Mithgar 18 - Drachenkrieg
dort, wo wir gewesen sind. Jedenfalls deutet das Feuer daraufhin.«
»Hoffen wir, dass es ein Omen für jenes ist, was uns erwartet.«
Sie stürmten weiter. Bair hielt den Ring in seiner Rechten, während sie durch das schattige Tal liefen. Über ihnen blinkten schwach die Sterne. Hinter ihnen färbte sich im Osten der gelbbraune Himmel in einem schwefelgelben Morgengrauen.
Sie rannten weiter, und durch den matschigen Schnee reckten Sträucher und Dornenhecken ihre Zweige.
Dann tauchte der Rand der roten Sonne über dem Horizont hinter ihnen auf. Ein weiterer trüber Tag wälzte sich auf das karge Land.
»Kelan!«, schrie Bair plötzlich. »Der Ring, er kribbelt. Ein Übergang ist nah!«
»Dann kreise ihn langsam ein«, meinte Aravan.
Hinter ihnen ertönte ein fernes Hornsignal.
»Besser schnell«, meinte Aravan. »Sie könnten unsere Fährte gefunden haben.«
Bair schloss die Augen, umklammerte den Ring und bog nach links ab.
Erneut schmetterte ein Horn, und jetzt hörten sie auch das Heulen der Vulgs.
Aravan zog sein Langmesser, obwohl es ihm gegen ein Rudel dieser wolfsähnlichen Kreaturen, die so groß wie Ponys waren, nur wenig nützen würde.
Bair schritt zu einer kleinen Senke, in der sich ein spärliches Dickicht aus winterkahlen Bäumen befand.
Aravan sah den Weg zurück, den sie gekommen waren. In der Ferne hoben sich gegen die rote Sonne Silhouetten von Kreaturen ab, die den Kamm erklommen und dort innehielten. Lange Schatten strömten an ihnen vorbei. Erneut schmetterte ein Horn, dann noch eines, und die Schatten rannten heulend in das Tal.
»Hier, kelan«, meinte Bair. »Das ist er.«
Aravan sagte kein Wort, schob sein Messer in die Scheide am Oberschenkel, und in einem Lichtblitz tauchte Valke auf, der mit wenigen Flügelschlägen auf Bairs Schulter landete.
Wieder gellte ein Horn, und über den Kamm, der ins Tal führte, donnerten Ghüls auf Helrössern. Ihre gespaltenen Hufe wirbelten Schneeklumpen auf.
Bair packte seinen Morgenstern in die rechte Hand und den Ring in die Linke und begann das Ritual, während die Vulgs heulend auf die beiden zurannten. Die Entfernung zwischen ihnen schmolz rasend schnell.
Bair sang, deklamierte, schritt, wendete, pausierte ungerührt weiter, während die Hornsignale immer näher kamen und die brüllenden Ghüls auf ihren Helrössern aus der blutroten Sonne galoppierten, gefolgt von johlenden Rucks und Hlöks.
Bair verlor sich in dem Ritus, sang und glitt, hielt inne und wendete, schritt und deklamierte, achtete nicht auf seine Umgebung, wenngleich Valke auf seiner Schulter dem heranbrausenden Feind böse Blicke zuwarf. In den blauen Augen des schwarzen Raubvogels leuchtete eisige Wut.
Homer gellten, Ghüls heulten, Helrösser donnerten durch den Schnee, Rucks und Hlöks im Gefolge, und Zähne fletschende Vulgs sprangen zu dem Rand der Senke, stürzten sich auf ihre Beute, warfen sich auf sie und flogen doch nur durch die Luft…
… denn der Jüngling und der Falke waren verschwunden.
22. Kapitel
ADONAR
Januar, 5E1010 (Gegenwart)
»Was …?«, schrie Eryndar und sprang hastig hoch, denn jemand oder etwas begann, sich mitten in dem Lager der Elfenjäger zu manifestieren. »Gebt acht!«, schrie der Elf, zog sein Schwert und deutete auf die Erscheinung hinter dem Feuer. »Dieses Ding kommt von Neddra herüber!«
Die anderen fünf Elfen sprangen ebenfalls auf, zückten die Schwerter, bereit, augenblicklich dieses … dieses …
»Wartet!«, rief Talarin. »Es ist ein Baeron - nein, es ist ein…«
Doch dann trat die Gestalt, wer es auch sein mochte, ganz aus dem Dazwischen und hinaus in die saubere, frische Luft und den frischen, glänzend weißen Neuschnee.
»Es ist ein großer Jüngling mit einem schwarzen Vogel auf der Schulter, einem dunklen Falken«, sagte Gildor, der sein Schwert zwar senkte, es jedoch nicht zurück in die Scheide schob.
»Trotzdem«, Eryndar hielt sein Schwert immer noch auf den Jüngling gerichtet. »Er ist von Neddra gekommen.«
Der Jüngling sah sich um und riss beim Anblick des halben Dutzends Elfen staunend die Augen auf. Sie standen um das Lagerfeuer, bereit, ihn anzugreifen oder sich zu verteidigen, je nachdem. Sie hatten ihre Pferde an einem Seil in der Nähe angebunden. Die Tiere schnaubten unruhig, als sie die Spannung spürten. Noch während der Jüngling den Morgenstern an seinen Gürtel hakte, fragte er: »Ist das hier Adonar?«
»Das ist es«, erwiderte Gildor. »Aber Ihr seid nicht von der
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