Mithgar 15 - Drachenbann
gescheut?«
Faeril nickte. »Hat sie. Aber dich zu finden war zu wichtig, um einen großen Umweg zu machen, also sind wir hindurchgeritten.«
Gwylly schüttelte den Kopf. »Das nächste Mal solltest du sie lieber umgehen, Faeril.«
Sie blieben eine Weile stumm sitzen. Black ließ sich neben ihnen auf den Boden fallen, und Faeril kraulte ihn hinter den Ohren. »Was ist denn dort«, fragte Gwylly schließlich, »an diesen Orten?«
Faeril dachte kurz nach. »Zwielicht«, erwiderte sie schließlich. »Grüne Hohlwege und Schatten. Manchmal raschelt es, als würde jemand oder etwas dich beobachten. Aus den Augenwinkeln bemerkst du Dinge, Bewegungen, aber sobald du genau hinsiehst, ist nichts mehr zu erkennen. Wenigstens nichts, was ich erkannt hätte.
Und während der ganzen Zeit im Schatten war Schwarzschweif nervös und scheute häufig. Wie gesagt, diese Orte schienen meine Gegenwart nur ungern zu dulden. Wir beide, mein Pony und ich, waren froh, als wir sie hinter uns lassen konnten.
Bist du denn niemals an einem solchen Ort gewesen, Gwylly?«
»Einmal nur. Kurz«, gab der Bokker zurück. »Als Orith das erfuhr, schärfte er mir ein, so etwas nie wieder zu tun. Er sagte, dort lebten … Kreaturen, Dinge … Sie wären zwar nicht böse, aber man dürfe sie auch nicht stören. Er war der Meinung, nur die Wildtiere des Waldes hätten dort freien Zugang.«
Wieder schwiegen sie. Lediglich das Murmeln des Baches und das sanfte Wehen des Windes waren zu hören, und ab und zu drang ein Vogelschrei durch die Stille.
Mittlerweile war Faeril neun Tage auf dem Hof. Vor acht Tagen hatte sie aus dem Tagebuch vorgelesen. Und immer noch hatte Gwylly ihre Frage nicht beantwortet, ob er mit ihr nach Ardental ginge.
Während der fünf Tage, die er zusammen mit Orith gearbeitet hatte, hatte Faeril Neida in der Küche geholfen. Die Damman hatte ihre eigenen Kochkünste unter Beweis stellen können und der Menschenfrau das Rezept für einen besonderen Auflauf verraten. Dabei hatte sie viel über ihre Familie in den Waldsenken geplaudert. In diesen Tagen hatte sich Neidas Kummer ein wenig gelindert.
Aber wenn Gwylly mit Black im Weitimholz auf die Jagd gegangen war, hatte Faeril ihn begleitet. Durch ihre Geschicklichkeit im Umgang mit den Messern hatte sie eine Vielzahl von kleineren Wildtieren erlegen können.
So waren diese neun Tage verstrichen, zwei Tage mehr, als sie sich selbst eingeräumt hatte. Und immer noch hatte sie keine Antwort erhalten.
»Ich reite morgen weiter, Gwylly«, sagte sie leise. »Ob du mitkommst oder nicht.«
Gwylly holte tief Luft. »Ich gehe mit dir, Faeril. Ich muss es tun. Ich habe dir nur deshalb noch keine Antwort gegeben, weil ich Mutter und Vater Zeit geben musste, sich an diese Vorstellung zu gewöhnen.«
Der Bokker drehte sich zu ihr herum und musterte sie mit seinen grünen Augen. »Außerdem kann ich dich nicht allein gehen lassen«, sagte er, während er in ihre goldenen Augen blickte. »Du hast mein Herz gewonnen. Weißt du, Faeril, ich liebe dich. Seit dem Augenblick, als du auf unserer Schwelle aufgetaucht bist.«
Faeril betrachtete ihn mit ihren sanften, bernsteingelben Augen. Dann beugte sie sich über Black, nahm Gwyllys Gesicht zwischen ihre Hände und küsste ihn.
»Mutter, Vater! Wir sind wieder da! Wir haben Wildbret mitgebracht und wundervolle Neuigkeiten!«
Neida blickte von den Bohnen hoch, die sie gerade brach, und sah das strahlende Gesicht ihres Sohnes und Faerils Lächeln. Orith, der hinter ihr am Spülstein stand, drehte sich mit tropfnassem Gesicht herum und nahm ein Handtuch.
Blacks Krallen klickten auf dem Holzboden, als der Hund zu seiner Wasserschale ging und ein bisschen davon aufschlabberte.
Gwylly legte die vier Kaninchen auf den Tisch und nahm dann Faeril bei der Hand. »Mutter, Vater, Faeril und ich … sie hat eingewilligt, dass sie meine Dammia ist und ich ihr Bokkerer.«
Orith. ließ das Handtuch sinken und sah Gwylly fragend an. »Dammia? Bokkerer?«
Neida lachte. »Männer! Was Gwylly sagen will, Orith, ist, dass sie ein Liebespaar geworden sind. Jeder Dummkopf kann doch sehen, was das bedeuten sollte.« Die Frau stellte die Schüssel mit den grünen Bohnen beiseite, breitete ihre Arme aus und umarmte Gwylly und Faeril liebevoll.
»Ach, mein Gwylly«, flüsterte Neida. »Du musst sie immer wertschätzen und für sie sorgen.«
Plötzlich erlosch das Lächeln auf ihrem Gesicht, denn nun begriff sie. Bestürzt sah sie die beiden an, als sie mit
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