Mithgar 15 - Drachenbann
spannte sich, und Aravan zerrte es knurrend hinauf. Die Rucksäcke schleiften zwischen den Vulgs den Hang hinauf und schwebten in der Luft, aber die Bestien sprangen hoch. Mit ihren langen Fängen verbissen sie sich in dem Segeltuch und dem Leder und zogen die Rucksäcke wieder zurück. Aravan verlor das Gleichgewicht. Die Sicherungsleine verhinderte zwar, dass er in die Tiefe stürzte, aber die Vulgs tobten unter ihm und sprangen nach dem baumelnden Elf, versuchten ihn zu erreichen. Die Rucksäcke waren vergessen.
Aravan drehte sich um, klammerte sich an der Wand fest und zog sich wieder auf den Vorsprung hinauf.
Sofort stürzten sich die Vulgs wieder auf die Rucksäcke und zerrten sie die Geröllhalde hinab.
»Aravan!«, schrie Gwylly, »schneid die Leine durch, sonst ziehen sie Euch hinab!« Noch während Gwylly das schrie, hatte Aravan, der die Gefahr ebenfalls erkannt hatte, das Seil bereits von seinem Gürtel losgehakt.
»Wenn wir sie zu dritt ablenken«, rief Faerlin, »dann kann einer von uns die Rucksäcke hochziehen!«
Riatha hing etwas höher im Fels als die Damman. »Zu spät!«, sagte sie. »Wir müssen die Vorräte aufgeben und weiterklettern. Aravan hatte recht: Wo Vulgs sind, sind die Rüpt nicht weit!« Die Elfe deutete auf den Hang.
Im Mondlicht hob sich eine einzelne dunkle Gestalt gegen den hellen Schnee ab. Sie schlich um eine Biegung der Schlucht unter ihnen. Es war ein Rukh oder ein Hlök, wegen der Schatten und der Entfernung konnten das weder Faerlin noch Gwylly genau erkennen, obwohl Aravan ihn Ruch genannt hatte. Der Feind folgte ganz offenkundig der Fährte der Vulgs. Dann blieb er stehen, hob den Kopf und stieß einen heulenden Ruf aus, dem das Rudel sofort antwortete.
Er heulte wieder, und erneut antworteten ihm die Bestien. Ihr Heulen hallte von den Wänden der Schlucht wider. Das Echo machte es unmöglich zu sagen, aus welcher Richtung das Heulen kommen mochte. Es war jedoch offenkundig, dass das Rudel in der Nähe sein musste. Der Rukh hob ein Horn an die Lippen und schmetterte ein Signal. Kurz darauf antwortete ihm ein leiseres Hornsignal, aus größerer Entfernung.
»Rasch!«, zischte Riatha. »Verschwinden wir. Die Rüpt sind auf unserer Fährte!«
Sie stiegen im Mondlicht empor, über Schnee, Eis und Fels, an einigen vertrockneten Büschen vorbei, durch einen breiten Spalt, in dem sie in jedem Riss, jeder Vertiefung oder selbst dem kleinsten Vorsprung Halt für Hände und Füße suchten. Sie waren etwa dreißig Meter geklettert, als der Spurensucher der Rucha ein lautes Hornsignal schmetterte.
»Er hat uns gesehen«, keuchte Aravan.
Dem Hornsignal des Spähers antworteten andere Hörner, ganz in der Nähe. »Und es kommen noch mehr Rüpt«, bemerkte Riatha.
Ab und zu warf Gwylly einen Blick in die Schlucht hinab. Nachdem sie fünfzehn Meter weiter hinaufgeklettert waren, sah er mehr Gestalten, Rukhs und Hlöks. Er zählte etwa zwanzig, alle mit Spießen bewaffnet. Er glaubte auch Bögen und Krummsäbel erkennen zu können, war sich jedoch auf diese Entfernung nicht sicher. Sie umringten den Fährtensucher, brüllten durcheinander auf und rannten dann zu der Felswand, in der die vier hingen. Die Vulgs heulten auf der Geröllhalde, versessen auf das Blut der Kletterer über ihnen.
»Passt auf!«, warnte Riatha sie. »Lasst Euch von den Rüpt nicht hetzen, damit Ihr in der Eile nicht abrutscht.«
In diesem Augenblick wurde das Land wieder von einem Stoß erschüttert. Felsbrocken und Eisplatten regneten herab. Die vier pressten sich gegen den blanken Fels, hielten sich fest und beteten, dass keiner von ihnen getroffen werden möge.
Die Brut kam derweil immer näher. Einige von ihnen reichten ihre Spieße anderen und zogen sich noch im Laufen ihre Bögen von den Schultern.
Das Beben hörte auf und Riatha kletterte weiter voran, gefolgt von den drei anderen. Ab und zu fiel noch ein Felsbrocken herunter oder eine Eisplatte löste sich. Dann drückten sich die vier wieder an die Felswand, bis die Gefahr vorüber war.
Sie waren wieder fünfzehn Meter weiter gekommen, als die ersten Pfeile gegen die Felswand prallten. Die schwarzen Geschosse schlugen klappernd etwa drei Meter neben Faeril gegen das Gestein.
Gwylly blickte hinunter. Er befand sich etwa achtzig Meter über dem Boden der Schlucht. Zwanzig Meter von der Wand entfernt hatten sich die Bogenschützen der Rukhs aufgebaut, die unablässig feuerten. Die dunklen Geschosse zischten durch das Mondlicht. Einige
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