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Mithgar 12 - Der schwaerzeste Tag

Titel: Mithgar 12 - Der schwaerzeste Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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und er war nicht mehr mattrot, sondern leuchtete kräftig scharlachrot im schwarzen Licht, das aus dem Myrkenstein strömte. Aus einem seltsamen, leichten Metall gefertigt, hatte dieser Pfeil eine heroische Reise im Köcher des Wurrlings hinter sich: von der Feste Challerain ins Weitimholz und von dort ins Ardental, durch Drimmenheim und den Lerchenwald, den Argon hinab und zurück zur Günarring-Schlucht und weiter den Grimmwall hinauf und über den Gruwenpass nach Gron hinein und schließlich über das Klauenmoor und unter den Wällen der Festung hindurch bis hinauf zu diesem Raum an der Spitze des Eisernen Turms. Und wie von einem fremden Willen gelenkt griff Tucks Hand nach dem roten Pfeil und legte ihn an die Sehne. Doch genau in dem Augenblick, in dem Tuck den Pfeil anlegte, hörte die wallende Bewegung der Luft gänzlich auf, und nun stand Gyphon - der Große Böse - endlich auf Mithgar, in körperlicher Form, aber noch machtlos, bis er Opferblut getrunken hatte und der Myrkenstein gelöscht war. Das Schicksal der Welt schwankte am Rande des Abgrunds.
    Und Tuck stand auf und spannte den Bogen mit dem roten Pfeil bis zum Anschlag. »Nein!«, schrie Laurelin.
    Denn im selben Moment, da Gyphon Mithgar betrat, sah die Prinzessin den Wurrling im Halbdunkel auf seinem Sims aufstehen; und am zerkratzten Gesicht und an der silbernen Rüstung, die durch das zerrissene Wams schimmerte, erkannte sie Tuck, und sie sah, dass er auf Modru zielte.
    »Nein!«, schrie sie noch einmal, mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte. »Töte Gyphon! Töte den Großen Bösen!«
    Den Großen Bösen? Und dann begriff Tuck. Er richtete seinen Bogen auf die schöne, leuchtende Gestalt. Doch wie kann solche Schönheit böse sein? Und auch wenn ich Gyphon töte, wird Modru die Prinzessin ermorden, ehe ich einen zweiten Pfeil anlegen kann.
    Erneut richtete Tuck den Bogen auf Modru, aber der Böse hatte sich rasch umgedreht und den Wurrling erblickt, und das Myrkensteinmesser bedrohte nun Laurelins Kehle, wenngleich er mit seinem schamlosen Sprechgesang fortfuhr.
    »Gyphon!«, entrang sich ein Schrei tief aus Laurelins Seele. »Töte Gyphon!«
    In diesem Augenblick - Bum!… Bum!… Bum! - erzitterte die eisenbeschlagene Tür unter dem Ansturm einer Ramme, Splitter flogen unter der Wucht der Schläge aus dem Holz, aber der mächtige Riegel hielt.
    Erneut richtete der Bokker seinen Bogen auf Gyphon, aber er brachte es nicht fertig, zu schießen, denn wenn er es tat, würde Laurelin sterben; und so visierte er wieder Modru an… doch Tuck begriff, dass Modru nur ein Diener des Großen Bösen war, und diesen Diener zu töten, seinen Meister dagegen leben zu lassen, wäre wohl die reinste Torheit. Außerdem würde dann vielleicht der Meister die Prinzessin ermorden, um das Ritual zu vollenden, ehe Tuck einen zweiten Pfeil an die Sehne legen konnte. Bum!… Bum!… Bum!
    Und während der Wurrling zwischen den beiden Zielen schwankte, regten sich tief in ihm zwei Erinnerungen: Die Inschrift in Othrans Grabmahl:
    Bewahr den roten Pfeil Bis zur bestimmten dunklen Stund.
    Und Raels Rätselspruch:
    Keinem von zwei Übeln gelte dein Hieb;
    Vielmehr sei die Dunkelheit zwischen ihnen dein Ziel.
    Plötzlich wurde dem Wurrling die geheime Bedeutung dieser beiden Rätsel klar und erlöste ihn aus seinem Zwiespalt. Und während die Ramme krachend gegen die Tür anrannte, Holz splitterte und der Riegel ächzte, zielte Tuck rasch auf den Myrkenstein, doch wiederum zerrte der schwarze Klecks an seinen Utruniaugen, und sein verbliebenes Sehvermögen war verschwunden: Er konnte nicht mehr sehen.
    In seinem Kopf hallte die Stimme des alten Barb: Die Pfeile, die sich verirr’n, kannst du genauso gut verlier’n.
    Modrus Sprechgesang verstummte!
    Und Tuck wusste, er musste sofort schießen.
    Adon, leite meinen Pfeil, betete der erblindete Tuck inständig. Roter Pfeil, flieg ins Ziel. Und er ließ den Schaft von der Sehne schnellen.
    Wie ein scharlachroter Strich zischte der rote Pfeil durch den Raum und traf den Myrkenstein genau in die Mitte; tief drang das seltsame Metall in den schwarzen Klecks. Und eine grelle Detonation schleuderte Tuck zurück gegen den Fenstersims, zerfetzte die halb eingeschlagene Tür, dass Splitter und Späne flogen, und warf Galen und seine Begleiter auf den Treppenabsatz zurück, während ihre Steinbank in Scherben zersprang, als sie auf die Stufen stürzte. Und ein grausam heller Lichtschein flackerte auf und durchflutete den Raum mit

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