Mittagessen Nebensache
wenn man die ursprüngliche Farbe beibehält. Ich erwäge ernstlich, auf kastanienbraun überzugehen, wenn ich wieder zu Hause bin. Ich bin direkt gespannt, wie Gregory darauf reagieren wird. Vielen Dank, Larry. Dann werde ich also bis einen Tag vor der Hochzeit warten.«
Als sie hinausgegangen war, zwinkerte Larry mir zu. »Demnach scheint Gregory also noch nicht abgeschrieben zu sein. Ich möchte zu gern wissen, was er von ihrem ländlichen Urlaub hält.«
»Ich wollte es dir schon längst sagen, aber diese vermaledeiten Kostüme haben es mich vergessen lassen — vor zwei Wochen erhielt ich einen Brief von Mutter. Sie gab mir zu verstehen, ich könne Gregory doch eigentlich mal übers Wochenende einladen. Gleichzeitig schrieb sie mir seine Adresse.«
»Mrs. Abbott ist eben eine Optimistin. Aber natürlich weiß man ja bei Dawn nie, woran man ist.«
»Ich habe ihr gegenüber nichts davon erwähnt. Dazu ist immer noch Zeit, wenn er meinen Brief beantwortet hat. Ich habe ihm geschrieben, daß er uns jederzeit willkommen sei. Aber — im Vertrauen gesagt — ich bin auf seinen Besuch absolut nicht scharf, und Paul ebenfalls nicht. Es macht ja fast den Eindruck, als wollten wir Dawn verkuppeln. Ich hasse es, Schicksal zu spielen. Dawn hat mir nie etwas über ihre Gefühle erzählt — wenn sie überhaupt welche hat.«
»Sei doch nicht so schrecklich voreingenommen, Darling. Das liegt wohl an dieser verflixten Näherei. Ich bin riesig gespannt auf Gregory, ich möchte das junge Paar einmal zusammen sehen. Übrigens — bis zur Hochzeit ist gar nicht mehr viel Zeit.«
10
Die Trauung war auf Mittwoch zwei Uhr festgesetzt. Larry brachte Christina am Dienstag zu einer letzten Anprobe und der üblichen abschließenden Ermahnung. Dawn hatte sich den ganzen Vormittag über im Bad verbarrikadiert, um ihrem Haar den letzten Schliff zu geben. Dann war sie mit David nach Tiri gefahren, um die Post zu holen.
Als die Kinder in ihren Prachtgewändern vor uns standen, wurde sogar ich von der allgemeinen Aufregung angesteckt. Die beiden bildeten ein entzückendes Paar. Christina sah wie ein Engel aus mit ihren schönen Locken und den großen blauen Augen. Das blaßgrüne Nylonkleidchen fiel ihr bis auf die Fußspitzen. Christopher konnte man sicher nicht als >hübsch< bezeichnen, es sei denn, man war seine eigene Mutter. Aber immerhin sah er wie ein netter, sehr männlich wirkender kleiner Junge aus. Inzwischen hatte er sich restlos an seine seltsame Gewandung gewöhnt. Er wußte, wenn man den Anzug gehorsam anzog, gab es hinterher Schokolade. Die ganze Angelegenheit hatte sich inzwischen zu einer Bestechung größten Stils ausgewachsen, und Pauls Kommentar zu diesem Geschäft wurde von Tag zu Tag bissiger.
»Schade, daß Dawn die beiden nicht sehen konnte«, sagte ich nach der Anprobe. »Sie ist ja viel gespannter auf diese Hochzeit als ich.«
»Hat Gregory inzwischen von sich hören lassen?« fragte Larry. »Ich kann es kaum erwarten, daß er endlich hier aufkreuzt. Es interessiert mich nämlich, welche Rolle Dawn in seiner Gegenwart zu spielen gedenkt — das mondäne Mädchen aus der Stadt, das er bisher gekannt hat, oder die kleine Landpomeranze, zu der sie sich angeblich entwickelt haben will.«
»Ich nehme an, daß er sich an ihre Schauspielerei längst gewöhnt hat«, erwiderte ich zerstreut, denn ich untersuchte gerade den Saum von Christinas Kleidchen. »Ich glaube, ich kürze es doch um zwei Zentimeter. Sie geht manchmal etwas unsicher, wenn sie aufgeregt ist, und es wäre schrecklich, wenn sie vielleicht mitten in der Kirche stolpern sollte.«
Wir nahmen Nadel und Faden und machten uns an die Arbeit, während die Kinder davontrotteten. Eine halbe Stunde später kam Dawn zurück und brachte David mit herein. Er würde sie am nächsten Tag auch zur Trauung fahren. Die beiden befanden sich in ausgelassenster Stimmung und sprachen ausschließlich von dem großen Ereignis.
»Du hättest eben die letzte Anprobe sehen sollen«, sagte ich zu Dawn. »Die zwei sehen einfach entzückend aus. Es würde mich gar nicht wundern, wenn morgen trotz meiner bösen Vorausahnungen doch noch alles klappen sollte.«
In diesem Moment stöhnte Larry auf, während sich gleichzeitig Dawns Augen riesenhaft weiteten und ihr Mund fassungslos auf- und zuklappte. Ich stand mit dem Rücken zur Tür und drehte mich blitzschnell um, gerade noch rechtzeitig, um meinen Sohn eintreten zu sehen. In der einen Hand hielt er eine große
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