Mithgar 16 - Drachenmacht
können wir auf dieser Welt keine Kinder empfangen.« Tränen glitzerten in Riathas Augen, und Faeril nahm ihre Hand.
»Irgendwann werdet gewiss auch Ihr ein Kind bekommen, Riatha.«
Riathas Blick zuckte zu Urus hinüber. Der Baeron schlief fest. »Aber ich will ein Kind von Urus, Faeril, und das kann doch niemals geschehen. Er ist sterblich und von Mithgar; ich aber bin unsterblich und von Adonar. Ich kann hier kein Kind empfangen, und er kann nicht mit mir dorthin gehen … Und selbst wenn er irgendwie einen Weg auf die Hohe Ebene fände, so könnten wir dennoch kein Kind zusammen zeugen, denn die Liebe zwischen Sterblichen und Elfen trägt keine Früchte.«
Faeril wollte etwas erwidern, doch bevor sie auch nur ein Wort herausbekam, flog Riathas Hand schon an ihren Hals. »Schnell!«, zischte die Elfe, schleuderte Sand aufs Feuer und erstickte die Glut. »Weck die anderen. Der Wachstein wird kalt.«
Faeril weckte Gwylly und Aravan, während Riatha Urus rüttelte.
Sie warteten lange in der Nacht, in einem Kreis, dabei nach außen gewandt, und spähten in die mondhelle Wüste. In der Ferne, weit jenseits der Oase, glaubte Faeril dunkle Schatten über die Dünen huschen zu sehen, aber bis die anderen auf ihren Ruf herbeigeeilt waren, waren die Schatten bereits verschwunden.
Langsam wich die Eiseskälte aus dem blauen Amulett, als die Gefahr vorüberzog.
Nachdem der Stein wieder eine gewöhnliche Temperatur hatte, wickelten sich Faeril, Gwylly und Aravan in ihre Schlafrollen, während Riatha und Urus Wache hielten.
Die Damman fand jedoch keinen Schlaf. Sie schwankte zwischen der Trauer über Riathas Worte und beunruhigenden Gedanken über das, was den Stein hatte kalt werden lassen. Nachdem sie sich eine Stunde lang rastlos hin und her gewälzt hatte, kroch sie zu Gwylly und schmiegte sich an ihn. Der Bokker zog sie an sich und hielt sie fest… und wenige Augenblicke später hatte der Schlummer auch sie umfangen.
Bei Tagesanbruch kletterte Gwylly den langen Hang einer Düne hinauf, um nach Spuren zu suchen. Faeril begleitete ihn. Als sie den Kamm der Düne erreichten, deutete die Damman auf die nächste Düne. »Was ist das denn, Gwylly? Es sieht aus wie … ein umgestürzter Pfeiler.«
»Das stimmt, meine Dammia. Gehen wir hin und sehen wir es uns an.« Gwylly drehte sich herum und verständigte die anderen mit einigen Pfeifsignalen, dass sie etwas gefunden hatten.
Als sie sich dem Gegenstand näherten, kamen sie an einigen Abdrücken im Sand vorbei, die von Osten nach Westen führten. »Also gut, etwas ist hier gewesen«, erklärte Faeril. »Aber was es war, kann ich nicht sagen. Dafür ist zu viel Sand in die Spuren gerieselt.«
Gwylly hockte sich neben die Fährte. »Das war mehr als ein Etwas, Liebste. Etliche waren das, wie es aussieht.«
Urus, Riatha und Aravan holten sie rasch ein, aber keiner der drei wusste, was diese Spuren hinterlassen hatte. Obwohl Urus eine Vermutung äußerte. »Vierbeiner, würde ich sagen. Die nach Osten laufen. Kleine Tiere.«
Kurz darauf gingen sie weiter, zu dem Hang, der vor ihnen lag. Als sie die Düne erreichten, fanden sie einen gewaltigen Obelisken, der auf der Seite lag und größtenteils unter dem Sand begraben war. Etwa fünfzehn Meter davon waren zu sehen, und in den Stein waren merkwürdige Reliefs eingemeißelt worden. »Kann das jemand ent-
Ziffern?«, erkundigte sich Gwylly. »Ich frage mich, was es bedeutet.«
Doch niemand kannte die Sprache. »Ich vermute«, sagte Aravan schließlich, »dass dieser Obelisk hier von einem Menschenkönig aufgestellt wurde, der eine Art von Unsterblichkeit suchte.«
Sie wischten Sand weg und enthüllten weitere Reliefs, die ihnen jedoch auch nicht weiterhalfen. Die Bilder zeigten Vögel, Hunde, Pferde, Kamele und noch andere Tiere. Dazu Garben von Getreide, Menschen, Steinzeug, Räder, Wagen, Bögen, Pfeile und dergleichen. Es fanden sich alle möglichen Dinge und Lebewesen auf dem Obelisken, aber keine Elfen, Zwerge, Wurrlinge oder andere Rassen, nur Menschen.
»In Khem«, bemerkte Aravan, »einem Land südöstlich von hier, haben die Menschen große Steinpyramiden errichtet, mit Bestattungskammern, Erinnerungen an ihr Dasein, und auch steinerne Monolithen und andere Bauwerke, die für alle Ewigkeit bestehen und ihren Namen damit Unsterblichkeit verleihen sollten.«
Gwylly schüttelte sich. »Oh, Unsterblichkeit oder nicht, ich möchte nicht für alle Zeiten in so hartem, kaltem Stein begraben sein. Bestattet
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