Mithgar 10 - Die schwarze Flut
hören sollen.
Sofort rannten sie wieder hinein in den Wald und schnurstracks in die nächste Falle, es ist kaum zu glauben. Diesmal kämpften wir mit Schwert, Pike und Pfeil, und ein großes Gemetzel fand statt unter der Rukhenbrut.
Schreiend rannten sie aus dem Wald in Sicherheit, denn sie verstanden nicht, zwischen den Bäumen zu kämpfen, wussten nicht, wie man sie als Schild und Schutz benutzt. Und das war das Ende des ersten Tages.
Stundenlang leckten sie nun ihre Wunden, doch dann kamen die Ghule. Gar wütend heulten sie, mir gefror das Blut in den Adern, als ich es hörte.
Aufs Neue wagten sie sich in den Wald, doch diesmal krochen sie vorsichtig voran. Wir lösten uns vor ihnen auf wie Rauch, lockten sie in Baumfallen und Fallgruben, töteten sie mit Pfeilen aus Verstecken in sicherer Entfernung. Dennoch kamen sie voran, während wir uns zurückzogen. Und das war das Ende des zweiten Tages.
Zuletzt führten wir sie zum großen Eichenlabyrinth, und sie spazierten ahnungslos hinein. Nun teilte sich ihre gewaltige Streitmacht, während sie in diesem Wald umherirrten.
Zersplittert waren sie nun in einzelne Gruppen, und wir fielen eine nach der anderen an und töteten sie, bis sie kreischend vor Angst Reißaus nahmen.
Nun wurden die Ghule sehr zornig, und sie sprengten in wilder Raserei in den Wald, auf schnellen, schwarzen Helrössern. Hundert von ihnen rasten zwischen die Bäume, wo Männer mit langen Lanzen versteckt lagen. Dann sprangen die Männer auf, die Lanzen aber blieben gut in den Boden gestemmt. Es war zu spät für die Ghule, sie konnten nicht mehr abdrehen, und sie rasten mit voller Wucht in die großen Speere und wurden vom Holz aufgespießt. Elfen mit funkelnden Schwertern sprangen zwischen die Gefallenen und hackten sie ruck, zuck in Stücke. Hundert Ghule hatten wütend angegriffen, weniger als dreißig flohen ängstlich. Und das war das Ende des dritten Tages.
Nach Osten zogen sie sich zurück, am Rande des Weitimholz marschierten sie an uns vorbei in Richtung der Signalberge.
Aberhunderte hatten wir niedergestreckt, aber auch wir blieben nicht ungeschoren, denn viele unserer Brüder waren gefallen - Menschen, Elfen und Wurrlinge gleichermaßen. Und ob wir noch einmal so kämpfen könnten, das weiß ich nicht, denn unser Blutzoll war beträchtlich.
Doch eines kann ich sagen: Der böse Modru wird es sich zweimal überlegen, ob er sich noch mal ins Weitimholz wagt, denn es wird ihn teuer zu stehen kommen, diese Lichtungen zu erobern.«
Mit diesen Worten sprang Baskin auf sein Pony, während Tuck und Galen ihr Pferd bestiegen, und sie ritten weiter durch den Wald. Tuck konnte nur staunen, welchen Sieg das Bündnis des Weitimholz errungen hatte.
Baskins Pony kam zwischen den Bäumen schnell voran, und sie legten beinahe dreißig Meilen zurück, ehe sie ihr Lager aufschlugen. Und die ganze Zeit sahen sie weder Wurrling, Mensch noch Elf, obwohl Tuck fühlte, dass sie in Sicherheit waren, als würde der dichte Wald selbst sie bewachen.
Schon bald nach ihrem Aufbruch am nächsten Morgen kamen sie ins Lager des Weitimholz-Bundes. Männer, Elfen und Wurrlinge waren dort versammelt, und alle sahen Tuck und Galen auf ihrem schwarzen Pferd neugierig an, als sie Baskins Pony zur Mitte des Lagerplatzes folgten.
Arbagon Morast, Bokker, Hauptmann der Wurrlinge, saß am Hauptfeuer. Er war klein, drei Zoll kleiner als Tuck, und hatte saphirblaue Augen und braunes Haar. Als er erfuhr, wen er in Galen vor sich hatte, schickte er Boten los, und bald darauf traf ein rundlicher Mann, Bockelmann Bräuer aus Steinhöhen, ein und kniete vor dem Prinzen nieder. Kurz danach kam ein hoch gewachsener Elf namens Inarion, einer der Wächter Lians aus Arden. Diese drei - Arbagon, Bockelmann und Inarion - waren die Befehlshaber des Weitimholz-Bundes.
»Das ist ja eine schlimme Neuigkeit, die ich nie im Leben erwartet hätte«, sagte Bockelmann Bräuer, der Inhaber des Weißen Einhorns, des Gasthofs von Steinhöhen. »Die Feste niedergebrannt und aufgegeben. Was wird Modru wohl als Nächstes tun?«
»Was es auch ist, ich denke, er wird sich vom Weitimholz fernhalten, nach der Tracht Prügel, die wir ihm verpasst haben.« Arbagon erhob sich zu seiner vollen Größe von drei Fuß und drei Zoll und holte Tuck eine neue Tasse Tee.
»Sei dir dessen nicht so sicher, kleiner Freund«, sagte Inarion leise, »denn wir sind ein Stachel in Modrus Fleisch, und er wird trachten, ihn herauszuziehen, wenn er sich mit voller
Weitere Kostenlose Bücher