Mithgar 16 - Drachenmacht
schimmerte ein sichelförmiger Dorn, im Maul der Kreatur glänzten spitze Zähne, und die Klauen ihrer Füße verkrampften sich in der Luft, während sie vor Qualen krächzte. Denn auch dieses Wesen war aufgespießt.
Erneut hüllte der dunkle Schimmer es ein, wieder veränderte es seine Gestalt, wurde kleiner, die Schwingen verschwanden, stattdessen bildeten sich Arme und Beine, der Schnabel schrumpfte, der Kopf wurde rund, und wo die Kreatur eben noch gewesen war, brüllte jetzt Baron Stoke seine Qual heraus, denn er war ebenso aufgespießt, sein Bauch aufgerissen und seine Gedärme quollen heraus.
Das Elixier, von dem er getrunken hatte, vergrößerte seine Qualen noch und hielt den Schock von ihm fern, hielt ihn bei Bewusstsein.
Doch sterben würde er nicht, obwohl er aufgespießt war, denn er war ein unsterbliches Monster.
Der Bär trat vor, um ihn zu zerfetzen, hob die Klauen.
Und ließ sie im letzten Augenblick wieder sinken.
Er schwang den mächtigen Schädel zu dem zweibeinigen Weibchen, das dieses dunkle Metall in der Hand hielt, das mit Sternen gefüllt war.
Der Bär brüllte einmal und trat dann zurück.
Riatha trat vor Stoke, Dünamis in der Hand. Der Baron kreischte, die Augen in grauenvoller Pein weit aufgerissen, während die rasiermesserscharfe Klinge bei jeder Bewegung das Gewebe in ihm zerschnitt, ganz gleich, wie geringfügig sie auch sein mochte.
Während er endlos heulte, starrte er die Elfe an.
»Das ist für Talar«, sagte sie, holte mit ihrem Schwert aus Sternensilber weit aus, während ihr die Tränen die Wangen hinunterliefen. »Für Gwylly. Und für all die anderen!«
Mit einem mächtigen Schwung des Schwertes aus dunklem Silberon, der Klinge aus Sternensilber, die glitzerte, als das Licht der Öllampen auf sie fiel, trennte Riatha Baron Stoke den Kopf vom Rumpf.
Die Untoten fielen zu Boden, nicht länger untot, sondern - tot.
Der Bär setzte sich, und ein dunkler Schimmer umhüllte das mächtige Tier. Riatha trat vor, als es sich rasch wandelte, an Masse verlor, Gestalt annahm - und dann saß plötzlich ein Hüne von einem Mann vor ihr, ein Baeron. Urus.
Sie kniete sich neben ihn, nahm seine Hand, küsste sie, drückte sie an ihre Wange, während ihr Gesicht von Tränen überströmt war. »Chieran! Avö, chieran. Ich dachte, du seist tot.«
Urus umarmte sie und küsste sie zärtlich.
Doch dann traten auch ihm Tränen in die braunen Augen, denn über ihrer Schulter im Schatten sah er einen trauernden Aravan, der bei Faeril Wache hielt. Die kleine Damman saß auf dem Steinboden, wiegte sich und klagte, ihren toten Bokkerer in den Armen.
20. Kapitel
SCHWINGEN AUS FEUER
Fünfter Februar, 5E990 (Gegenwart)
Urus erhob sich und zog Riatha mit sich hinauf. Der hünenhafte Mann drückte mit einem Blinzeln die Tränen aus seinen Augen. »Wir haben keine Zeit zum Trauern«, stieß er zwischen den Zähnen hervor, »denn wir müssen uns den Weg freikämpfen. Um Gwylly werden wir später trauern.
Und du bist verwundet, Liebste, von einer Klinge der Rutch … ebenso wie Faeril und Aravan. Wir müssen die Wunden säubern und verbinden, denn die Waffen der Wrg sind oft vergiftet. Die Verletzungen, die sie einem damit zufügen, können noch Tage später den Tod bringen.«
Riatha nickte, wischte ihre Tränen ab und wandte sich zu ihrem Haufen mit Habseligkeiten herum. »Halte an der zertrümmerten Tür Wache, denn die Feinde könnten einen weiteren Angriff wagen. Ich werde in meinem Gepäck solange nach Kräutern und Tinkturen suchen, die sie vielleicht übersehen haben. Und nach Verbänden, ebenso nach Kleidung für Faeril.«
Die Satteltaschen waren noch verschlossen, die Schlafrollen gebunden, und während Riatha die Riemen der Ledertaschen öffnete und sie durchsuchte, nahm Urus seinen eisernen Morgenstern, trat an die Tür und hielt Wache. Er räumte weder die Trümmer der Tür noch die toten Rutcha darunter fort, sondern ließ sie liegen, weil sie mögliche Angreifer behindern würden.
Die Elfe fand rasch ihren Medizinbeutel und Faerils Ersatzkleidung, außerdem ein weißes Unterhemd, das man zerreißen und als Verband für die Wunden benutzen konnte.
Zudem fand sie Trinkschläuche, und als sie sie schüttelte, stellte sie fest, dass sie noch Wasser enthielten. Riatha öffnete die Verschlüsse, roch daran und öffnete dann ihren Beutel mit den Heilkräutern. Sie wählte ein weißes Puder aus, und ließ ein wenig davon in jeden Trinkschlauch fallen, lauschte und
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