Mithgar 12 - Der schwaerzeste Tag
Ende der Finsternis. Sie wussten, wenn die Schlacht erneut begann, würden sie den Hakenspeeren und Krummsäbeln der Ghule erliegen.
Doch als die Finsternis dann endlich wich, tauchte der strahlende Rand der Sonne allmählich hinter dem unsichtbaren Mond auf. Und vor den staunenden Augen der Vanadurin zerfielen Ghule und Helrösser zu ausgedörrten Hüllen, und ein kalter Wind strich durch ihre Asche.
Am Gruwenpass wappneten sich Vidron, Talarin und die noch lebenden Männer und Elfen für den letzten Angriff. Plötzlich aber verschwand der Dusterschlund, und ein Bo gen der teilweise verfinsterten Sonne leuchtete. Und das Hohngeschrei der Brut verstummte, denn sie waren dem Verderben anheimgefallen.
Im Land des Dornwalls fanden die Kämpfe ihr Ende in einem Ort namens Ruten im Zentrum der Sieben Täler, denn dort wütete die Horde gerade, als der Dusterschlund zusammenbrach und die Sonnensichel auf das Gezücht herniederbrannte. Zwergenkönig Brek von Minenburg, König Dorn von Riamon und Coron Eiron aus Darda Galion versammelten sich auf dem Schlachtfeld vor den Hängen des Rimmengebirges. Sie blinzelten zur soeben auftauchenden Sonne empor und dann hinab auf den Kampfplatz, wo Menschen, Zwerge und Elfen von Ehrfurcht ergriffen zwischen den Toten und Verwundeten umhergingen. Von der wüsten Horde war nichts mehr zu sehen, außer zerrissener Kleidung, leeren Rüstungen und herabgefallenen Waffen… und Asche, in die der Wind fuhr.
Das Land Jugo war nicht in völliger Finsternis versunken, denn dort verschlang der Mond die Sonne nicht ganz. Manor und Reggian hatten beobachtet, wie die Lath von Hyree zu Beginn der schrecklichen Verdunklung betend auf die Knie gefallen waren. Langsam hatte sich der verborgene Mond quer über die Sonnenscheibe gefressen, während Aranor und Reggian debattierten: Der König von Valon beabsichtigte einen sofortigen Angriff auf die im Staub liegenden Hyranier, während der Haushofmeister von Pendwyr dazu riet, bis zum Moment des tiefsten Dunkels zu warten. Und Reggian setzte sich durch, denn er argumentierte, dass die Lakh im Bann ihrer eigenen Gesänge stehen würden, wenn es so weit war. Und so warteten sie angriffsbereit in den nördlichen Aus läufern der Brinhöhen. Schließlich erreichte die partielle Finsternis ihren tiefsten Punkt, die Hörner von Pellar und Valon schmetterten laut und Reiter donnerten über die Ebene.
Einige der Lakh schauten von ihrem Gebetsritual auf, sahen das Heer heranstürmen und sprangen schreiend auf. Und schon fuhren alle Hyranier in die Höhe, die Waffen in der Hand, bereit, dem zahlenmäßig unterlegenen Heer entgegenzutreten. Und die dunklen Männer blickten auf Befehle wartend zu ihren Anführern, und die Anführer schauten zu den Gesandten mit den toten Augen und den schlaff herabhängenden Kiefern, die ihre Schlachten lenkten. Doch in diesem Augenblick verzerrte Todesqual die Gesichter der Stellvertreter, sie rollten mit den Augen, bis das Weiße hervortrat, Speichel floss aus den grotesk entstellten, kreischenden Mündern und ihre Gliedmaßen zuckten in Krämpfen. Und dann, als hätte jemand die Fäden von Marionetten durchtrennt, stürzten sie leblos zu Boden.
Doch obwohl die Anführer nun wussten, dass in ihrer Befehlskette oder vielleicht gar im Eisernen Turm selbst etwas nicht in Ordnung war, gaben sie weiter Befehle an ihre Männer, denn dieser Kampf ging gegen ihre alten Feinde. Und so brüllten die Führer der Hyranier Kommandos, während die Reiter aus Valon und Pellar in ihre Reihen stürmten. Eine wütende Schlacht begann, und die Lakh von Hyree kämpften mit der Kraft und Zuversicht von Glaubensfanatikern denn dies war der Tag, an dem die uralte Prophezeiung in Erfüllung gehen würde.
Speere und Säbel trafen auf Piken und Krummsäbel, und dann zog sich das angreifende Heer zurück, doch nur, um sich neu zu formieren und erneut zuzuschlagen. Und langsam gab der unsichtbare Mond die Sonnenscheibe frei. Wieder stieß die Legion in die Hyranier, und wieder klirrte Stahl auf Stahl, Eisenspitzen drangen in Fleisch, und Klingen schlugen tiefe Wunden.
Männer stürzten tot zu Boden, während die Sonne aus ihrem Versteck kroch.
Noch einmal wich das Heer zurück, um sich neu zu ordnen; seine Reihen waren bereits stark dezimiert. Aranor und Reggian ritten aufeinander zu, um zu entscheiden, ob sie den Angriff fortsetzen oder den Rückzug antreten sollten.
Die Sonne kam vollständig hinter dem Mond hervor.
Und Gyphon erschien nicht
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