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Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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ab. Das Kleid kann ich bestimmt selbst machen, Susan. Es soll ja ganz einfach sein.«
    »Du weißt ganz genau, daß du selbst die einfachste Näherei nicht zustande bringst. Wenn du Christina nicht gerade zur Ursache allgemeinen Gelächter machen willst, wird jemand anders dieses Kleidchen nähen müssen.«
    Jedenfalls war es mir unmöglich, die Begeisterung, die Mrs. Caley, Jane, Anne und selbst Dawn aufbrachten, zu teilen. Es stand nun einmal fest: selbst wenn sich die Kinder anständig benehmen sollten, blieb an mir die ganze Arbeit hängen, während das Ergebnis zweifelhaft war.
    Trotzdem fuhr ich gehorsam nach Te Rimu und beratschlagte mich mit Mrs. Caley und Jane, deren Freude ziemlich ansteckend wirkte. Wir besuchten die Schneiderin, die mir ein Schnittmuster aufzeichnete und den Stoff zurechtschnitt, den ich für Christopher gekauft hatte. Die Herstellung des Anzuges blieb mir überlassen.
    Das klingt sehr einfach, aber ich hätte lieber einen Pagenanzug für ein drei Monate altes Baby geschneidert als für den drei Jahre alten Christopher. Er betrachtete die Angelegenheit vom typisch männlichen Standpunkt. Die Anprobiererei langweilte ihn unendlich. Er weigerte sich, auch nur für einen Augenblick stillzuhalten. Überraschenderweise kam Dawn mir zu Hilfe und lenkte ihn für ein paar Minuten ab. Sie schien entsetzt darüber, daß mir die ganze Sache offensichtlich keinen Spaß machte.
    »Aber das wird doch eine wunderschöne Hochzeit, Susan. Denk nur, wie lustig es sein wird, wenn die beiden Knirpse das Kirchenschiff entlangspaziert kommen.«
    »Entlangspaziert? Ich fürchte, sie werden sich viel eher dafür entscheiden, Schubkarren oder Eisenbahn zu spielen. Für mich sind Hochzeiten eine ausgesprochene Plage. Ich erinnere mich noch mit Schaudern an Felicitys >großen Tag<. Damals hatte ich mir geschworen, mich nie wieder in so was hineinziehen zu lassen.«
    Larry betätigte sich in meinem Haushalt, während ich mich mit den verflixten Hochzeitsgewändern abplagte. Rund vierzehn Tage trennten uns noch von dem großen Ereignis. Nach wie vor weigerte sich Christopher mit verbissener Energie, seinen lächerlichen Anzug anzuprobieren. Schon bei dem bloßen Anblick des Pagenkostüms brüllte er laut los.
    »Er muß sein Festgewand mit etwas Angenehmem assoziieren«, erklärte Larry resolut. »Du mußt ihn abrichten, wie man einen jungen Hund abrichtet. Du weißt schon, was ich meine. Man läßt sie Männchen machen, und als Belohnung erhalten sie dann ein Stück Leber. Und weil sie Leber gern mögen, machen sie auch gern Männchen.«
    »Christopher macht sich nichts aus Leber.«
    »Sei doch nicht albern. Schokolade mag er gern. Also sagst du ihm, daß er jedesmal ein Stück Schokolade bekommt, wenn er brav ist und den Anzug anprobiert.«
    »Das ist Bestechung. Und ich mag ihm überhaupt keine Schokolade geben.«
    »Herrgott, bist du stur. Die Umstände machen es eben erforderlich, und außerdem heiratet Jane nur einmal.«
    »Das will ich hoffen! Sollte sie ein zweites Mal auf eine solche Idee kommen, leihe ich Christopher nicht mehr her.«
    »Ich bin fertig, Susan. Was soll ich jetzt tun? Die Fenster putzen?«
    Als die Fenster geputzt waren, sagte sie: »Ich vergaß ganz, dir von einem schrecklichen Erlebnis zu erzählen, das ich bei den Hills hatte. Es war viel schrecklicher als Klein-Henrys Angewohnheiten. Ist dir eigentlich schon die Idee gekommen, daß dieser Doktor North ihr Arzt ist?«
    »Ich habe bisher nicht darüber nachgedacht, aber eigentlich gibt es ja keine andere Möglichkeit. Er ist der einzige Doktor hier in der Gegend.«
    »Also: am Tag nach ihrer Rückkehr aus dem Krankenhaus fuhr ein Wagen auf eine ziemlich hochnäsige Art vor.«
    »Das ist wohl nicht gut möglich. Ich fürchte, deine Abneigung gegen ihn erstreckt sich nun auch schon bis auf sein Fahrzeug.«
    »Laß doch, du verdirbst mir ja die Pointe. Selbstverständlich saß dieser scheußliche kleine Mann in dem Wagen.«
    »Ich verstehe nicht, wieso du ihn als klein bezeichnest. Er ist knapp einsachtzig.«
    »Zugegeben, aber irgendwie wirkt er klein. Wahrscheinlich liegt das an seinem Charakter. Du bist heute so schrecklich nörglerisch, Susan. Jedenfalls — du hättest mich sehen sollen! Ich war gerade mit Henry fertig geworden und hatte in der Eile das Waschbecken überlaufen lassen. Das Wasser lief durch den Flur und zur Vordertür hinaus. Ich blickte gar nicht auf, ich nahm an, es sei wieder ein Viehhändler, und die gehen ja immer

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