Mithgar 12 - Der schwaerzeste Tag
waren. Alles in al lern sollten diese Arbeiten drei Jahre in Anspruch nehmen, aber das wusste noch niemand, als man damit begann.
Am Langen Tag des Jahres - oder dem MittJahrestag, wie ihn manche nannten - heiratete Tuck Sunderbank Merrili Holt. Die Luft war erfüllt von Feuerwerk, und es gab ein großes Fest, denn es war nicht nur der Hochzeitstag der beiden, sondern auch der jährliche Feiertag für all jene, die im vergangenen Jahr Geburtstag gehabt hatten - was natürlich ausnahmslos alle betraf -, besonders aber für jene, die von einem Altersnamen in den nächsten wechselten, so wie Merrili, die von einer Maid zur Jungmamme geworden war.
Im August desselben Jahres zogen die Neuvermählten in die Wurzel, denn die Arbeiten daran waren endlich beendet. Sie veranstalteten ein großes Fest zum Einzug, und nahezu alle Leute von Waldsenken und Lammdorf kamen und staunten über Tucks Bau. Im September traf ein reitender Bote in der Wurzel ein und brachte eine Nachricht von Hochkönig Galen, der um Herrn und Frau Sunderbanks Teilnahme an der Hochzeit von Galen, Sohn des Aurion, mit Prinzessin Laurelin von Riamon bat. Die Heirat des Hochkönigs fand in den goldenen Tagen des Herbstes statt. Nie zuvor hatte Caer Pendwyr solchen Prunk und Glanz gesehen. In den letzten Wochen vor dem großen Ereignis schien es, als würde täglich neuer und farbenprächtiger Hofstaat in der Burg des Hochkönigs in Pellar eintreffen. Königreiche aus allen Winkeln der Welt schickten großzügige Geschenke: Gelen, Leut, Thol, Juta, Gothon, Vancha, Tugal, Alban, Hurn und noch fernere Länder, die kaum jemand kannte. Und auch Könige kamen auf dem Land- und Seeweg, um den Feierlichkeiten beizu wohnen. Natürlich war König Dorn aus Riamon anwesend, denn Laurelin war seine Tochter. König Aranor und Königin Alare von Valon erschienen mit einem großen Gefolge Harlingar. Coron Eiron, der traurig blickende Elf aus Darda Galion, kam ebenso wie Fürst Talarin mit Gemahlin Rael und Sohn Gildor. Staunend schaute das Volk zu, als die strahlenden Elfen und ihre Eskorte zur Burg strebten. Aus Darda Erynian kamen Ural, ein Riese von Mann, Häuptling der Baeron, und seine Gattin Aska. Es kam auch ein unscheinbarer Mann aus Steinhöhen, Bockelmann Bräuer, begleitet von Elfenfürst Inarion und Arbagon Morast vom Kleinen Volk. Rossmarschall Vidron, Reichsmarschall Ubrik und zahlreiche weitere Krieger waren zugegen. Und auch Zwerge marschierten nach Caer Pendwyr: König Brek von Minenburg; Zwergfürst Borta aus den Roten Bergen. Und in seiner Begleitung: Brega, Bekkis Sohn. Weitere Gäste kamen aus Wellen, Trellinath und Rian sowie anderen Orten in Mithgar. Es war jedoch ein Vertreter des Kleinen Volkes, der ehrfürchtige Stille auslöste, als er den Mittelgang des Festsaals hinabhumpelte, um seinen Ehrenplatz einzunehmen. Zu seiner Rechten schritt eine schwarzhaarige Mamme, zu seiner Linken ein winziger Bokker in goldener Rüstung. Er selbst trug einen silbernen Brustpanzer, und seine saphirblauen Augen starrten blind aus dem narbenübersäten Gesicht. Es war der Träger des roten Pfeils, der Bezwinger des Myrkensteins, Tuck Sunderbank, Held des Reiches. Den ganzen Tag lang läuteten zu diesem Fest in Caer Pendwyr wie überall in Pellar die Glocken, und sie läuteten Veränderungen ein, denn Galen, der in Scharlachrot und Gold prunkte, hatte die strahlende Laurelin von Riamon zur Frau genommen. An diesem Tag wurden auch die Reichsherren ins Leben gerufen, vom Hochkönig ausgewählte Männer, Verteidiger des Landes, Streiter für die gerechte Sache. Denn wie Galen zu Tuck, Merrili und Patrel sagte: »Nie wieder soll uns eine Gefahr wie Modru unvorbereitet treffen. Diese vertrauenswürdigen Wächter werden die Reiche behüten, still und unauffällig. Vielleicht verleiht das dem Tod von Danner und allen anderen, die im Winterkrieg gefallen sind, zumindest ein wenig Sinn.«
Am Abend fand ein großer Ball statt, und viele kamen, um Tuck ihren Respekt zu bezeugen. Und erst im Nachhinein wurde dem Bokker bewusst, wie viele tapfere Kameraden er im Laufe des Krieges kennengelernt hatte, und in der Nacht sagte er zu Merrili: »Ich dachte, ich hätte diesen Feldzug in der Begleitung von Fremden begonnen, aber jetzt stelle ich fest, dass sie die ganze Zeit meine Brüder waren. « Das ganze Jahr über hatten Stürme mit nie erlebter Gewalt getobt, als hätte der Dusterschlund das Wetter auf der Welt gehörig durcheinandergebracht. Und der Winter des Jahres 4E2019
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