so etwas wie Gewalt, wenn sie es darauf anlegen, den anderen zu kränken, zu beschuldigen, herabzusetzen, zu demütigen, ihn durch Moralisierung, Pathologisierung und Diskriminierung kaputt zu machen?
Eine Einübung der gewaltfreien Kommunikation beginnt mit → Empathie und Selbstempathie und setzt darauf, anstelle von herabsetzenden Beziehungsbotschaften eine Schrittfolge von vier Komponenten anzustreben:
Beobachtung und Beschreibung der Tatsachen ohne Bewertung (z.B. «Du bist dann gegangen», statt: «Du hast dich aus dem Staub gemacht.»)
Das eigene Gefühl benennen, ohne den anderen dabei implizit zu beschuldigen (z.B. «Ich war traurig darüber», statt: «Ich fühlte mich ausgegrenzt/missachtet.»)
Das Bedürfnis, das zu dem Gefühl führt, erkennen und benennen (z.B. «Ich würde gerne vollwertig dazugehören und über alles informiert werden.»)
Eine konkrete Bitte an den anderen formulieren, wie er dazu beitragen kann, dass das Bedürfnis (in 3 .) erfüllt wird (z.B. «Würdest du mich direkt ansprechen, wenn du dich über mich geärgert hast?»)
Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Verträglichkeiten und Unverträglichkeiten mit der Kommunikationspsychologie von Schulz von Thun diskutiert Larissa Stierlin ( 2010 ).
Literatur
Rosenberg, M.: Gewaltfreie Kommunikation.
Stierlin, L.: Kommunikationspsychologie nach Schulz von Thun und Gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg – eine gegenseitige Bereicherung? In: Schulz von Thun, F./Kumbier, D. (Hg.): Impulse für Kommunikation im Alltag, S. 115 ff.
Gruppendynamik
Sobald Menschen in → Gruppen zusammenkommen und dort miteinander interagieren, werden Kräfte frei: Sympathie und Antipathie, Solidarität und Rivalität, Vereinzelung und Cliquenbildung, Vertrauen und Fremdeln. Und über kurz oder lang entstehen fast unweigerlich Konflikte. Wie viel persönliche Themen haben Platz in einem Kommunikationsseminar, in dem es um professionelle Gesprächsführung geht? Wie viel Raum darf der Einzelne sich in der Gruppe nehmen? Gruppendynamik findet statt, sobald Menschen aufeinandertreffen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen (müssen). Das gilt für die erste Zusammenkunft der Teilnehmer eines Volkshochschulkurses ebenso wie für ein Lehrerkollegium, das seit 15 Jahren zusammenarbeitet. Sich wiederholende Phasen der Auseinandersetzung, Einigung und Kooperation sind nötig, damit sich eine Gruppe weiterentwickeln kann.
Von B. W. Tuckman ( 1965 ) stammt die Differenzierung von Gruppenprozessen in die vier Phasen Forming (Findungsphase), Storming (Konfrontationsphase), Norming (Vereinbarungsphase) und Performing (Kooperationsphase). Die vier Phasen gehen nicht stufenförmig, sondern fließend ineinander über, und sie werden meist nur in dem Umfang durchlaufen, der zum aktuellen Zeitpunkt gerade notwendig ist. So streitet man sich in einer konstruktiven Stormingphase nicht um alle denkbaren strittigen Punkte, sondern nur um die gerade vordringlichen. Diese Strukturierung ist ein Versuch, das komplexe Gruppengeschehen zu verstehen – darüber hinaus kann sie Führungs- und Leitungskräften dabei helfen, Gruppen in ihrer Entwicklung zu unterstützen (s. Abb. 27 ).
Abb. 27 :
Wiederkehrende Phasen des Gruppen-/Teamprozesses (nach Tuckman, erweitert von Stahl)
Jede der Phasen beinhaltet im Kleinen alle Phasen in ihrer Gesamtheit.
Forming: Das Thema dieser Phase ist «Kontaktaufnahme». Die Teilnehmer einer mehrteiligen Seminarreihe lernen sich im ersten Kurs in der Vorstellungsrunde kennen. Konventionen bestimmen den Umgang miteinander, man siezt sich und macht Smalltalk. In den Pausengesprächen werden Gemeinsamkeiten gesucht («Urlaub in Andalusien wollen Sie machen? Ja, da war ich auch schon mal, wunderschöne Gegend!»). Konflikte werden in dieser Phase eher vermieden, zu groß ist die Gefahr, gleich als Unruhestifter
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