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Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Titel: Mithgar 10 - Die schwarze Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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oder noch weiter entfernt.
    Die Leute weinten und schrien vor Angst, manche fielen in Ohnmacht; während sich andere in den Schänken betran ken. Die einen flohen in ihre Höhlen, andere suchten in ihren Kellern Zuflucht. Doch die meisten saßen einfach da, sahen zu und warteten, die Arme um ihre Bokker und Mammen gelegt, um ihre Väter und Mütter, Greiser und Grumen oder um Onkel, Tanten, andere Verwandte oder Freunde, denn sie wussten nicht, was sie anderes tun sollten.
    Doch der gewaltige Drachenstern raste nicht in Mithgar hinein, sondern flog vorbei. Sein langer, glühender Schweif allerdings fegte über die Welt - und brachte unermessliches Leid über Mithgar, wie es hieß. Tagelang noch sah man den hellen Schein des Drachensterns am Himmel, tagsüber nunmehr, wie er auf die Sonne zuraste. Und zuletzt schien ihn die Sonne zu verschlingen, aber später spuckte sie ihn auf der anderen Seite wieder aus. Und der Drachenstern jagte zurück in die Weiten des Alls, nun hinter seinem eigenen Schweif, seinem Atem oder seiner Flamme her; er wurde von Tag zu Tag schwächer, bis er schließlich verschwunden war. Noch Wochen danach verging kein Tag, an dem die Sonne und der Himmel kurz vor der Abenddämmerung nicht ein trübes Rot erkennen ließen - ein blutiges Rot, wie manche behaupteten. Nachts erglühten gewaltige, wehende Vorhänge aus waberndem Licht am Himmel - einige nannten es Mithgars Leichentuch. Ein Schleier senkte sich vor das Antlitz des Mondes und verging wochenlang nicht. Und eine Fieberplage wütete im ganzen Land; viele starben. Milch wurde sauer, Kühe standen trocken, die Ernte missriet; Hühner legten keine Eier mehr, Hunde bellten ohne Grund, und einmal regnete es acht Tage lang ohne Unterlass. Man erzählte sich, es seien Kälber mit zwei Köpfen und Schafe ohne Augen zur Welt gekommen, und manche behaupteten, sie hätten Schlangen gesehen, die sich zu Reifen rollten.
    Wo immer Wurrlinge zusammenkamen, brachen mächtige Streitereien aus. Viele vertraten die Ansicht, alle diese merk würdigen Geschehnisse seien vom Drachenstern verursacht worden. »Unsinn!«, sagten andere. »Es handelt sich größtenteils um ganz gewöhnliche Ereignisse, wie wir sie schon früher beobachtet haben. Und manche von diesen Geschichten sind ohnehin nur wilde Fantastereien. Nur einige wenige Dinge können möglicherweise dem Drachenstern angelastet werden.«
    Langsam kehrte das Land zum Normalzustand zurück. Die Fieberplage ebbte ab und verlosch schließlich, Mithgars Leichentuch und die blutroten Sonnenuntergänge verschwanden allmählich, Kühe kalbten, Hühner legten Eier, und die Früchte des Feldes wuchsen wieder. Doch niemand, der den Drachenstern gesehen hatte, würde ihn jemals vergessen; er würde ein Ereignis bleiben, über das Generation auf Generation sprach, bis auch er zu einem Teil der Sagen und Legenden wurde, die man sich am Kamin erzählte, so wie die Dorngänger nun an ihrem Lagerfeuer über ihn sprachen. »Ja, ich hab ihn gesehen«, sagte Dilbi Helk und blickte in die Runde, »aber wer hat ihn nicht gesehen? Ich weiß noch, wie ich mit meiner Grume auf dem Hügel bei unserem Bauernhof gesessen habe, und sie sagte: >Da kommt nichts Gutes bei raus, Junge, denk an meine Worte. Das bedeutet, dass der Hochkönig stirbt oder etwas Ähnliches, wenn nicht sogar schlimmer.< Und ich sagte: >Was könnte noch schlimmer sein, Großmutter ?< Da wurde sie aschgrau im Gesicht, und ihre Stimme klang ganz hohl, als sie sagte: »Der Untergang von Mithgar.< Ich kann euch sagen, ich hatte vielleicht Angst!« Dilbis Augen wurden groß, und er blickte gedankenverloren ins Leere, dann erschauderte er und sah mit einem nervösen Lachen zu den anderen auf. »Na, aber der Hochkönig lebt, und Mithgar ist auch noch da, also dürfte sie sich wohl geirrt haben.« Zuerst sprach niemand; dann sagte Tarpi: »Vielleicht hatte sie aber doch recht, wo sich jetzt Modru im Norden wie der rührt. Vielleicht sollte uns der Drachenstern davor warnen. «
    »Und wenn er ein Sendbote von Adon war?«, spekulierte Arbin. »Möglicherweise wollte er uns von diesem bevorstehenden Krieg erzählen, aber wir haben seine Botschaft einfach nicht verstanden.«
    »Ach was, Sendbote!«, platzte Danner angewidert heraus. »Genauso gut kannst du sagen, Modru hat ihn geschickt. Oder gar der verfluchte Gyphon persönlich! Pah! Der Untergang Mithgars, dass ich nicht lache.«
    »Jawohl, Danner, du alter Besserwisser! Ein Sendbote!«, schrie Arbin, rot im Gesicht

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