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Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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genau, wer auf den unseligen Einfall kam, ein Picknick an der Bucht zu veranstalten. Allein dieser Vorschlag schon ließ Paul in die Luft gehen. Picknicks sollte man gesetzlich verbieten, schimpfte er. Er habe keine Lust, den ganzen Tag in der Sonne zu braten, nur um vielleicht ein paar lächerliche Sprotten zu angeln. Nun, wir wußten nicht erst seit gestern, daß wir keine besonders vergnügungssüchtigen Männer geheiratet hatten.
    Es war einer jener herrlichen Tage, die man hier in den Vorbergen Mitte März erleben kann. Mit einem tiefblauen, wolkenlosen Himmel, der große Hitze verspricht. Bis zur letzten Minute hatte Paul inbrünstig um Regen gebetet, aber als der Morgen graute, mußte er sich geschlagen geben. Der Colonel war geschäftlich in der Stadt, aber die anderen Teilnehmer unserer Party — in letzter Zeit gehörten auch die drei Junggesellen ständig zu unserem Kreis — trafen sich zu einer für einen Sonntag ungewöhnlich frühen Stunde, weil die beste Zeit zum Angeln infolge der Flut schon um neun Uhr war.
    Als wir an den Pier kamen, erlebten wir die erste Panne. Die einzelnen Motorteile der Barkasse lagen in einem wüsten Durcheinander, der Bootsmann war von oben bis unten voll Öl gespritzt und schäumte vor Zorn. Die Maschine war am Abend vorher zu Bruch gegangen, und es gab keine Möglichkeit, noch rechtzeitig zum Fischen zu kommen, da die anderen beiden Boote längst abgelegt hatten. Offensichtlich war der gute Mann nicht auf die Idee gekommen, uns telefonisch von dieser Katastrophe in Kenntnis zu setzen.
    Sams Lippen zuckten verdächtig, und er schien gerade sagen zu wollen: >Dann fahren wir also wieder nach Hause<, aber Larry kam ihm schleunigst zuvor. »Na schön, darum werden wir uns den Tag noch lange nicht verderben lassen. Dann suchen wir uns eben auf dieser Seite der Bucht ein nettes Plätzchen.«
    »Wozu eigentlich?« fragte Paul trotzig.
    Sam eilte ihm unverzüglich zu Hilfe. »Was glaubst du eigentlich, was wir hier in diesem Loch tun sollen?«
    »Was wir tun sollen? Das, wozu wir hergekommen sind — wir halten ein Picknick ab«, erwiderte ich fest.
    Wir brachten das Wasser im Kessel zum Kochen und bereiteten Tee. Die allgemeine Stimmung besserte sich. Nach dem Tee verzogen sich die drei Ehemänner auf die Klippen, um dort doch noch ihr Anglerglück zu versuchen. Sie versprachen uns für den Lunch ein paar erstklassige Fische, die wir über dem Kohlenfeuer braten wollten. Da inzwischen die Ebbe eingesetzt hatte, dehnte sich die Schlickfläche bis weit hinaus. Mit Baden war es also nichts. Wir faulenzten im Schatten eines knorrigen alten Puriri und verwünschten insgeheim, so zeitig aufgestanden zu sein. Ruth war zusammen mit Anne gekommen, Larry hatte allerdings darauf bestanden, daß sie bei ihr übernachten müsse. Ruth schien übrigens die einzige, der die feucht-schwüle Hitze nichts ausmachte. Sie wirkte kühl und trotz des marineblauen Matrosenkleids anziehend. Ihr Haar war zu einer strengen Rolle frisiert. Sie sei eine leidenschaftliche Strandläuferin, verkündete sie fröhlich, und darum wolle sie jetzt losziehen, um im Schlick nach Muscheln zu suchen.
    Wir drei Ehefrauen gaben uns ganz dem wohligen Gefühl des Nichtstuns hin, als urplötzlich die nächste Katastrophe eintrat. Wie aus dem Nichts heraus — hier an der Küste ist das keine Seltenheit — erhob sich ein scharfer Wind. Er wehte direkt von den Dünen her. In Sekundenschnelle waren wir in eine Sandwolke gehüllt. Mit einem Satz waren wir bei den Picknickkörben, um noch zu retten, was zu retten war. »Das fehlte uns gerade noch«, murmelte Larry erbittert, während Christina auch schon mit sandverklebten Augen und laut schreiend angelaufen kam. Dawn blickte sich voller Abscheu um. »Einen besonders glücklichen Platz hast du gerade nicht ausgesucht, Susan. Ich bin ganz voll Sand.« Damit band sie sich ein farbenfrohes Tuch um den Kopf und schickte einen vorwurfsvollen Blick in meine Richtung.
    In diesem Augenblick wurden wir durch Jim und Ruth abgelenkt, die schwerbeladen herangekeucht kamen. Wir waren uns sofort darin einig, daß die Muscheln viel besser schmecken würden als die kärgliche Angelbeute unserer Männer, und jemand setzte den Kessel aufs Feuer. Ruth kauerte sich lachend und völlig aufgelöst neben Larry auf den Boden. Nichts war übriggeblieben von ihrer adretten Kühle — ihr vom Wind gerötetes Gesicht strahlte, ihre Beine waren bis zu den Knien voller Schlamm, und verzweifelt kämpfte sie

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