Mithgar 18 - Drachenkrieg
zurückgekehrt.«
»Noch nicht zurück? Aber ich habe ihn schon vor Wochen dorthin gesandt!«
»Mein Gebieter, seine Leibwache ist erst heute ohne ihn eingetroffen«, antwortete der Mandarin.
»Was?«
»0 Mächtiger, sie sagen, Ydral hätte sich in ein grauenvolles, geflügeltes Wesen verwandelt und wäre geflohen, vor einer silbernen Bestie, die ihn verfolgte.«
»Ein grauenvolles, geflügeltes Wesen?«
»Ja! 0 Masula Yongsa Wang, das sagten sie. Vielleicht ein ähnliches Wesen wie jenes, welches am dunklen Himmel in der Nacht Eurer Geburt zu sehen gewesen sein soll.«
»Schickt den Hauptmann von Ydrals Leibwache zu mir«, befahl Kutsen Yong. Als der Mandarin rücklings davonhuschte, steckte Kutsen Yong die Hand aus und streichelte den Drachenstein…
Auf einer fernen Felsenspitze lief ein heftiger Schauer über den mächtigen Ebonskaith.
Innerhalb eines Kerzenstriches landete Ebonskaith neben dem Palast, mit rauschenden, ledernen Schwingen. Der mächtige Drache wirbelte gewaltige Schneewolken hoch in die Luft. Die roten Ochsen brüllten vor Angst, und Ebonskaiths Zunge zuckte heraus, als wollte sie ihren appetitlichen Geruch in der Luft wittern. Bedachtsam, damit er den Drachenstein nicht direkt ansah, richtete Ebonskaith dann den Blick seiner echsenartigen Augen auf diese unwürdige Kreatur, die ihn in ihren Klauen hielt, dieses unfähige Wesen, das in eben diesem Augenblick den Stein umklammerte, in dem die Seele des Drachenkönigs gefangen war. Einen Schritt hinter dem Steinwirker stand ein Mann in einer Rüstung. Er stank förmlich von Furcht.
»Ich will, dass die Drachen Ydral finden und zu mir bringen«, sagte der wertlose Tyrann über alle Drachen.
Ebonskaiths Stimme klang wie große, grobe, eherne Platten, die sich übereinanderschoben, als er antwortete. »Ydral?«
»Derjenige, der bei dem Großen Ruf neben mir stand.«
»Ah, das Zwischenwesen«, antwortete Ebonskaith. »Der gelbäugige Bastard, der mit seiner lächerlichen Wache davongeritten ist.«
Kutsen Yong lächelte, als er hörte, wie der Drache Ydral nannte. »Wie auch immer du ihn schimpfst, ich will, dass ihr ihn zu mir bringt.«
»Also nehme ich an, dass er verschwunden ist«, dröhnte Ebonskaith.
Kutsen Yong deutete auf den Bewaffneten. »Hauptmann.«
Der Hauptmann der Leibwache trat vor. Er schwitzte wie ein Schwein. »Während der Weihe des Pavillons hat er sich in eine fliegende Kreatur verwandelt und ist geflohen, verfolgt von einer riesigen, silbernen Bestie.«
»Beschreibt das näher«, knirschte Ebonskaith.
»Die Kreatur besaß lederne Schwingen, obwohl sie nicht einmal ein Fünftel Eurer Spannweite ausmachen«, antwortete der Hauptmann. »Außerdem hatte es auch einen langen Hals und ein mit Zähnen gespicktes Maul. Mehr habe ich nicht gesehen. Die silberne Bestie, die ihn verfolgte, ähnelte einem Wolf, war jedoch viel größer, etwa so groß wie ein Pony.«
»Ah«, brauste Ebonskaith.
»Du kennst diese Kreatur und die Bestie?«, wollte Kutsen Yong wissen.
»Vielleicht«, hallte der Drache.
»Trotzdem«, fuhr Kutsen Yong fort, »ich will, dass die Drachen Ydral zu mir bringen, hierher, in meinen rollenden Palast. Nicht du, mein Drache, sondern welche von denen, denen du gebietest.«
»Ich werde nur einen entsenden.« Ebonskaiths Stimme hallte wie eine große Glocke.
»Einen?«
»Raudhrskal wird fliegen, denn er kennt diese Dämonenbrut, ihren Geruch und ihr Verhalten.« »Dämonenbrut?«
»Kreaturen wie jene, zu denen auch dein gelbäugiger Mischling verkommen ist«, gab Ebonskaith zurück. Der Drache wandte sich an den Hauptmann. »Wo befindet sich dieser Pavillon?«
»In einem Dorf namens Inge, am Fuß der Berghänge im Norden, in der Nähe eines mächtigen Sumpfes.«
»Diesen Ort kenne ich. Ich werde Raudhrskal dorthin senden.«
Auf den Wällen von Dendor stand König Dulon mit seinen Männern und sah zu, wie sich der schwarze Drache erneut in die Luft erhob. »Speerschleuderer, haltet euch bereit!«, befahl der König, obwohl er nicht einmal wusste, ob selbst die Speere dieser mächtigen Schleudern eine Drachenhaut durchbohren konnten.
Doch der Drache flog nach Südosten, entfernte sich von der Stadt.
Mit einem erleichterten Seufzer befahl Dulon den Speerwerfern zurückzutreten. Doch der König entspannte sich nicht, denn auch wenn der Drache fort war, blieb diese gewaltige Armee, die die Stadtmauern umzingelte: Es war mindestens eine halbe Million Männer, jedenfalls lautete so die
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