Mithgar 16 - Drachenmacht
der kleineren Türen vorbeikamen, fragte sie: »Was ist mit dem Bär? Könnte er sie aufbrechen?«
Urus schüttelte den Kopf. »Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Mir wäre es lieber, wenn wir einen anderen Weg fänden - wie Riatha sagte: Hier ist Verstohlenheit und List gefragt, was beides nicht gerade die Stärke des Bären ist. Ich würde lieber als Mann dort hineingehen, denn, wie wir ja bei Eurer Rettung aus der Zitadelle sahen, der Bär ist einfach zu unberechenbar.
Nein, Faeril, jetzt ist nicht die Zeit, den Bären zu rufen.«
»Etwas geht mir nicht aus dem Kopf«, meinte Gwylly, »aber ich komme einfach nicht … Hoy, Augenblick mal, jetzt weiß ich wieder.
Als wir Stoke in dem Minarett sahen, ist er nach unten verschwunden…«
Faeril klatschte in die Hände. »Und ist nicht über den Hof gelaufen! Oh, Gwylly, du bist ein Wunder!« Sie schnappte sich ihren Bokkerer und küsste ihn.
»Also muss es einen unterirdischen Gang geben«, beendete Gwylly seinen Gedanken und grinste über die Schulter seiner Dammia. »Falls der offen ist…«
Sie überquerten den Hof und gingen zum Minarett. Eine kleine eherne Tür befand sich in ihrem Fuß … auch sie war verriegelt. »Wenn wir eine Tür aufbrechen wollen«, meinte Urus, »dann diese hier.«
Der Baeron spähte an dem Minarett empor. Zwei Balkone umringten den schlanken Turm. Sie waren in regelmäßigem Abstand zwischen dem Boden und der Kuppel angebracht. »Fünf Spannen bis zum ersten, fünf bis zum zweiten und dann noch fünf bis zur Kuppel.«
»Spannen?«, erkundigte sich Gwylly.
»Ein Längenmaß«, erwiderte Aravan. »Eine Spanne misst sechs Fuß.«
»Oh.«
Erneut rollte Urus Seil und Greifklaue aus. »Tretet zurück, falls ich vorbeiwerfe.«
Er traf jedoch, kletterte rasch empor, erreichte den ersten Balkon und stieg über die Balustrade. Die Tür dort war ebenfalls verschlossen. Erneut schwang er die Greifklaue, schleuderte sie auf den zweiten Balkon, stieg hinauf und … die Tür dort war ebenfalls verschlossen. Als er schließlich die Spitze des Minaretts erreichte, verschwand er für einen Augenblick in dem Pavillon, tauchte dann wieder auf, beugte sich über das Geländer und winkte den anderen.
Eine Ewigkeit schien zu verstreichen, bis sie plötzlich den Riegel der Tür im Erdgeschoss knarren hörten und die Tür aufschwang. Urus grinste sie an. »Ganz oben gab es nur eine offene Falltür«, erklärte er und winkte sie herein. »Wir brauchen Laternen, denn dort führt ein Weg hinab.«
Aravan und Faeril gingen zu den Pferden und holten drei winzige Tarnlaternen aus den Satteltaschen. »Ich schlage vor, dass Faeril, Riatha und Urus die Lampen tragen«, sagte Aravan. »Gwylly und ich brauchen für unsere Waffen zwei Hände.«
Riatha nickte, nahm eine Laterne und entzündete sie mit einem Funkenrad, das in der Laterne angebracht war. »Lasst die Klappen davor, damit wir nicht entdeckt werden. Es wird auch so genug Licht herausdringen, dass wir den Weg erkennen können.«
Sie betraten das Minarett. Eine Wendeltreppe führte in die Kuppel hinauf, und durch die geöffnete Falltür fiel Tageslicht herein. Vor ihnen gähnte eine dunkle Öffnung, und sie sahen eine gerade Treppe, die nach unten führte, offenbar unter dem Hof hinweg in Richtung der Moschee.
Sie traten durch die Öffnung in den Gang. Urus als Erster, hinter ihm Riatha, dann Gwylly und Faeril, und als Letzter Aravan.
Erneut hämmerte Gwyllys Herz wie rasend, und um sich abzulenken zählte er seine Schritte und schätzte ab, wie weit sie gegangen waren.
Dreißig Schritte mussten sie hinabgestiegen sein, als sie an einen Treppenabsatz kamen, wo ihnen ein Fallgitter den Weg versperrte. Die scharfen Spitzen des Gatters ruhten in den dafür vorgesehenen Löchern im Boden. Hinter dem Gatter erstreckte sich ein schmaler Korridor geradeaus in Richtung der Moschee. An der Wand ein Stück entfernt befand sich die Winde. Urus und Aravan versuchten, das Fallgitter anzuheben, jedoch vergeblich. »Es ist verriegelt«, sagte Urus leise.
»Wie können wir es öffnen?«, erkundigte sich Faeril. »Gibt es einen Schlüssel oder so etwas?«
Riatha deutete auf die Winde hinter dem Gatter. »Seht ihr diesen Hebel hinter der Winde? Das ist der Schlüssel. Wenn wir ihn umlegen können, dann können wir es auch öffnen.«
Faeril legte den Kopf gegen das Gatter und sah sich den Hebel an.
»Wenn diese Stäbe auch nur etwas weiter auseinanderstehen würden«, erklärte Gwylly, oder ein wenig
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