Mithgar 17 - Drachenbund
Drachenstein, dieses widerwärtige, von einem Gott geschaffene Ding, das Drachenwesen nicht mit ihren Sinnen erfassen konnten; ebenso wenig, wie sie es wagen konnten, den Stein gezielt anzusehen, ohne zu riskieren, in einen ewigen Wahnsinn gestürzt zu werden, wo sie eine Gram ohne jedes Maß ertragen mussten.
Als der erbärmliche Menschling seine Befehle äußerte und Ebonskaith in ohnmächtigem Zorn brüllte, lachte der gelbäugige Bastard den Drachen aus, der nichts anderes zu tun vermochte, als zu gehorchen.
Ryodo fiel in weniger als einem Monat, als das Drachenfeuer jeden Widerstand zu Asche verwandelte. Den Drachen folgte die Goldene Horde, Krieger aus Moko und Jinga, die vergewaltigten, plünderten, räuberten, alles nahmen, was von Wert war, und nur Verheerung zurückließen.
Trotz ihrer Proteste musste die Erste Dienstmagd Chakun den Thron von Ryodo besteigen, denn was konnte gerade für diese eroberte Nation schlimmer sein, als sich der Knute einer Frau zu beugen … das jedenfalls flüsterte Ydral Kutsen Yong ein.
Als Chakun an Bord eines Schiffes ging und über die Jingarische See segelte, tanzte Ydral vor Freude, denn seine größte Widersacherin am Hof des Kaisers war nun aus dem Weg geräumt. In dieser Nacht gellten grauenvolle Schreie aus dem Turm, in dem Ydral seine neue Vormachtstellung feierte.
Im nächsten Jahr fiel auch Jung, ebenso wie die zehntausend Inseln von Mordain.
Im Jahr danach festigte der Kaiser seine Herrschaft, als er seine Günstlinge auf die verschiedenen Throne setzte. Reichtümer wurden zusammengerafft und nach Janjong geschickt, zusammen mit auserwählten Sklaven.
Im selben Jahr verbreitete sich auch aus dem eroberten Jung eine alte Religion in den Reichen: die Anbetung des Jidu Shängdi, des Eifersüchtigen Gottes. Unter all den Höflingen wusste nur Ydral, dass es einer der vielen Namen von Gyphon war.
Die Goldene Horde wuchs immer mehr an, unaufhörlich scharten sich Krieger unter das Drachenbanner.
Und während all dieser Zeit stand Ydral Kutsen Yong als treuer Oberster Berater zur Seite, flüsterte dem Kaiser unentwegt seine Ratschläge ins Ohr. Als das Jahr verstrich, lenkte Ydral die Aufmerksamkeit Kutsen Yongs stetig nach Westen.
»Mai Gebieter, weit im Westen liegen viele Reiche und sehr viel Reichtum.«
»Ich werde mich um sie kümmern, wenn ich es will«, antwortete Kutsen Yong und streichelte den Drachenstein.
»Selbstverständlich, mai Gebieter. Wie es schon in den Sternen geschrieben steht, tji werdet der All-Herrscher sein. Dennoch…«
Kutsen Yong runzelte die Stirn und sah Ydral an. »Dennoch …?«
Ydral zögerte, als wollte er nicht gern davon sprechen, doch auf eine ungeduldige Geste des Kaisers hin sagte er: »Im Westen gibt es ahn, der sich selbst den Hochkönig von Mithgar nennt und sich über alles stellt.«
»Selbst über mich?«
»Ja, mai Gebieter«, flüsterte Ydral.
Kutsen Yongs Augen blitzten vor Wut. »Dann werde ich ihn persönlich über den Irrtum aufzuklären, zu dem ihn sein Hochmut verleitet hat.«
»Persönlich, mai Gebieter?« Ydral konnte seinen Triumph kaum verbergen. »Aber was ist mit aun Sicherheit?«
Kutsen Yong sprang auf, den Drachenstein in der Hand. »Ich bin der Mächtige Drachen, und nichts stellt sich mir in den Weg. Rufe meine Befehlshaber, meine Mandarine. Wir müssen einen Eroberungsfeldzug planen, denn ich werde diesen Emporkömmling vernichten und sein Reich ebenfalls meiner Herrschaft unterwerfen!«
»Jawohl, mai Gebieter«, flüsterte Ydral und trat vom Thron zurück. Als er aus dem Thronsaal schritt, jubilierte er, denn jetzt würde ganz Mithgar fallen, und dann würde Gyphon auf ewig herrschen.
18. Kapitel
ENTSCHEIDUNGEN
Oktober, 5E1008 (Fünfzehn Monate zuvor)
An Bairs fünfzehntem Geburtstag war der schlanke Junge einen Meter neunzig groß und wog nur knapp ein Pfund unter einhundertfünf Kilo. Sein flachsblondes Haar war noch heller geworden, was Faeril etwas unnatürlich fand. Aber ob es nun der Natur entsprach oder nicht, seine schulterlangen Haare hatten einen silbrigen Glanz angenommen, wie auch seine hellgrauen Augen. An diesem Geburtstag trug er graues Leder, das war Inarions Geschenk an den Jungen. Ein elfischer Allwettermantel mit Kapuze lag auf seinen Schultern. Auf der einen Seite war er graugrün, graubraun auf der anderen. Welche Seite er nach außen trug, hing von der Art der Umgebung und auch davon ab, ob er sich tarnen wollte oder nicht. Der Umhang wurde am
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