Mithgar 12 - Der schwaerzeste Tag
Turm: Bum… Bum… Bum! Und durch die Fensterschlitze sah man, wie sich tiefste Finsternis auf die Welt herabsenkte.
Modru drehte sich zu Laurelin um und zischte: »Es ist Zeit, denn die Stunde des Sonnentodes ist gekommen.«
Und der Böse zog seine schwarzen Handschuhe aus, seine großen, klauenartigen Hände ergriffen das Steinmesser und hielten es in die Höhe; und er begann einen Sprechgesang anzustimmen, den er aus dem dicken Buch ablas - kehlige, schamlose Worte der Macht, niederträchtig, bösartig, gemein.
Noch immer schlug der Gong, und Merrilis Herz hämmerte furchtsam bei dem unheilvollen Klang. Doch sie, Bert, Dill, Ted und Arch führten eine kleine Gruppe von sonnentodblinden Kriegern an der Hand: fünf Wurrlinge leiteten achtzehn Menschen. Und sie steuerten zwischen den verstreuten Gruppen des ebenfalls geblendeten Madenvolks hindurch auf den Turm zu.
Schließlich kamen sie zu dem hohen Gemäuer und bahnten sich ihren Weg zu einer Tür. Flüsternd wurden Anweisungen weitergegeben, und Männer erhielten die Mahnung, sich nicht von der Stelle zu rühren und still zu sein, da Gezücht in der Nähe war. Und dann öffneten die vorsichtigen Wurrlinge mit angelegten Pfeilen langsam die Tür. Fackellicht strömte ins Freie, und die Männer konnten auf einmal wieder sehen. Har!, schrien Rukhs, als sie das Licht über den Hof fluten sahen. Geschwind rannten die Männer mit dem Schwert in der Hand in das Gebäude und schlugen die Tür hinter sich zu.
Vor ihnen lag ein leerer Gang.
»Schnell jetzt!«, kommandierte Galen mit leiser, aber drängender Stimme. »Wir müssen uns beeilen. In diesen Fluren könnten sich welche vom Gezücht aufhalten, und ohne Frage werden einige von draußen nachkommen. Lasst uns hinauf zur Spitze gehen, denn wenn das kleine Volk recht hat, dann sitzt in dieser Zinne das schwarze Herz des Dusterschlunds, und das müssen wir zerstören.«
Rasch liefen sie die Stufen nach oben, und unterwegs sahen sie kein Gezücht. Eine Treppenflucht… eine zweite… und noch eine, und dann kamen sie zu einem offenen Steinboden, über dem der Turm in die Höhe stieg. Und sie begannen den Aufstieg über die lange Wendeltreppe, die sich innerhalb der Mauern nach oben wand, voran König Galen mit Stahlherz in der Hand und hinter ihm Menschen und Wurrlinge. Absatz um Absatz passierten sie auf ihrem Weg nach oben, wo jeweils ein Fensterschlitz den Blick auf die Sonnentodschwärze draußen freigab. Schon näherten sie sich der Spitze und konnten am Ende der Treppe eine Tür sehen. Sie erreichten einen weiteren Treppenabsatz, und dort lag ein toter Hlök in seinem Blut, und in seinem Herzen steckte ein kurzer Pfeil.
Und während sie das letzte Stück der Treppe emporhasteten, sahen die Wurrlinge einander fragend an, denn dieser Hlök dort unten war zweifellos von einem Pfeil des Kleinen Volkes getötet worden - aber wer konnte ihn abgefeuert haben? Sie erreichten den letzten Absatz, und siehe da!, ein zweiter Hlök lag von einem Pfeil durchbohrt vor der eisenbeschlagenen Tür, und auch ihn hatte das Geschoss eines Bokkers getötet.
Mit hoffnungsvoll pochendem Herzen bückte sich Merrili, um den Pfeil zu untersuchen, doch ehe sie dazu kam…
Der schrille Schrei einer Frau ertönte hinter der Tür, dazu verzweifelte und in großer Not gerufene Worte, deren Bedeutung nicht zu verstehen war.
Doch Galen erkannte die Stimme. »Laurelin!«, schrie er und warf sich gegen die Tür - vergebens. Wild irrte sein Blick umher. »Die Bank! Die Steinbank!«, rief er und sprang zu dem schweren Sitzgerät unter dem Fensterschlitz. »Wir benutzen sie als Ramme, um die Tür einzudrücken!«
Und als Vanadurin ihm zu Hilfe eilten, landete mit einem dumpfen Laut ein schwarzer Pfeil in der Tür. Merrili und die Bokker krochen an den Rand des Treppenabsatzes. Dort unten schwärmte im Schein der Fackeln ein Haufen des Madenvolks lärmend nach oben. Sssch! Ssssch! Weitere Pfeile mit schwarzen Schäften zischten hinauf und wurden von tödlichen Wurrlingsgeschossen erwidert, die nach unten flogen. Und als die Männer die schwere Steinbank aufhoben, um die Tür damit einzurennen, drang ein weiterer durchdringender Schrei aus Modrus Gemach.
Bum… Bum… Bum! Noch immer schlug der Gong, während Tuck langsam über die Außenmauer kletterte, indem er sich an reifbedeckte Steine klammerte und die Füße in Mauerritzen zwängte. Die Zähne biss er vor Schmerz zusammen, und die Augen hielt er fest auf die Wand vor ihm gerichtet, um
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