Mithgar 16 - Drachenmacht
Urus’ Liste. »Vergesst nicht die Vulgs, Urus. und falls Stoke tatsächlich unsere alten Feinde versammelt, dann stehen ihm vielleicht auch Trolle zur Verfügung.«
Urus verzog grimmig das Gesicht. »Ogrus«, murmelte er.
Nachdem Aravan die achte und letzte Blüte gepflückt hatte, stieg er wieder zum Rand der Schlucht hinauf. Urus sah zum Himmel hinauf und versuchte, die Nachtzeit abzuschätzen. Als Aravan seinen Harnisch ablegte, meinte er: »Uns bleibt noch etwa eine Stunde, bis der Mond aufgeht, Urus. Vielleicht genug Zeit, um noch heute Nacht mit der Behandlung zu beginnen.«
Der Baeron schlang sich das zusammengerollte Seil und seinen Kletterharnisch über die Schultern. »Dann lasst uns reiten.«
Sie liefen rasch zu ihren Pferden, lösten die Fußstricke, stiegen auf und trieben sie an. Sie ritten zu ihrem Schlupfwinkel in der Felswand. Das Terrain war jedoch so uneben, dass sie nicht galoppieren konnten, nicht einmal gemäßigt, obwohl sie hier und da in einen leichten Trab verfielen. Trotzdem benötigten sie weniger als eine Stunde für die drei Meilen.
Sie bogen in die dunkle Passage ein und kamen in der Senke dahinter wieder heraus. Die Elfenaugen und die des Bären vermochten die Umgebung in dem dämmrigen Schimmer des Sternenlichts gleichermaßen gut zu erkennen.
Riatha stand auf und kam auf sie zu. »Entzünde das Feuer, Dara«, rief Aravan. »Wir hatten Erfolg.«
Nach wenigen Augenblicken züngelte bereits eine winzige Flamme empor, deren Licht die Senke gegen das Licht der Sterne kaum erhellte.
Urus sattelte die Pferde ab, während Aravan und Riatha die Behandlung erneut durchsprachen. Der Baeron striegelte ihre Pferde und war gerade mit einem fertig, als das Wasser kochte.
Riatha nahm den Topf von der Flamme, zerstückelte vorsichtig die Blüte der Nachtrose, bevor sie sie ins Wasser gab, und ließ sofort ein goldenes Blatt Güldminze folgen. Als sie die Nachtrose zerteilte, murmelte sie leise: »Maiglöckchen, Lorbeer und Rose« - das war eine Beschreibung des Duftes, der von der weißen Blüte aufstieg.
Aravan streifte sich das Band mit dem blauen Stein über den Kopf, tunkte das Amulett am Lederband kurz in die heiße Flüssigkeit und schwenkte es einmal langsam herum.
Riatha zerteilte ein weiteres Rosenblatt und gab es mit einem zweiten Blatt der Güldminze in das Wasser.
Dann saßen sie besorgt da, während Aravan rührte und ab und zu die Richtung änderte. »Wir haben nur noch eine Viertelstunde, bis der Mond aufgeht«, erklärte Riatha schließlich, die sich auf ihre Elfengabe verlassen konnte, die ihr den Stand der Sonne, des Mondes und der Sterne stets unfehlbar verriet.
Aravan rührte langsam weiter. »Er geht auf der anderen Seite der Bergkette auf, Dara. Trotzdem wäre es mir lieb, wenn wir diese erste Behandlung beendet hätten, bevor der Mond über den Horizont steigt.«
Urus war mit den Pferden fertig, kam zu ihnen und setzte sich neben sie.
Aravan beugte sich über den Tee, inhalierte das Aroma und hielt anschließend Riatha den Topf hin, auf dass auch sie daran röche. »Was denkst du, Dara? Ich kann weder die Güldminze noch die Nachtrose erkennen.«
Riatha sog den Duft ein. »Aye, der Trank ist fertig.«
Aravan füllte zwei Becher, nahm einen und kniete sich neben Faeril hin. Riatha ging zu Gwylly. Behutsam flößten sie den Wurrlingen die Flüssigkeit ein, aber immer nur tropfenweise, und Faeril und Gwylly schluckten sie in einem Reflex.
Nur langsam wurde der Trank weniger, die verzweifelten Elfen beeilten sich aber dennoch nicht, obwohl es nur noch Minuten dauern konnte, bis der abnehmende Mond über den Horizont stieg.
»Ich bin fertig«, sagte Riatha endlich und wischte Gwylly den Mund ab.
»Ich auch«, erklärte Aravan nur Sekunden später und stellte seinen Becher zur Seite.
»Keine Sekunde zu früh«, flüsterte Riatha, die sich auf die Hacken setzte. »Denn der Mond geht auf und zwar … jetzt.«
Im selben Augenblick fing Gwylly an zu schreien. Einen Herzschlag später stimmte Faeril in seine Schreie ein.
Während der nächsten drei Tage wechselten sich Riatha, Aravan und Urus ab, um vor den schrecklichen Schmerzensschreien der Wurrlinge zu flüchten, obgleich sie dem Schmerz in ihrem Herzen nicht entkommen konnten.
Riatha nahm die Wurrlinge abwechselnd in die Arme, wiegte sie an ihrer Brust und sang leise, während ihr die Tränen über die Wangen liefen, als sich die Kleinen in ihren Armen in unerträglichen Schmerzen wanden. Sie rissen
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