Mithgar 15 - Drachenbann
müssen erfahren, dass Stoke tatsächlich wieder unter den Lebenden wandelt.«
Faeril protestierte. »Aber dann seid Ihr allein, Riatha! Ich kann nicht…!«
Riatha schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab. »Ihr müsst gehen, versteht Ihr? Unsere Lage ist ohnehin gefährlich, und wie Ihr selbst angemerkt habt, die Rüpt könnten über unsere Fährte stolpern. Gwylly und Aravan, und auch Urus, falls er lebt, müssen gewarnt werden … denn der Schlächter ist wieder auferstanden und wird erneut blutige Ernte unter unschuldigen Opfern halten.«
»Und was ist mit Euch, Riatha?«
»Eine von uns muss hier bleiben, Faeril, um das Monster zu verfolgen, falls es sich entscheidet zu verschwinden.«
»Das könnte ich genauso gut wie Ihr, Dara.«
»Das stimmt, Faeril. Aber ich habe mehr Erfahrung als Ihr, benötige weniger Schlaf und mein Schritt ist länger als Eurer, falls die Jagd über Land geht.
Nein, Faeril, ich sollte bleiben, während Ihr unsere Gefährten holt.«
Die Damman schwieg einen Augenblick. »Ich werde tun, was Ihr sagt, Dara, und ihnen berichten. Aber sobald ich es getan habe, werde ich zurückkehren.«
Die Elfe drückte nur schweigend Faerils Hand.
Die Stunden verstrichen, und kurz nach Mitternacht kehrte die zweite Gruppe zurück. Riatha weckte Faeril, und sie beobachteten die Szene, die sich unter ihnen abspielte. Diese Gruppe kam ebenfalls mit Jagdbeute, hauptsächlich Schneehasen, obwohl Riatha darunter auch ein größeres Tier entdeckte, möglicherweise einen Dachs. Diesmal kam ein Hlök aus einer der Höhlen, und erneut wurde das Wild hineingeschafft.
Kurz vor Tagesanbruch strömten Rukhs, Hlöks und Vulgs aus der Ostwand und eilten über den Boden des Kessels zu ihren eigenen Ritzen und Spalten. Es war, als hätte Stoke sie an verschiedene Orte geschickt, wo sie den Tag verbringen sollten. Warum er das tat, wussten jedoch weder Riatha noch Faeril zu sagen.
Es wurde Tag. Der fahle, graue Himmel schien ein Leichentuch über die Landschaft zu werfen. Von Süden her wehte ein kalter Wind heran, der dunkle Wolken mit sich brachte. Unter dem bewölkten Himmel brach Faeril zu ihrem beschwerlichen Weg zum Kloster auf, obwohl sie und Riatha wussten, dass ein Sturm aufzog. Doch ihr Auftrag war zu wichtig. Außerdem hatte Faeril trainiert, wie man in der Arktis überlebte, und so würde sie auch einen Sturm überleben. Also ging die Damman los und folgte den Anweisungen, die Riatha ihr gegeben hatte.
Die Elfe hatte geschätzt, dass das Kloster etwa vier bis fünf Werst nordwestlich von Stokes Schlupfwinkel lag, das ergab zwölf bis fünfzehn Meilen durch zerklüftetes Gelände. Natürlich hätte Faeril auch den ganzen Weg zum Gletscher zurückgehen und sich dann nach Südwesten zu dem Kloster wenden können, aber das hätte ihren Weg um viele Meilen verlängert - und vielleicht auch um ebenso viele Stunden. Außerdem bestand die Möglichkeit, dass die Vulgs ihre Fährte witterten, wenn sie eine Strecke wählte, die auch die Brut benutzte, was für alle eine Katastrophe bedeutet hätte. Also ging Faeril zu dem Bergsattel im Nordwesten, hinter dem sie Gwylly, Aravan und vielleicht auch Urus finden würde.
Mit einem Kiefernzweig verwischte sie ihre Spuren, um zu vermeiden, die Brut auf Riathas Aufenthaltsort aufmerksam zu machen. Etwa eine Meile lang tat sie dies und betete, dass die Vulgs ihre Fährte nicht witterten und die Elfe fanden. Als sie eine senkrechte Felswand entdeckte, ging Faeril dorthin und wischte ihre Spuren fort. Dann drückte sie sich an die Wand und begab sich von dort auf geradem Weg weiter. Mit einem Blick zurück überzeugte sie sich, dass ihre Fußspuren im Schnee scheinbar geradewegs aus dem Fels zu kommen schienen. Gut. Sollen die Rukhs und ihresgleichen darüber rätseln. Vielleicht glauben sie ja, dass eine Geheimtür in die Felswand führt. Sie kicherte, als sie sich vorstellte, wie die Brut einen Zugang in den soliden Fels suchte, und marschierte weiter.
Das Land war rau und zerklüftet, und immer wieder versperrten ihr Spalten und Schlünde den Weg. Manchmal musste die Damman zurückgehen und einen anderen Weg suchen, um das Hindernis herum. Gelegentlich musste sie sogar ihre Kletterausrüstung herausholen, um über ein Hindernis zu steigen. Dann wieder war der Weg zu glatt und steil, und sie suchte einen anderen Pfad. So kam sie nur langsam voran, während es immer dunkler wurde und der Wind immer eisiger wehte.
Sie stieg hinauf, immer bergauf. Schließlich
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