Mithgar 16 - Drachenmacht
allem Blutjaspis.
Als er die goldene Stange fertig markiert hatte, hatte er auch einen Plan in seinem Hirn ausgebrütet. Er legte den grotesken, goldenen Stab zur Seite, lief wieder zu dem Minarett zurück und hinauf. Dort brüllte er in die Nacht hinaus: »Jetzt werden die Jäger zu Gejagten, die Räuber zur Beute!« Seine Worte hallten von den Bergen zurück und Stoke lachte wie wahnsinnig, als seine eigene Stimme zu ihm zurückhallte. Jäger… Gejagte… Räuber… Beute.
Als das nächste Zwielicht in die dunkle Nacht überging, schwang sich von dem Minarett her eine grauenvolle Kreatur in die Dunkelheit, deren breite, ledrige Schwingen sie nach Nizari trugen.
17. Kapitel
MAI’ÛS SAFRA
Herbst, 5E989 (Gegenwart)
Während der heiße Wind sie vorantrieb, trottete Halid auf seinen hajinain durch die Wüste, sie folgten dem Weg, den sie in der Woche zuvor in die andere Richtung geritten waren und ritten nach Norden, wobei er sich ein wenig östlich hielt und ins vierhundertvierzig Meilen entfernte Sabra eilte.
Den ganzen Morgen hielt Halid das Tempo und wechselte etwa jede Stunde sein hajin. Die prustenden Dromedare protestierten bei jedem Wechsel. Dabei kam er häufiger über raues Gelände, selten über glattes. Mit der Geschwindigkeit, die die Kamele bei diesem Terrain durchhalten konnten, hatte er, als er mittags eine Pause einlegte, bereits mehr als dreißig Meilen zurückgelegt.
Halid und die Tiere rasteten in der glühenden Mittagshitze und dem heißen Wind. Am späten Nachmittag stieg Halid wieder in den Sattel, und sie trotteten weiter, setzten ihre Reise fort.
Der glühende Wind setzte ihnen weiter zu und trieb sie stetig vor sich her. Wenigstens kommt er von hinten.
Die Stunden verflogen, die Sonne versank allmählich im Westen, die kurze Dämmerung der Wüste wurde rasch von der Nacht verschluckt, während die hajinain mit ihrem gleichmäßigen Trab eine Meile um die andere verschlangen. Halid hatte erwartet, dass der Wind in der Nacht abflauen würde. Aber das tat er nicht. Jetzt jedoch wärmte er sie in der kalten Dunkelheit.
Zwischen Sonnenuntergang und Mitternacht ritten sie an dem Bassin vorbei, in welchem sich die Zisterne von Uäjii befand. Die Dromedare witterten das Wasser und wollten dorthin, aber Halid erlaubte es ihnen nicht. Sie protestierten lautstark, trabten jedoch weiter, und schon bald lag die Zisterne weit hinter Halid. Nicht jedoch seine Erinnerungen an Reigos Tod.
Sie ritten weitere sechs Stunden nach Norden, bis Halid schließlich in den öden Dünen anhielt, sich zum Schlafen legte und die Dromedare ausruhen ließ. Sie hatten in diesen vierundzwanzig Stunden fast zweiundneunzig Meilen zurückgelegt. Wenn er und seine hajinain diese Geschwindigkeit hielten, würden sie Sabra in fünf Tagen erreichen, einen Tag vor dem Stichtag.
Immer noch wehte der Südwestwind, aber jetzt war er kühl.
Nach kaum drei Stunden Schlaf wachte Halid bei Tagesanbruch auf. Der Reichsmann dachte über den Südwestwind nach, während er ein paar Bissen aß, aber viel Wasser trank. Das ist ein schlechtes Zeichen. Er weht schon seit mehr als einem Tag. Möge Rualla, die Herrin der Winde, entscheiden, dass es genug ist.
Halid bestieg sein Dromedar und ritt weiter nach Nordwesten, über den endlosen Sand, während sich die hajinain wieder lautstark beschwerten, denn sie hatten weder gefressen noch getrunken, seit sie von der halbmondförmigen Bucht aufgebrochen waren.
Dennoch trotteten sie gehorsam nach Norden, über die vom Wind geformten Dünen, während die heiße Luft in ihren Rücken blies.
In der Mittagsglut hielt Halid erneut an und rastete, während der Wind den Sand um sie herum aufwühlte und die feinen Körner durch die Luft peitschte. Halid zog seinen Schal über das Gesicht und döste.
Nach drei Stunden setzten sie ihre Reise fort. Halid wechselte wie zuvor ständig das Reittier, und als sie schließlich in tiefster Dunkelheit rasteten, hatten sie achtundneunzig Meilen zurückgelegt. Der Wind blies immer noch.
Am dritten Tag ihrer Reise kamen sie auf zerklüftetes Terrain, und als sie erneut in den Dünen zur Nacht anhielten, sahen sie auf etwas mehr als fünfzig Meilen zurück. Trotzdem hatten sie in drei Tagen insgesamt zweihundertvierzig Meilen hinter sich gebracht und waren nur noch knapp zweihunderfMeilen von ihrem Ziel entfernt.
Aber der Wind wehte unbarmherzig weiter, und am nächsten Tag, eine Stunde nach Sonnenuntergang, heulte eine schwarze Wand von
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