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Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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gegen ihre aufrührerische Haarfülle an. Ich beobachtete, wie David sich plötzlich steil aufrichtete und sie erstaunt musterte, als habe er zum erstenmal entdeckt, daß sie ein weibliches Wesen war, und ein ziemlich anziehendes noch dazu.
    Schließlich war der Frieden wiederhergestellt, und die Männer vertieften sich in ein Gespräch über das unerschöpfliche und interessante Problem der Schafzucht.
    »Mein Haar ist ganz voll Sand«, klagte Ruth. »Und diese entsetzlichen kleinen Härchen im Nacken kitzeln zum Wahnsinnigwerden. Ich war überhaupt noch nicht beim Friseur, seit ich in Tiri bin. Bitte schneiden Sie mir diese Härchen ab, Susan. Ich habe eine Schere in der Handtasche.«
    Bevor ich beginnen konnte, hatte mir Larry auch schon die Schere aus der Hand gewunden. »Komm, laß mich nur machen. Ich kann das besser, ich schneide Sam auch immer die Haare.«
    Mein Instinkt sagte mir, daß ich das nie zulassen dürfe, aber in diesem Augenblick stimmte Christopher ein wildes Geschrei an, und da Paul sich stocktaub stellte, blieb mir nichts anderes übrig, als zunächst meinen Mutterpflichten nachzukommen. Ich lief zum Wagen hinüber und mußte feststellen, daß die allgemeine schlechte Laune sich nun auch auf die Kinder übertragen hatte. Sie zankten sich. Kaum hatte ich den Frieden wiederhergestellt, hörte ich David rufen: »Paß auf... Christinas Hut wird in die See geweht!« Und gleich darauf Larry: »Stillsitzen, Ruth!« — gefolgt von Annes Aufschrei: »Himmel, du schneidest ihr ja die Haare ab, Larry!«
    Norman war aufgesprungen, um dem Hut nachzujagen, der über den Schlick wirbelte. Die übrigen verharrten in tiefem Schweigen.
    »Es tut mir leid, Ruth...«, unterbrach Larry mit zögernder Stimme endlich die Stille, »aber Sie haben eben den Kopf gedreht, wohl, um nach Christinas Hut zu sehen... Tja, und nun — nun habe ich aus Versehen ein dickes Bündel Haare abgeschnitten.«
    Glücklicherweise bemerkte niemand den triumphierenden Blick, den sie mir zuwarf.
    Ruth nahm die Schreckensnachricht sehr gefaßt auf. Die ganze Gesellschaft umringte sie und beschimpfte Larry. »Es ist wirklich ungefährlicher, Christopher eine Schere in die Hand zu geben als dieser Frau«, brummte Paul. »Sie haben Glück gehabt, daß sie Ihnen nicht auch noch die Kehle durchgeschnitten hat«, fügte Sam hinzu, und Tim fuhr ihr tröstend über die Schulter. »Lassen Sie nur, Ruth. In ein bis zwei Monaten wird Ihr Haar wieder nachgewachsen sein.«
    Ruth lachte nur. »Laßt um Himmels willen Larry in Ruhe, es ist ausschließlich meine Schuld. Ich habe mit dem Kopf gewackelt. Es macht mir wirklich gar nichts aus.«
    »Wissen Sie, Ruth«, sagte Anne leise, »es stünde Ihnen bestimmt ausgezeichnet, wenn Sie die Haare überhaupt so kurz tragen würden. Sie haben so dichtes, welliges Haar, außerdem trägt man es doch heute kurz.«
    Ruth lächelte. »Nun, jetzt bleibt mir ohnehin keine andere Wahl. Vielleicht wird es sogar bequemer sein.«
    Larry schwieg zerknirscht. Es gelang ihr wundervoll, sich den Anschein von Schuldbewußtsein zu geben. Nur Sam und ich wußten, daß dieses schreckliche Mädchen sich heimlich halb totlachte.
    Beim Essen kauten wir dauernd auf Sand, es war einfach scheußlich. Zudem hatten wir vergessen, Butter dazuzugeben, und die Muscheln schmeckten wie Leder. Christopher schnitt sich bös an einer zerbrochenen Flasche, die er aus dem Sand gebuddelt hatte, und Christina begann tief und fest zu schlafen. Der Wind wurde von Minute zu Minute schlimmer. Wir beschlossen, nach Beendigung unseres opulenten Mahles sofort aufzubrechen. Als Sam sein Töchterchen aufhob, um es in den Wagen zu tragen, entdeckten wir auch die vermißte Butter — Christina hatte sie als Kopfkissen benützt. Ihre Locken waren völlig verklebt.
    Zu Hause angekommen, trug Paul die Picknickkörbe in die Küche und knallte sie schwungvoll auf den Tisch. »Wirklich, ein wundervoller Sonntag!« knurrte er böse. »Hoffentlich hast du endlich genug von diesen verdammten Picknicks.«
    »Ich bin ganz deiner Meinung, Paul«, zwitscherte Dawn. »Diese Mahlzeiten im Freien sind ganz abscheulich, ich habe mich nie dafür begeistern können!« Ich ignorierte die beider und begann stumm das schmutzige Geschirr auszupacken.
    Aber die Freuden dieses Tages waren noch nicht restlos vorüber. Gegen neun Uhr rief Larry an. Ihre Stimme klang sehr besorgt.
    »Susan, was kann man denn gegen Leibschmerzen tun...? Glaubst du, es könnte etwas Ernstliches

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