Mithgar 15 - Drachenbann
er wollte sich rächen.
Zusammen fanden sie Stokes Unterschlupf, wurden jedoch gefangen genommen und zu Petal in eine Zelle geworfen, denn sie hatte überlebt. Die anderen Wurrlinge jedoch waren tatsächlich bei lebendigem Leib gehäutet worden - von Baron Stoke, dem Vulgmeister.
Stoke kam bald, um auch sie zu peinigen, und verwandelte sich in einen gewaltigen Vulg. Doch es gelang ihnen zu fliehen, obwohl es sie fast das Leben kostete. Urus traf es besonders schlimm.
Stoke dagegen konnte ihrer Rache in jener Nacht entkommen, und in Gestalt eines gewaltigen … Dinges flog er auf ledernen Schwingen vor ihrer Wut davon in den Grimmwall. Sie jedoch schworen sich, ihn zu jagen, wo er auch sein mochte.
Zwei Jahre verstrichen, und erneut kamen ihnen Gerüchte über Stokes Verbleib zu Ohren.
Sie spürten ihn im Drachenschlund auf, doch das Monster entkam ihrem Zorn ein zweites Mal. Riatha immerhin kam bis auf Schwertlänge an ihn heran, bevor sie beinahe von ihm getötet wurde. Erneut verschwand er in der Versenkung, sie verloren seine Fährte.
Siebzehn Jahre verstrichen, bis schließlich Kunde vom mysteriösen Verschwinden einiger Leute in Inge, nahe Aralan in der Nähe des Grimmwall, sie erreichte. Vielleicht war auch dafür Stoke verantwortlich.
Erneut machten sich die vier auf, das Monster zu erlegen. In einem Kloster über dem Großen Nord-Gletscher in dem unruhigen Land in der Nähe der Drachenhöhle fanden sie schließlich Baron Stoke.
Fast wäre er wieder entkommen, als dieses Ding mit den ledrigen Schwingen. Aber Tomlin verwundete ihn mit einer silbernen Kugel aus seiner Schleuder; mit einer Versehrten Schwinge taumelte die Kreatur zu Boden und landete schließlich auf dem weißen Gletscher.
Es war der Vorabend des Frühlingstages, der Jahrestag des Todes vom Schwarzen Kalgalath, und das Land wurde von gewaltigen Beben erschüttert. Der Gletscher selbst bebte und knackte, als sich überall tiefe Spalten öffneten und wieder schlossen.
Trotz dieser Widrigkeiten gelang es ihnen, zu der Stelle zu gelangen, wo Stoke niedergegangen war. Als sie sich verteilten, um ihn zu suchen, hätte Stoke beinahe Riatha getötet. Er schlug sie mit einem großen, scharfen Stück Eis bewusstlos. Doch bevor er die Elfe köpfen konnte, traf Petal ihn trotz der Entfernung mit einem ihrer silbernen Wurfmesser im linken Oberarm. Stoke heulte vor Qual auf, denn silberne Waffen waren sein Verderben. So nahm er die Gestalt eines Vulg an und wollte über einen gähnenden Spalt springen, der sich im Gletscher aufgetan hatte. Gerade als er sprang, kam jedoch Urus herbeigeeilt, setzte ebenfalls zum Sprung an und erwischte den Feind mitten in der Luft. Im tödlichen Kampf umkrallt stürzten sie gemeinsam in die schwarze Tiefe. Unmittelbar danach schloss sich der Spalt mit einem berstenden Krachen.
Fünf Jahre später, es mögen auch sechs gewesen sein, da die Elfen die Zeit ja bekanntlich nicht so bemessen wie Menschen es tun, kehrte Riatha zu dem Kloster über dem Gletscher zurück. Dorthin - in jenes bebende Land, eingehüllt von ihren Erinnerungen an Vulfcwmb und den Drachenschlund und an die Abtei, die sich groß, grau und unbeteiligt vor ihr erhob.
«… Ai oi! Das ist kein Kind. Das ist ein Waldan!…«
»… Tomlin. Meine Name ist Tomlin. Aber alle nennen mich Tom, oder Tommy… oder auch Kiesel, wegen dieser Schleudersteine, die ich immer mit mir herumtrage …«
»… frage ich noch einmal: Wird jemand mit uns gehen? …«
»… Ich bin Urus, und ich gehe…«
»… Ich bin Urus … und ich werde mit Euch gehen …«
Riatha holte tief Luft, überquerte den gepflasterten Hof und trat vor das geschlossene, hölzerne Portal des großen, rechteckigen Gebäudes, aus dessen Mitte sich ein Turm in den dunklen Himmel erhob. Sie zog Dünamis, stieß den linken Türflügel auf und erinnerte sich erneut an die Stimmen aus einer anderen Zeit.
»… Gib acht, auch wenn es verlassen scheint…«
Sie trat leise durch einen leeren Vorraum und durch ein weiteres Portal hindurch in den großen, offenen Raum.
«… ein Saal der Verehrung …«
Und am Ende der schattigen Empore stand ein Altar des Adon. Visionen der Vergangenheit erfüllten sie.
Hinter dem Altar liegt auf dem Boden ein Weihwasserwedel, ein kleines Gerät, um geweihtes Wasser bei einer Zeremonie zu versprühen. Urus hob es. Es schien aus Elfenbein und Silber zu bestehen; doch wenn Stoke hier war, warum ließ er einen solchen Schatz dann
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