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Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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waren allein, und die ganze vermaledeite Hochzeit lag hinter uns.
    Wir fühlten uns wohlig müde und so glücklich, daß wir sogar beschlossen, uns taub zu stellen, als das Telefon schrillte. Es klingelte eine ganze Weile, aber Paul meinte nur: »Ach, laß nur! Wenigstens dieses eine Mal. Es wird schon nichts Wichtiges sein. Ich nehme mir jetzt einen Krimi und lege mich ins Bett.«
    In diesem Augenblick schlugen die Hunde an. Das brauchte nichts zu bedeuten haben. Draußen war heller Mondschein, wahrscheinlich hatte sich eine Kuh auf der nahen Weide bewegt. Zufrieden döste ich weiter vor mich hin, als etwas Fürchterliches geschah. Auf der Veranda wurden Schritte laut, und gleich darauf klopfte es an die Tür.
    Erschrocken fuhr ich hoch. In dieser Aufmachung mochte ich nicht einmal einem Landstreicher begegnen, und draußen stand bestimmt kein Tramp, der um ein Nachtasyl bat. Auf Zehenspitzen schlich ich ins Schlafzimmer. Paul schlief, das Licht brannte, und das Buch ruhte auf seiner Brust. Ich packte ihn am Arm. »Schnell, steh auf! Es ist jemand an der Tür.« Er grunzte etwas Unverständliches und drehte sich auf die andere Seite. Es klopfte erneut, diesmal lauter. Ich warf meinem Spiegelbild einen verzweifelten Blick zu und sah ein, daß mir nichts anderes übrigbleiben würde, als selbst hinauszugehen. Vielleicht war es doch nur ein Autofahrer, dem das Benzin ausgegangen war...
    Langsam ging ich den Flur entlang, schaltete das Licht auf der Veranda ein und betete inständig, daß es nicht zu hell sein möge. Dann öffnete ich die Tür. Ein großer Mann stand vor mir. Schon beim ersten, flüchtigen Blick sah ich, daß er tadellos gekleidet war. Er zog einen Hut, wie ihn kein Farmer jemals im Leben besitzen würde. »Mrs. Russell...? Es tut mir leid, daß ich so spät komme, aber ich hoffe, Sie haben mein Telegramm erhalten...?« Als ich ihn nur verständnislos anstarrte, fügte er lächelnd hinzu: »Mein Name ist Gregory Hutchinson.«
     
     

11
     
    Die nächste halbe Stunde dehnte sich ungemütlich in die Länge. Gregory Hutchinson war vermutlich noch nie um neun Uhr abends einer Frau begegnet, die so aussah wie ich — es sei denn, er besaß eine ältere Schwester oder eine unverheiratete Tante. Er war von einer korrekten Höflichkeit und gab sich ganz den Anschein, als ob er meine saloppe Aufmachung überhaupt nicht bemerke.
    »Ich hatte Ihnen heute nachmittag ein Telegramm geschickt für den Fall, daß sie meinen Brief noch nicht erhalten haben sollten«, sagte er, und ich versicherte ihm, daß ich weder das eine noch das andere bekommen hätte. »Aber bitte, das macht doch nichts«, fügte ich hinzu.
    »Zumindest das Telegramm hätten Sie bekommen müssen«, erwiderte er. »Ich verstehe das nicht — ich habe es gegen vier aufgegeben. Dummerweise kam mir eine Reifenpanne dazwischen, so daß ich nicht mehr rechtzeitig eintreffen konnte.«
    Inzwischen hatte ich Kaffee gekocht. Wir saßen vor dem Kamin und waren bemüht, unserer Konversation den Anschein von Ungezwungenheit zu geben. Im stillen verwünschte ich mich und Paul. Miss Adams versuchte stets, ein Telegramm unter allen Umständen durchzugeben, aber dieses >eine Mal< hatten wir uns taub gestellt, als das Telefon klingelte. Diesen Leichtsinn mußte ich jetzt ausbaden.
    »Wir waren zu einer Hochzeit eingeladen und kamen erst gegen sieben zurück«, murmelte ich und ließ die Angelegenheit damit auf sich beruhen. »Aber haben Sie denn eigentlich schon zu Abend gegessen?« fügte ich hastig hinzu.
    »Ja, in der Stadt. Das hat mich nochmals aufgehalten. Die Leute im Hotel gaben sich zwar alle Mühe, aber es ging ziemlich drunter und drüber, weil dort gerade eine größere Feier stattfand.«
    Allerdings. Die Hochzeitsfeier nämlich, bei der Dawn sich im Augenblick wahrscheinlich köstlich amüsierte. Seltsam — er hatte meine Schwester bisher mit keiner Silbe erwähnt. Glaubte er vielleicht, sie hätte sich im Bett verkrochen?
    »Dawn ist heute abend nicht hier«, erklärte ich darum schnell. »Die Tochter einer uns befreundeten Familie feiert Hochzeit, und man hat Dawn gebeten, noch ein wenig mitzumachen. Einer unserer Nachbarn wird sie nach Hause bringen.«
    Ich hoffte, meinen Worten war zu entnehmen, daß dieser >Nachbar< die vorzüglichste Anstandsdame für Dawn abgab.
    Aber das schien ihn gar nicht weiter zu beeindrucken, zumindest ließ er sich nichts anmerken. Ein jüngerer und weniger erfahrener Mann würde bestimmt seine Enttäuschung gezeigt

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