Mittagessen Nebensache
Flasche, in der anderen meine neue Zahnbürste. Ganz automatisch stürzte ich auf ihn zu, um die Flasche vor der sicheren Zerstörung zu retten, als ich zu meinem Entsetzen bemerkte, daß es sich um eins von Dawns mysteriösen Haarfärbemitteln handelte. Ich besaß noch die Geistesgegenwart, das Etikett schnell mit der Hand zu verdecken. Dann erst nahm ich mir die Zeit, Christopher näher in Augenschein zu nehmen.
Sein Kopf war gescheckt — das dunkle Haar mit unzähligen hellen Strähnen durchzogen. Aber das war doch unmöglich! Entsetzt schloß ich für einen Augenblick die Augen und öffnete sie dann erneut. Nein, ich hatte nicht geträumt...
Dann dämmerte mir die schreckliche Wahrheit. Er hatte Dawns Wasserstoffsuperoxyd — oder was es immer sein mochte — an sich gebracht und sich das Zeug mit meiner Zahnbürste ins Haar geschmiert. Es war zu furchtbar, um wahr sein zu können.
Im Zimmer herrschte beklemmendes Schweigen. Zum erstenmal im Leben hatte es Dawn die Sprache verschlagen. David blinzelte verwirrt, und Larry kämpfte, wie ich wütend bemerkte, mit einem Lachkrampf.
Aber schließlich war sie es, die die Situation für Dawn rettete. Sie nahm mir die Flasche aus der Hand, wobei sie das Etikett sorgfältig verdeckte. »O Susan«, stöhnte sie zerknirscht, »wie schrecklich! Das ist ja das Reinigungsmittel, das ich mitgebracht habe, um die Flecken aus dem Rock zu machen.«
Ich hörte, wie Dawn scharf die Luft einzog. Dann Davids Stimme: »Na, da muß Christopher aber mächtig viel Flecken in seinem Haar gehabt haben. Nur schade, daß ihm der Reinigungsprozeß nicht besser geglückt ist.« Es war nicht zu übersehen, daß er nur mühsam das Lachen unterdrückte.
Ich sagte gar nichts. Im Augenblick wußte ich noch nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Alles war umsonst gewesen. Diese ganze mühselige Arbeit der vergangenen Wochen, mein Ehrgeiz, der Hochzeitsgesellschaft einen Sohn zu präsentieren, auf den ich stolz sein konnte — alles zunichte. Meine unheilvollen Ahnungen hatten sich doch als richtig erwiesen. Larry warf mir einen schrägen Blick zu. Sie schien meine Gefühle zu verstehen.
»Es war ja so achtlos von mir, die Flasche einfach herumstehen zu lassen«, murmelte sie unsicher. »Wirklich, liebe Susan, es tut mir furchtbar leid. Ich bin untröstlich. Wenn er nun etwas davon getrunken hätte?«
Dawn blickte Christopher finster an. Ich vermutete, sie bedauerte sehr, daß er es nicht getan hatte. Kalte Wut stieg in mir hoch. Das war wieder echt Larry, eine solche Geschichte zu erfinden, um Dawn diese furchtbare Blamage vor ihrem Kavalier zu ersparen. Dawn fand das wahrscheinlich so ganz in Ordnung. Aber in diesem Punkt hatte ich mich geirrt. Sie zögerte nur einen Moment. »Genaugenommen sind Sie gar nicht daran schuld, Larry«, sagte sie leise. »Ich sah dieses Reinigungsmittel im Bad stehen und interessierte mich dafür, weil ich einen Fleck in meinem Tennisrock habe. Ich muß die Flasche wohl in der Küche stehengelassen haben. Es tut mir wirklich leid, Susan.«
Ich mußte endlich auch etwas sagen, aber ich schluckte schwer. »Nun ja«, brachte ich endlich heraus, »das läßt sich jetzt nicht mehr ändern. Jane wird sicher keinen Pagen haben wollen, der wie eine gefleckte Henne aussieht. Ich werde Mrs. Caley anrufen und ihr sagen, daß sie auf Christopher verzichten muß. Zum Glück hat er sich wenigstens nicht an Christinas Haar vergriffen. Die Kleine wird also auf jeden Fall dabeisein können.«
Larry warf mir später vor, mit diesen Worten habe ich das Schicksal herausgefordert.
Ich rief also Mrs. Caley an und murmelte ein paar unsinnige Entschuldigungen. Sie sprudelte mir ihr Mitgefühl entgegen und holte Jane an den Apparat. Zu meinem Entsetzen brach die junge Braut in helles Gelächter aus. Sie bestritt energisch, daß das Ganze als Unglück anzusehen sei. Nachdem sie sich kurz mit ihrer Mutter beraten hatte, gelangte sie zu dem Schluß: »Liebe Susan, es ist also abgemacht. Das ist ja gerade der Clou, gerade so etwas habe ich mir immer gewünscht. Etwas Originelles, etwas, was einen ordentlichen Knall gibt.«
Man konnte wohl nicht gut von mir verlangen, daß ich darin mit ihr einigging. Schließlich war es mein Sohn, auf dessen Kosten man sich amüsieren würde, und bei Hochzeiten soll es ja im allgemeinen keinen Knall geben. Aber Jane war eben ein modernes Mädchen, und ihr Sinn für Humor war noch schlimmer entwickelt als bei Larry.
Sie wischte meine Bedenken ganz
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