Mithgar 15 - Drachenbann
durchzog. Und genau dorthin, in diese ungeschützte Steppe, machten sie sich auf.
Drei Tage ritten sie so weiter. Das Wetter war ihnen wohlgesonnen. Der Himmel blieb klar, es war warm, und die Sommernächte wurden angenehm kühl. Sie sprachen von ihren Träumen, erzählten von sich und redeten über die Zeit, die vor ihnen lag. In den Nächten unterhielten sie sich in einer Sprache, die sich gänzlich von der unterschied, die sie tagsüber benutzten, auch wenn sie dasselbe meinten.
Faeril setzte derweil ihre Lektionen in Schreiben und Lesen fort. Der Bokker lernte schnell, wenn er sich auf etwas konzentrierte.
Spät am fünften Tag ihrer Reise kamen sie in die Wildnishöhen. Die Straße schlängelte sich um die Hügel herum und in das sanft abfallende Land hinein.
Am siebten Tag nieselte es etwas. Sie überquerten den Caire auf der Steinpfeiler-Brücke und kamen in das Land Rhone, das einige auch den Pflug nannten, weil seine Grenzen wie eine Pflugschar geformt waren. Das Reich lag zwischen dem Caire im Westen und dem Tumbel im Osten und Süden.
Vor ihnen verschwand die Querlandstraße in den dunklen Klauen des verwunschenen Ödwaldes, in den die beiden dennoch hineinritten.
»Früher einmal«, berichtete Gwylly, »hatte dieser Ort einen schlimmen Ruf. Aber die Menschen von Wilderland und die Elfen von Ardental haben ihn von seinen mörderischen Bewohnern gesäubert, jedenfalls hat mein Vater das erzählt. Aber ob es hier nun tödliche Feinde gibt oder nicht, erjagt mir immer noch eine Gänsehaut über den Rücken.«
Faeril sah sich um und erschauerte ebenfalls, denn der Wald strahlte tatsächlich eine bedrohliche Atmosphäre aus. Seine dunklen Bäume und die vielen Schatten wirkten unter dem bleiernen Himmel noch unheimlicher. »Er ist so anders als der Weitimholz. Nicht einmal in den >verbotenen< Orten hat es sich so angefühlt.«
Gwylly sah seine Dammia an. »Durch wie viele bist du denn geritten? >Verbotene< Orte, meine ich.«
»Das weiß ich nicht, Gwylly. Durch zahlreiche, glaube ich.
Als ich auf der Suche nach dir war, wusste ich nichts vom Weitimholz, außer dass ein gewisser Gwylly Fenn dort geboren war.
Ich habe im Nordwald in den Nordhöhen der Waldsenken gewohnt. Und als ich nach dir suchte, bin ich an der Spindelfurt über den Spindel geritten. Danach durch die Schlachttäler in den Weitimholz, und dort habe ich nach den Lichtungen gesucht, wo die Wurrlinge wohnen.
Ich habe auch einige gefunden, aber als ich sie fragte, wo die Fenn-Familie wohnte, wo Gwylly Fenn lebte, konnte mir keiner weiterhelfen. Also bin ich allein durch den Weitimholz geritten, von Lichtung zu Lichtung, und habe dich gesucht.
Irgendjemand, ich glaube ein Mr. Bink, sagte, ich sollte in die Steinhöhen reiten, weil dort Wurrlinge lebten, und dass früher oder später jeder aus der Gegend zum dortigen Markt käme, um zu handeln.
Kurz gesagt, Mr. Hopsley Brewster, der Besitzer des Weißen Einhorns, erinnerte sich, dass ein Wurrling namens Gwylly bei einem Menschen-Mann und einer Frau lebte, etwa fünfzig Meilen weiter östlich und zwanzig nördlich von der Querlandstraße, auf einem Hof zwischen dem Wald und den Signalbergen. Er hat diese Karte gezeichnet, damit ich dorthin fand, und als ich ihn darum bat, hat er auch die Strecke nach Ardental eingezeichnet. In derselben Nacht habe ich mich auf den Weg gemacht.
Und so habe ich dich gefunden, mein Bokkerer, obwohl du dich bei Menschen versteckt hast.«
Gwylly lachte und Faeril lächelte. Doch dann fiel ihr Blick auf den düsteren Ödwald. Sie erschauerte und ihr Lachen verstummte.
»Durch wie viele >verbotene< Orte ich geritten bin, kann ich jedoch nicht sagen. Niemand hat daran gedacht, mich davor zu warnen; vermutlich nahmen sie an, ich wüsste davon. Aber es waren zahlreiche, Gwylly, zahlreiche.«
Sie ritten weiter, während der kalte Nieselregen durch das dunkle Blätterdach des Ödwaldes auf sie herabfiel. Schließlich brach Gwylly das Schweigen, in das sie verfallen waren. »Man sagt, dass im nördlichen Teil des Weitimholz ein großes Labyrinth aus Eichen liegt, das einen verwirren kann. Man soll dort Tage, Wochen und sogar Monate herumlaufen können, sich verirren und vielleicht nie wieder hinausfinden. Man sagt sogar, dass eine von Modrus Horden während des Winterkrieges dort vernichtet wurde, jedenfalls behauptet Orith das. Ich weiß nicht, ob das einer der >verbotenen< Orte ist, Faeril, aber ich bin trotzdem froh, dass du da nicht hineingeraten
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