Mithgar 16 - Drachenmacht
Stundenglas. Eine Woche, nicht mehr, das ist alles, was Ihr habt.<«
Als der Soldat verstummte, fuhr ihn Aravan an: »Richtet Eurem Prinzen Folgendes aus: Wir werden innerhalb dieser sieben Tage zurückkehren, und zwar mit Stokes Kopf. Doch hört: Sollte einem der Kinder etwas zugestoßen sein, dann werdet Ihr erfahren, warum Stoke uns so fürchtete!«
Aravan wendete sein Pferd und ritt in den Spalt, gefolgt von Riatha und Urus. Der Soldat blieb stehen und lauschte dem Hufschlag, während ihm der Schweiß in Strömen über das Gesicht lief. Seine Angst vor dieser verwunschenen Schlucht hätte beinahe sein Pflichtgefühl überwunden. Als er die Pferde nicht mehr hören konnte, drehte er um und galoppierte rasch davon, trieb sein Pferd in halsbrecherischer Geschwindigkeit durch den dunklen Pass.
Der leise Ruf eines Julian hallte durch die Schlucht.
»Er ist verschwunden«, sagte Riatha und trieb ihr Pferd an. Urus knurrte und folgte ihr. Sie ritten zurück durch die Schlucht, Aravans Stute folgte dem Hengst des Baeron an einem Strick.
Als sie das Ende des Spalts erreichten und in die Schlucht einbogen, trat Aravan aus den Schatten heraus. Riatha und Urus stiegen ab.
Riatha ergriff als Erste das Wort. »Wir haben zwei Möglichkeiten zum Handeln. Wir können zu Stokes Hort reiten, ihn töten und mit seinem Kopf nach Nizari zurückkehren. Oder aber wir reiten jetzt sofort nach Nizari, befreien unsere Gefährten und reiten dann zu der Moschee, in der sich Stoke versteckt.«
Aravans Augen glitzerten im Licht der Sterne. »Ich vertraue nicht darauf, dass dieser »Meuchelmörder aller Meuchelmörder« sein Wort hält. Selbst wenn wir ihm Stokes Kopf bringen, könnte er uns hintergehen.
Außerdem: Sollten wir scheitern oder auch nur zu spät kommen, so ist das Leben der Waerlinga verwirkt.
Nein, Riatha, wenn wir Stoke verfolgen, solange sich die beiden in den Klauen des Emir befinden, setzen wir Faeril und Gwylly einem beträchtlichen Risiko aus. Ich würde lieber gleich zurückreiten und sie jetzt befreien - noch in dieser Nacht.«
Riatha nickte. »Ich traue diesem »Obersten Meuchelmörder« ebenfalls nicht, denn als ich zu den Waerlinga ging, waren sie bereits schwach und blass. Das Gift zeigte schon seine Wirkung.«
Urus spie aus. »Kannst du dieses Zimmer wiederfinden, in dem sie gefangen gehalten werden?«
»Aye, ich habe mich gründlich umgesehen, als ich aus dem Fenster blickte. Wenn sie die beiden nicht verlegt haben, dann befinden sie sich im zweiten Stockwerk der Zitadelle über einem Ziergarten. Links vom Fenster, wenn wir hinaussehen, rechts davon, wenn wir darauf blicken, steht eine Statue in der Mitte des Gartens, ein Mann auf einem Pferd … Das Fenster ist jedoch vergittert.«
»Um die Gitter kümmere ich mich«, erklärte Urus. »Mir macht das Gift größere Sorgen. Wie können wir es entschärfen?«
»Mit Güldminze.«
»Wird das Kraut dem Gift des Emirs entgegenwirken?«
»Ich wüsste nicht, dass es jemals versagt hätte.«
Urus knurrte. »Trotzdem ist es ein Risiko. Der Emir hat behauptet, er besäße das einzige Gegengift. Sollten wir also Gwylly und Faeril aus der Zitadelle befreien und die Güldminze wirkt nicht…«
»Dann haben wir ein paar Tage, um das Gegenmittel zu bekommen.«
Aravan sah die beiden ernst an. »Falls er tatsächlich ein Gegenmittel besitzt.«
Urus knurrte. »Garn! Verflucht! Die Unwägbarkeiten häufen sich!«
»Aye«, antwortete Riatha. »Aber Unwägbarkeiten oder nicht, wir müssen eine Entscheidung treffen.«
Aravan griff an seinen Hals. Der blaue Stein wurde merklich kühler. »Ich würde sagen, wir gehen, denn ich glaube, sie sind in Gefahr. Außerdem hat Riatha bereits eines angesprochen, das unsere Pläne vereiteln könnte: Was ist, wenn sie die Waerlinga in ein anderes Zimmer gebracht haben?«
Ohne ein weiteres Wort stiegen sie auf und galoppierten zur Roten Stadt zurück.
Als sie sich dem Zugang des Passes näherten, ging der abnehmende Mond am Himmel auf und warf sein gelbes Licht über das Land, das auf Felsen, Kämme und Säulen schimmerte. Vor ihnen sahen sie die Stadt, die sich an den Berg schmiegte. Wie sie es geplant hatten, ritten sie über den steinigen Hang, hielten sich im Schatten und strebten der südwestlichen Ecke der Mauer zu, die die Zitadelle umringte. Sie setzten darauf, dass die Wachen auf der Rückseite der Festung weniger aufmerksam waren.
Dann erreichten sie eine flache Senke, etwa eine Viertelmeile von der Stadtmauer
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