Mithgar 15 - Drachenbann
Aravan, dass sie im kommenden Herbst durch Rian reiten sollten, bis zur Küste des Nordmeeres. Dort wollten sie sich nach Aleut einschiffen, wo sie überwintern würden. Im Spätwinter, kurz vor Frühlingsbeginn, würden sie mit dem Hundeschlitten über Land zum Gletscher ziehen, durch das Unbehütete Land fahren und ein Stück in den Grimmwall hinein, bis zu dem Ort, zu dem Riatha sie führen würde. Das, so argumentierte Aravan, würde sie den Gefahren durch die Rüpt und auch den Erdbeben am wenigsten aussetzen.
Als Alternativplan zogen sie in Erwägung, den Winter in Jord abzuwarten, dort unter den weit verstreuten Siedlungen, wo die Vanadurin einst lebten, bevor sie am Ende des Usurpationskrieges nach Valon auswanderten. Wenn die Zeit dann reif war, würden sie von Jord an der Ostflanke des Grimmwall entlangreiten, bis zum Großen Nord-Gletscher.
Nur machten die Feindseligkeiten zwischen den Jordiern und der Allianz der Naudron und Kathianer die Überquerung der Grenzen ein wenig unsicher.
Als letzte Möglichkeit erwogen sie, in Inge in Aralan zu überwintern, und von dort aus den Grimmwall zu überqueren, um zum Großen Nord-Gletscher zu gelangen. Diese Route nahm Riatha für gewöhnlich, über die Gebirgskette und vorbei am Drachenschlund. Sie kannte die Strecke auch am besten. Doch gleichzeitig war es der gefährlichste Weg, sowohl wegen der Beben als auch wegen der Rüpt.
Nachdem sie die Alternativen abgewogen hatten, entschieden sie sich für Aravans Vorschlag, im Herbst nach Aleut zu segeln, bevor die Stürme einsetzten. Dort würden sie überwintern und dann mit Hundeschlitten über das Unbehütete Land zum Großen Nord-Gletscher fahren, dorthin, an das Ende des Grimmwall am Rand der Arktis.
Der Frühling kam, angekündigt durch die Tag- und Nachtgleiche des Frühlings, und erneut nahm sich die Elfensiedlung drei Tage Zeit, dieses Ereignis zu feiern.
Der Schnee schmolz im Tal wie auch auf den hohen Bergen, und der Tumbel schwoll zu einem reißenden Strom an. Erneut wurde das Vieh auf die Hochweiden getrieben, die Schafe noch höher, und das Leben nahm seinen gewohnten Verlauf. Es wurden nun auch die Dinge ausgestellt, die in den langen Winternächten hergestellt worden waren: geschmiedetes Silber, gewobene Seide, mit Edelsteinen besetzter Schmuck, Holzschnitzereien, Steinmetzarbeiten, gebrannte Töpferwaren, Gemälde, Gedichte und Geschichten, zum Staunen und Entzücken, ebenso wie herzerweichende Oden, Kompositionen für Flöte und Laute und Harfen und Trommel und Tamburin, wie auch für die Bambusflöten der Wälder. Es gab seltene Waffen aus geschmiedetem Stahl zu bewundern, mit Runen und Filigranarbeit verziert. Dabei handelte es sich zwar nicht um magische Waffen, weil von dieser Kunst viel verloren war. Doch etwas war noch im Bewusstsein geblieben. Dennoch wurden diese Waffen hoch geschätzt, denn sie waren allesamt wohl ausbalanciert und zuverlässig, und diejenigen, die Klingen hatten, waren sehr scharf und anderen überlegen. Bögen aus geschnitztem Holz mit passenden Pfeilen waren ebenfalls im Winter angefertigt worden. All dies und noch mehr hatten die Elfen gefertigt, höchst seltene und kostbare Dinge, während die Kälte über dem Land geherrscht hatte.
Im Frühling jedoch fuhren Karawanen mit diesen Elfenwaren von Arden hinaus in die Welt, um dringend benötigte Dinge dafür einzutauschen: Salz und Gewürze, Kräuter, die es im Tal nicht gab; Stoffe und kostbare Edelsteine, Barren aus wertvollen Metallen. All dies suchten die Elfenhändler zu erstehen, und dafür reisten sie in ferne Länder, handelten, feilschten und tauschten, sammelten Güter an, die sie anschließend zurückbringen konnten.
Eine dieser Karawanen machte sich auf den Weg zur Feste Challerain, der Zitadelle des Hochkönigs in Rian. Einer der Elfenhändler hatte eine Botschaft von Aravan an einen Freund in der Feste bei sich. Darin bat er ihn, einen Boten nach Norden zu entsenden, zum befestigten Hafen Andar am Nordmeer. Er sollte für die vier eine Passage auf einem Schiff buchen, das sie zum Dorf Innuk in Aleute brachte.
Die Tage verstrichen wie im Flug.
Gwylly setzte seine Studien im Lesen und Schreiben fort, wurde immer besser und sicherer, vergrößerte seinen Wortschatz in Twyll, Sylva und auch in der Gemeinsprache. Faeril wunderte sich, wie er das alles auseinanderhalten konnte, aber mit seiner natürlichen Begabung schien er es ohne Schwierigkeiten zu schaffen, ganz ohne die drei Sprachen
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