Mithgar 16 - Drachenmacht
Euer Gefährte mir dabei Gesellschaft leisten?«
Als Aravan zustimmte, lächelte der Emir, schenkte ein wenig von der Flüssigkeit in die kleinen Becher, eine größere Menge in die größeren. »Hier, die kleinen Becher sind für die Kleinen, die größeren für die Großen.«
Aravan gab ihnen ein Handzeichen. Wartet. Sie sahen zu, wie der Vorkoster aus dem Becher des Emir nippte, und ihn dann seinem Herrn reichte. Der Emir hob das Kristallglas in die Luft. »Auf den Erfolg Eurer Mission«, sagte er und leerte sein Glas in einem Zug.
»Auf den Erfolg unserer Mission«, antwortete Aravan, leerte sein Glas, und alle anderen folgten seinem Beispiel. Der Likör war süß, aromatisch und stark.
Als die fünf ihre leeren Gläser abstellten, lachte der Emir und gab seinen Wachen ein Zeichen. Zwei öffneten die Tür, und der Haushofmeister trat ein, gefolgt von zehn weiteren Wächtern. Jeder von ihnen war mit einer Armbrust bewaffnet, die gespannt und mit einem Bolzen geladen war. Sie bauten sich in einem Halbkreis hinter dem Emir auf und zielten mit den tödlichen Waffen auf die fünf Gefährten.
Aravan wollte schon protestieren, aber der Emir bedeutete ihm zu schweigen. »Narren!«, stieß er hervor. »Wisset: Ihr seid in Nizari, der Roten Stadt der Meuchelmörder, und ich, ich bin der Höchste Meuchelmörder, der Meuchelmörder aller Meuchelmörder!
Pah! Selbstverständlich kenne ich Eure wahre Mission! Ihr seid hier, um Stoke zu erledigen! Und hört: Er weiß, dass Ihr kommt, denn er hat mich angewiesen - mich! - Euch abzufangen. Und das habe ich auch getan.
Warum glaubt Ihr wohl, haben Euch meine Wachen vom Stadttor zur Grünen Palme eskortiert? Aus Freundlichkeit? Nein! Sondern um Euch zu beobachten und Euch dort festzuhalten, bis ich bereit wäre.
Händler, pah! Eine wahrhaft fadenscheinige Tarnung. Sehr fadenscheinig. 0 nein, Ihr seid keine Händler, sondern Jäger, und Stoke soll Eure Beute sein, so wie Ihr die seine sein mögt.
Ihr müsst wahrhaftig mächtige Feinde sein, wenn er Euch so fürchtet. Denn auch er ist ein wahrlich gefährlicher Feind. Aber wenn er glaubt, er könnte mich deshalb nach seinem Gutdünken herumkommandieren, dann irrt er sich.«
Der Emir klatschte in die Hände, und der Haushofmeister trat vor. Er hatte einen Korb in der Hand, den er seinem Prinzen reichte. »Ich werde Euch helfen, ihn zu erledigen, aber Ihr müsst Euch beeilen. Denn gerade in diesem Augenblick könnte einer seiner Spione zu ihm eilen und ihn von Eurer Ankunft unterrichten. Diesen hier haben wir schon abgefangen.«
Der Emir schlug den Deckel des Korbes zurück und kippte seinen Inhalt auf den Tisch. Es war ein Kopf, und zwar - das sah man, als er aufhörte zu rollen - der eines Mannes mit einem gelben Turban. Gwylly keuchte und sah Faeril an. »Der Mann am Tor, der, der weglief.« Faeril nickte und wandte die Augen ab. Sie wollte den Kopf nicht länger ansehen.
Riatha richtete ihren Blick auf den Emir. »Wenn Ihr wisst, wo sich Baron Stoke aufhält, dann sagt es uns. Wir werden ihn zur Strecke bringen, das verspreche ich Euch.«
»Oh, meine Liebe, mir ist klar, dass Ihr Stoke verfolgen und ihn hoffentlich auch töten werdet, denn ich habe Vorsorge getroffen, um mich Eurer rückhaltlosen Mitarbeit zu versichern. Denn wisset, ich habe Eure Kinder vergiftet, und nur ich besitze das Gegengift.« Er hielt eine kleine Kristallphiole hoch, in der sich eine blaue Flüssigkeit befand.
Bei diesen Worten krampfte sich Gwyllys Herz zusammen, und sogleich griff er nach der Fland seiner Dammia. Urus jedoch brüllte vor Wut auf und machte Anstalten aufzustehen. Einer der Armbrustschützen bellte einen Befehl: »Hädir!« Und Aravan schrie: »Urus, nicht!« Der Baeron sah auf die Armbrüste, von denen je zwei auf Gwylly, Faeril, Aravan, Riatha und ihn selbst zielten, und setzte sich langsam und knurrend wieder hin.
»Narren!«, schnaubte der Emir erneut. »Ich sah Euch zögern, warten, ob der Likör vergiftet wäre. Habe ich Euch nicht gesagt, dass dies hier die Stadt der Meuchelmörder ist? Die beiden kleinen Kristallgläser waren vergiftet, nicht aber das Getränk.
Und jetzt hört mich an: Ihr habt nur eine Woche Zeit, um Stoke zu finden, ihn zu töten und mir seinen Kopf zu bringen. Sonst nämlich werden die Kinder an dem Gift sterben …«
Der Emir nickte seinem Haushofmeister zu, und auf dessen Zeichen hin traten vier Wachen vor, befestigten eine Schnur um die Handgelenke der Wurrlinge und führten sie
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