Mithgar 17 - Drachenbund
töten«, erwiderte Dalavar.
Als ihre Ahnung bestätigt wurde, griff Riatha nach Urus’ Hand. Er nahm sie in die seine und sagte zu dem Wolfmagier: »Vor fünfzehn Jahren sagtet Ihr bereits, dass genau dies geschehen würde.«
»Meiner Seel!«, keuchte Faeril. »Ich erinnere mich.« Sie wandte sich an Dalavar. »Aber Bair ist nicht mehr hier.«
Dalavar nickte, als hätte er es gewusst. »Das ist gut, denn die, welche seinen Tod wollen, wähnen ihn noch hier im Tal.«
»Gut - sagt Ihr«, knurrte Faeril, »aber er ist ganz allein und folgt Aravan. Wenn Bair ihn einholt, will er ihn in die Karoo begleiten. Und das Traurige ist, es ist meine Schuld, denn ich habe Bair den Weg beschrieben.«
»Nein, Faeril, es ist nicht Eure Schuld«, widersprach Riatha. »Die Schuld trägt Bair selbst.«
»Ein dickköpfiger, närrischer Junge«, knurrte Urus.
Dalavar schüttelte den Kopf. »Ihr irrt alle drei. Gewiss, dickköpfig mag er sein, aber närrisch ist er nicht. Er folgt seiner Bestimmung … so viel habe ich gesehen.«
»Bestimmung oder nicht«, brummte Urus. »Wenn wir ihn einholen, dann hätte ich große Lust…«
»Ich glaube nicht, dass dies klug wäre«, warnte ihn der Wolfmagier.
Bei Dalavars Tonfall sprang Graulicht mit gesträubtem Fell auf und blickte den Wolfmagier fragend an. Doch Dalavar sprach ein Wort, das eher einem Grollen glich, woraufhin sich Graulicht zögernd wieder niedersinken ließ, nachdem er sich umgedreht hatte.
Ancinda warf Urus einen Seitenblick zu. »Ich will mich nicht in die Erziehung Eures Sohnes einmischen, Urus, aber bedenkt Folgendes, BärMeister: Wäre Bair heute Nacht im Tal gewesen, so würde er jetzt vielleicht bei den Toten liegen. Vielleicht war es sein Schicksal, von hier fortzugehen, wie Dalavar Wolfmagier gesagt hat.«
Urus nickte und seufzte. »Trotzdem …«, fing er schon an, verstummte dann jedoch und sah Dalavar ratsuchend an.
Der Wolfmagier blickte ins Tal. »Vom Norden kam es, das Gezücht«, knirschte er, »vom Grimmwall herab, Mordlust im Blick, und suchte vergeblich nach dem weggelaufenen Jüngling. Es werden weitere Überfälle auf dieses Tal stattfinden, und Ihr müsst darauf vorbereitet sein.
Was Bair angeht - einiges habe ich gesehen, anderes kann ich aber nur vermuten. Dennoch, das kann ich sagen: Bair und Aravan beschreiten den Pfad der Bestimmung, und solltet Ihr ihnen folgen, so werden sie ganz gewiss scheitern, denn Ihr werdet ihre Gedanken verändern - und so das Ergebnis beeinflussen.«
»Und wenn wir ihnen nicht folgen?«, wollte Urus wissen.
»Ich kann nicht alles vorhersehen, denn etwas oder jemand blockiert meine Sicht, aber das eine weiß ich: Ihre Chancen sind in jedem Fall gering und das Scheitern sehr gut möglich. Dennoch, es ist besser, eine kleine Chance zu haben als gar keine.«
»Diese Sicht, die Ihr habt«, erkundigte sich Faeril, »könnt Ihr auch in die unveränderliche Zukunft blicken?«
Dalavar hob eine Hand. »Sie ist nicht unveränderlich, keineswegs. Stattdessen ist sie unbestimmt und ständigen Veränderungen unterworfen, denn viele Pfade führen von jedem entscheidenden Augenblick ab. Zu entscheiden, was geschehen wird, ist selbst im besten Fall schwierig, denn einige Entscheidungen balancieren auf des Messers Schneide, und die Ereignisse können auf die eine oder andere Seite fallen, nur aufgrund einer Laune oder eines vorbeifliegenden Vogels oder eines Windstoßes, eines herabfallenden Blattes oder auch aus gar keinem ersichtlichen Grund.«
»Woher wisst Ihr dann, dass wir ihm nicht folgen sollen?«, hakte Riatha nach.
»Im Grunde weiß ich das nicht. Aber ich glaube, dass die beiden zusammen, Aravan und Bair, eine winzige Chance auf Erfolg haben. Sollte jedoch noch jemand sie begleiten, haben sie meiner Meinung nach gar keine. Eines jedoch ist mir vollkommen klar, und ich sage es gern noch einmal: Mehr Angriffe auf dieses Tal werden sich ereignen, denn diejenigen, die Eurem Sohn nach dem Leben trachten - der ja auch von meinem Blut ist -, sie glauben, dass er sich hier aufhält. Also müsst Ihr nicht nur dieses Tal verteidigen, sondern Ihr müsst auch als Lockvogel dienen. Sollte der Feind aber sehen, dass Ihr nach Süden reitet, so könnte er vielleicht argwöhnen, dass der Junge sich nicht mehr in Ardental befindet. Daraufhin wird er seine Netze weiter auswerfen und herausfinden, wohin er gegangen ist.«
Faeril keuchte und sah Riatha und Urus an. Die Mienen der beiden wirkten sehr grimmig. »Pocken sollen die
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