Mithgar 16 - Drachenmacht
Waerlinga nicht einfach offen durch den Garten tragen.«
»Wir schnallen sie uns auf den Rücken unter unsere Umhänge«, schlug Aravan vor. »Urus nimmt Gwylly, ich Faeril.«
Aravan band einen Seilharnisch, einen einfachen Bootsmannsstuhl, schlang das Seil unter Gwyllys Schenkel und um seine Taille und Brust herum, und befestigte es dann an Urus’ Kletterharnisch. Der bewusstlose Wurrling saß jetzt wie ein Rucksack auf dem Rücken des Baeron, so wie einige Völker ihre Kinder tragen. Dann wiederholte Aravan dasselbe bei Faeril, und Riatha half ihm, sich die Damman auf den Rücken zu binden.
Nachdem Urus und Aravan ihre Umhänge über die Wurrlinge geworfen hatten, bedeuteten sie Riatha, dass sie fertig waren.
»Dann nichts wie weg«, rief die Elfe gedämpft. »Ich würde sagen, dass wir angesichts der allgemeinen Verwirrung ganz offen gehen können.«
Urus nickte. »Zur Rampe, hinauf auf die Bastion und dann über die Mauer. Drei Seile. Greifklauen. Und danach am Seil hinab.«
Aravan knurrte zustimmend, zog den Turbanschal vor sein Gesicht und streifte seine Kletterhandschuhe über. Urus und Riatha taten desgleichen.
Die drei traten hinter dem Podest hervor.
»Shü ‘ammäl ta’mil?«, rief sie plötzlich jemand an.
Sie drehten sich herum und sahen einen Mann mit einem goldenen Turban am Rand des Gartens. Urus und Riatha wollten schon nach ihren Waffen greifen. »Nicht!«, zischte Aravan. Dann deutete der Elf auf den Garten und rief: »Fattish ‘ala a’ädi, Jemadar.«
»Taiyib! Kammal!«
»Na ‘am yd sidi!«
Als der Mann weiterging, durchsuchte Aravan mit großer Geste die Büsche, und auch Riatha und Urus stocherten darin herum. Als der jemadar außer Hörweite war, flüsterte Aravan: »Geht bis zum Ende des Gartens, denn er könnte sich umdrehen. Ich habe ihm gesagt, dass wir hier nach Eindringlingen suchen.«
»Dachte ich mir«, knurrte Urus.
Sobald der Mann um die nächste Ecke verschwunden war, verließen die drei den Garten, marschierten hastig um die Ecke des Gebäudes und nahmen Kurs auf die mittlere Rampe, die zu den Bastionen hinaufführte. Unterwegs kamen sie an mehreren Gruppen von Soldaten vorbei, und jedes Mal rechneten sie mit einer Entdeckung. Aber niemand nahm Notiz von den drei Wesen, die durch das Mondlicht gingen.
Sie liefen die Rampe hinauf bis ganz auf die Wälle, auf denen es jetzt von Soldaten wimmelte, die allesamt auf das Land hinausblickten. Doch die meisten hatten sich an den Ecken versammelt, und die drei bemerkten drei freie Schießscharten in der Nähe. Aravan sah seine Gefährten an und zeigte ihnen, wer welche nehmen sollte. Also traten sie an die Zinnen.
Nachdem sie die Haken der Greifklauen aufgeklappt hatten, setzten sie sie in die Mauerzacken. Dann beugten sie sich heraus, als wollten sie nach unten spähen, und ließen die Seile fallen, die sie unter den Umhängen verborgen hatten.
Sie sahen sich an. »Hai!«, rief Aravan, und gleichzeitig sprangen sie in die Schießscharten, über die Mauer und glitten hinab. Die Wachposten auf der Bastion starrten ihnen nach. Einer schrie erstaunt auf, doch dann: »Jemadar! Aravan ‘ädi!«
Es waren mehr als fünfzehn Meter bis nach unten, doch die drei glitten im Nu an den Seilen herunter auf den Boden und rannten durch das fahle Mondlicht über das zerklüftete Terrain bis zu der Schlucht, wo sie die Pferde gelassen hatten. In die Alarmrufe in ihrem Rücken mischten sich gebrüllte Befehle. Sie waren etwa vierzig Meter gelaufen, als neben ihnen der erste Pfeil in die Felsen einschlug. Keiner der drei riskierte einen Blick zurück, sondern sie rannten einfach weiter, verfolgt von lauten Schreien und Befehlen.
Jetzt prallten mehrere Pfeile dicht neben ihnen auf den Boden, einige auch vor ihnen. Dennoch rannten sie weiter durch das schwache, fahle Mondlicht, darauf vertrauend, dass sowohl die Elfenaugen als auch der Blick eines Bären den Weg erkannten.
Schließlich erreichten sie eine flache Senke. Urus blieb stehen und hockte sich hin. »Die Waldana!«, rief er. »Wir können sie nicht als Schild benutzen!« Aravan war bereits in die Senke gesprungen und löste nun - wie Urus - seinen Kletterharnisch, um den Wurrling in seine Arme zu nehmen.
Hinter ihnen glitten Soldaten die Seile hinab und machten sich an die Verfolgung.
Urus und Aravan sprangen auf und rannten weiter, die Wurrlinge in den Armen, um sie vor den zischenden Pfeilen zu schützen. Rasch hatten sie die Reichweite eines genauen Schusses verlassen,
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