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Mithgar 13 - Zwergenzorn

Mithgar 13 - Zwergenzorn

Titel: Mithgar 13 - Zwergenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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zurückblieb und in einigem Abstand die Pferde führte. Sein Platz war bei weitem der gefährlichste, denn den Pferden konnte man nicht begreiflich machen, dass sie »den Mund halten« mussten.
    Langsam erklommen sie den Weg zum Crestan-Pass, einer Kerbe im Sattel zwischen zwei Gipfeln des Grimmwalls. Sie konnten den Spalt weit über sich als Silhouette in der Morgensonne ausmachen, deren Licht durch den Pass fiel und von den Bergspitzen reflektiert wurde. Die Hänge waren mit Schnee bedeckt, aber hier und da enthüllten kahle Stellen ein Gewirr aus Schieferplatten und zerklüfteten Felsbrocken, die sich in einem sehr labilen Gleichgewicht zu befinden schienen. Leise und vorsichtig marschierten sie dem Pass entgegen und bemühten sich, wenig oder gar kein Geräusch zu verursachen. Doch sie konnten hinter sich das Klappern der Pferdehufe und das Knirschen der eisenbeschlagenen Räder auf dem Gestein hören. Zwirn schaute immer wieder zu den über ihnen hängenden Felsen auf und dachte dabei: Bitte nicht ins Rutschen kommen. Bitte fallt nicht auf uns oder auf den Wagen. Ich werde nicht husten oder niesen und ihr werdet nicht auf uns fallen.
    Schließlich, als die Sonne im Zenith stand, erreichten sie endlich die Passhöhe, und das Schweigegebot galt nicht mehr. Sie aßen etwas und ruhten sich eine Weile aus. Der Weg war steil und der Aufstieg in der dünnen Luft anstrengend gewesen, daher war die Pause mehr als willkommen. Doch nach kurzer Zeit mussten sie sich an den Abstieg machen. Sie wollten die tieferen Regionen vor Einbruch der Nacht erreichen, denn sie konnten um diese Jahreszeit nicht nachts im Hochgebirge bleiben, dafür war es zu kalt. Der schwere Marsch musste in einem einzigen Tag bewältigt werden.
    Sie begannen den Abstieg auf der Ostseite, weiterhin mit geschultertem Rucksack und geführtem Gespann. Sie waren erst eine Meile weit gekommen, als die Pferde zu scheuen anfingen und anscheinend nicht weiterlaufen wollten. Kian ließ die Gruppe anhalten und betrachtete eingehend und gründlich die Hänge über ihnen. »Ich kann nichts Ungewöhnliches erkennen«, sagte er, »aber Tiere sind oft klüger als Menschen. Wir werden weitergehen, aber vorsichtig.«
    Sie folgten dem steilen Weg weiter nach unten, der wiederum durch Felswand auf der einen und Abgrund auf der anderen Seite begrenzt war. Im Norden und Süden konnten sie wenig erkennen, denn die Flanken der Berge beiderseits des Weges versperrten die Fernsicht. Aber voraus im Osten konnten sie unter sich die Überlandstraße erkennen, wie sie sich durch die Ausläufer des Grimmwalls wand und über ein Stück flaches Land zum Argon zog, um dann im Wald des Grünen Hauses – Darda Eiynian – zu verschwinden, der jetzt leuchtende Herbstblätter trug und dessen Ostende sich jenseits des silbrigen Nebels in der Ferne verlor.
    Sie hatten eine weitere Meile zurückgelegt und glaubten schon, die Tiere seien einfach nur übernervös, als Brauni und Dauni sich laut wiehernd und mit dampfenden, weit geblähten Nüstern aufbäumten und vor Entsetzen die Augen verdrehten. Sie wären durchgegangen, doch Anvals starker Arm bändigte sie. Fürst Kian eilte rasch zurück und hielt die Zügel fest. Zwirn hörte ein tiefes Grollen über sich, schaute auf und sah, wie der Berg sich bewegte und ihnen entgegen rutschte. »Seht doch!«, rief er und zeigte nach oben, aber die anderen hatten die Gefahr bereits entdeckt.
    »Da vorne! Dicht an die Wand!«, rief Borin, indem er loslief und zu einer Stelle eilte, wo die hoch aufragende Felswand ein wenig über dem Weg hing und dieser Überhang einen gewissen Schutz bot. Während dicke Gesteinsbrocken und große und kleine Felsen ihnen in einer gewaltigen Gerölllawine entgegen rutschten, rannten die Gefährten unter die Wölbung, und Anval lenkte den Wagen und betätigte die Bremse, da Kian einen Zügel in jeder Hand hielt und verzweifelt daran zog, um die Pferde unter die Deckung zu dirigieren. Dabei regneten bereits kleinere Steine auf sie herab, die dem gewaltigen Erdrutsch vorauseilten. Im letzten Augenblick schafften sie es unter den Überhang, wobei Anval Axt und Rucksack an sich riss und in die leichte Vertiefung sprang, während sich die graue Lawine über den Hang und in die Tiefe ergoss.
    Der Boden zitterte und bebte, als Geröll und Felsen herabfielen, so dicht, dass es dunkel wurde, so nah, dass sie die Hände ausstrecken und sie hätten berühren können, und so schnell, dass sie von dem Überhang abprallten und in die

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