Mittagessen Nebensache
komisch. Oh, Susan, es wäre schrecklich, wenn Emily etwas zugestoßen wäre. Glaubst du, daß dieser furchtbare Mensch sie gestohlen haben könnte?«
Mir fiel rechtzeitig ein, daß Richards’ Telefon ebenfalls an unserem Gemeinschaftsnetz angeschlossen war. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, erwiderte ich darum äußerst vorsichtig.
»Stell dich doch nicht dumm, Susan. Natürlich meine ich Richards. Wer sonst könnte denn Emily gestohlen haben?«
Ich wollte gerade bemerken, selbst Richards würde sich kaum an Emily vergreifen, wenn ihm deren eigentümliche Angewohnheiten bekannt seien, aber unter den gegebenen Umständen durfte man Larry keinesfalls reizen. »Bitte bedenke, daß wir hier Gemeinschaftsanschluß haben und du leicht eine Verleumdungsklage auf den Hals bekommen kannst«, sagte ich darum nur kurz.
»Das ist mir völlig wurst. Ich werde diesem Kerl noch ganz was anderes sagen, wenn Emily nicht wieder auftaucht. Du weißt, er hat eine besondere Vorliebe für fette Tiere. Er schickt sie in die Fleischfabrik. Und meine Emily war mächtig fett.«
Das stimmte allerdings. Emily war mehr als fett, sie würde ein prächtiges Schlachttier abgeben. Da Larrys Stimme immer unsicherer klang, war mir auch nicht mehr zum Lachen zumute. »Kann ich dir irgendwie helfen?« fragte ich darum teilnahmsvoll.
»Oh, Susan... Bitte, wenn du herüberkommen und mir beim Suchen helfen könntest... Sie kennt doch deine Stimme. Kannst du Christopher nicht bei Dawn lassen?«
Ich konnte! Den Rest des Morgens verbrachte ich damit, um Schafpferche herumzureiten und >Emily< zu schreien, während Larry das gleiche tat. Sie hatte Christina vor sich im Sattel, und die beiden Hunde Mick und Maus hechelten mit hängender Rute hinterdrein. Aber unserer Suchaktion war kein Erfolg beschieden.
Als wir ins Haus zurückkehrten, trafen wir Sam an. »Im Vertrauen«, flüsterte er mir zu, »ich bin heilfroh, daß wir das Biest endlich los sind. Natürlich ist es ein scheußlicher Gedanke, daß Larrys Maskottchen in der Konservenfabrik landen soll. Larry würde das nie überwinden. Ich habe gesehen, daß er gestern Schafe ausgemustert hat, aber ich werde mich hüten, ihr das zu sagen.«
In diesem Moment kam Larry hinzu. »Ich kann den Gedanken nicht ertragen, daß sie vielleicht gerade jetzt verladen wird«, murmelte sie. »Nein, Sam. Jetzt ist keine Zeit, lange Reden zu halten. Ich fahre augenblicklich zu Richards hinüber und stelle fest, ob er heute Schafe verladen hat.«
»Das kannst du nicht tun, das ist ganz unmöglich! Du kannst ihn auch nicht einfach des Diebstahls bezichtigen.«
»Er ist ein Schuft, das wissen alle. Je eher ich ihn zur Rede stelle, um so besser. Und wenn er keine Schafe weggeschickt hat, werde ich verlangen, daß er mich seine Pferche durchsehen läßt.«
»Mein liebes Mädchen, ohne Polizei kannst du keine Durchsuchung vornehmen.«
»Geh doch zum Teufel mit deiner Polizei. Inzwischen soll Emily wohl auf die Schlachtbank kommen... Oh, ihr Männer seid doch entsetzlich feige Geschöpfe. Aber wenn du mir nicht helfen willst — Susan tut es bestimmt.«
Da hatte ich die Bescherung! Sam warf mir einen hilflosen Blick zu.
»Dann bleib wenigstens zu Haus und kümmere dich um Christina«, fuhr Larry ihn an. »Und wenn du weitersuchen willst, kannst du sie ja mitnehmen... Komm, Susan.«
In diesem Augenblick kam mir eine Erleuchtung. »Warum willst du nicht zunächst die Nebenstraße entlang fahren und seine Pferche ansehen? Wenn er dort die ausgemusterten Schafe zusammengetrieben hat und sie noch nicht verladen sind, könnten wir Emily doch herausholen.«
Dieser Vorschlag schien Larry zu begeistern. Sie stürzte zur Garage und fuhr den Wagen mit einem gewaltigen Ruck rückwärts hinaus. »Denke daran, daß du aus einem fremden Grundstück keine Schafe herausholen darfst — selbst wenn sie dir gehören sollten«, rief Sam ihr warnend zu.
Larry hob die Drahtschere hoch. »Wirklich nicht? Pah ...du bist eben nur ein Mann! Kümmere dich gefälligst um das Baby!« Damit stoben wir auch schon mit halsbrecherischer Geschwindigkeit davon.
Da Larry ihrem Mann gegenüber nur äußerst selten eine unfreundliche Tonart anschlägt, konnte ich ermessen, wie sehr ihr Emilys Verschwinden an die Nieren ging.
Unglücklicherweise erwies meine Vermutung sich als falsch. Die Schafpferche waren leer. Aber das schlimmste — wir brauchten nicht einmal auszusteigen, um zu sehen, daß hier heute morgen Schafe verladen worden sein
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