Mithgar 15 - Drachenbann
folgte der Tanz, bei dem Mann und Weib sich drehten, vorschritten und zurückwichen, lachten und spotteten, flohen und jagten, einander fingen und sich wieder entkamen, weit auseinander tanzten, dann aber wieder sinnlich zusammen. Schließlich endete der Tanz unter beifälligem Applaus.
Faeril war ebenso begeistert wie Gwylly, denn keiner der beiden Wurrlinge hatte jemals eine solche Eleganz und Schönheit in einem Tanz gesehen. »Das ist der Paarungstanz, denn Seena und Tillarion sind Liebende«, erklärte Riatha.
Faeril seufzte. »Auch wenn Gwylly und ich noch öffentlich unsere Schwüre ablegen müssen, so sind wir auch ein Liebespaar, aber keiner von uns könnte je so tanzen.«
Bei diesen Worten drehte sich Inarion zu den Wurrlingen herum. »Also erwägt Ihr, Euch gegenseitig den Schwur zu leisten?«
Gwylly blickte auf. »Wir würden es tun, könnten wir nur einen Schreiber des Königs oder einen Bürgermeister oder Ähnliches finden.«
Inarion lachte.
»Sagte ich nicht«, meinte Riatha lächelnd, »dass ich eine Gelöbniszeremonie für Euch arrangieren würde? Wir haben zwar weder Schreiber des Königs hier noch Bürgermeister, doch neben Euch sitzt der Lord von ganz Arden sowie der Wächter der nördlichen Regionen von Reil. Wer könnte Euch besser durch diese Zeremonie führen als Alor Inarion?«
Faeril wandte sich an Gwylly. »0 ja, Gwylly, wirklich, wer wäre besser dazu geeignet?«
Gwylly schüttelte den Kopf. Er kannte keinen.
Die Damman sah Riatha an. »Edle Lady Riatha, wir würden uns geehrt fühlen, wenn Lord Inarion diese Zeremonie durchführte.«
Bei der nächsten Pause stand Inarion auf und bat um Ruhe. Es wurde still im Saal. Er drehte sich zu Riatha herum, die ebenfalls aufstand. Ihre grünen Roben aus Seide und Satin glänzten im Licht der Lampen. »Alori e Darai, va da Waerlinga brea tae e evon a plith.«
Diese Ankündigung wurde mit einem brausenden Gebrüll der Zustimmung begrüßt.
Inarion schritt zu einem Podest und hob erneut Ruhe gebietend die Hände. Dann winkte er Aravan und Riatha zu sich, die ihm gegenüberstanden. Als Letztes bat er die Wurrlinge, auf das Podest zu treten.
Gwylly wandte sich zu Faeril herum, die immer noch neben ihm saß. »Meine Dammia, willst du mich mit all meinen Fehlern?«
Als Antwort küsste ihn Faeril, stand auf und zog ihren Bokkerer hoch. Sie nahm ihn an der Hand und führte ihn zwischen Riatha und Aravan, Alor Inarion stand ihnen gegenüber.
Er betrachtete die beiden vom Kleinen Volk. »Ihr seid vor mich getreten, um einen Paarungsschwur zu leisten. Ich weiß, dass zwischen Sterblichen ein Paarungschwur ein Paar zu binden versucht, bis dass der Tod sie scheidet. Doch bedenkt: >Bis dass der Tod uns scheidet<, das ist kein Ausdruck, der unter Elfen gebräuchlich ist, denn der Tod sollte für uns Elfen ein Fremder sein.
Dennoch sind wir in unseren langen Leben zu klug geworden, um zu glauben, dass die Dinge immer gleich bleiben: Der Wandel ist ein Gesetz des Lebens.
Alles verändert sich mit dem Wandel der Jahreszeiten, einige Dinge vielleicht unmerklich, andere dagegen verändem sich rasch, manchmal tödlich. Auch einzelne Wesen ändern sich, und Schwüre sollten niemanden in einer Beziehung binden, deren gemeinsame Grundlage verschwunden ist, ganz gleich, um welche Art des Schwures es sich handeln mag, sei es Paarung, Lehnstreue, Vergeltung oder etwas anderes. So wie der Tod jemanden von einem Gelöbnis entbinden kann, so vermag es auch der Verlust des gemeinsamen Grundes.
Das Konzept des gemeinsamen Grundes ist keine Abstraktion, denn es treibt alle Beziehungen an, seien es einfache Akte der Zusammenarbeit oder auch die des Gegeneinanders … oder die formaleren, wie Paarungsschwüre, Treueschwüre, Pakte zwischen Freunden oder gar Eide, die Feinde besprechen, zum Beispiel die der Vergeltung und Heimzahlung.
Von daher also ist der gemeinsame Grund der Schlüssel zu einer Beziehung. Damit eine solche Beziehung stark wird und stark bleibt, müssen beide Teile einer solchen Vereinbarung mehr oder weniger in gleichem Maß an dem gemeinsamen Grund arbeiten und den Schwur zwischen ihnen pflegen. Wenn nur einer den Grund pflegt, der andere jedoch nicht, so leidet er, wird weniger fruchtbar. Die Dinge, die dort eingepflanzt sind, werden schwächer und verwelken vielleicht gänzlich. Nach einer Weile wird dann eine Zeit kommen, in der der gemeinsame Grund brachliegt, vielleicht verödet, da sie beide getrennte Wege gehen. Oder der Grund bringt nur
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