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Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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oder sich für diesen Nachbarn interessiert haben. Mr. Hutchinson aber blickte lediglich auf seine Uhr und meinte: »Nun, Sie werden doch gewiß nicht auf sie warten wollen...?«
    Ich atmete auf. Insgeheim hatte ich schon befürchtet, er würde grimmig bis zu Dawns Rückkehr hocken bleiben, während ich — mir meines vogelscheuchenhaften Aussehens mit immer größerem Unbehagen bewußt werdend — ihm Gesellschaft leisten und eine gequälte Konversation aufrechterhalten mußte. In diesem Augenblick wurde mir Gregory Hutchinson im höchsten Maße sympathisch.
    »Sie müssen sich nur noch gedulden, bis ich Ihr Bett hergerichtet habe«, sagte ich erleichtert, aber zu meiner Überraschung erwiderte er mit einem gewinnenden Lächeln: »Geben Sie mir die Bettwäsche und gehen Sie ruhig schlafen. Schließlich ist es eine Zumutung für Sie, so spät am Abend noch einen Gast aufzunehmen. Sie sind gewiß müde, Mrs. Russell.«
    Er muß ungefähr dreißig sein, dachte ich. Gerade das richtige Alter für Dawn. Und er ist nett. Kein >schöner Mann< wie David, aber er sieht gut aus, hat ein tadelloses Benehmen und scheint viel Einfühlungsvermögen zu besitzen. Wie, um alles in der Welt, mochte sein Verhältnis zu Dawn sein?
    »Nun ja, wenn es Ihnen nichts ausmacht? Aber können Sie denn wirklich ein Bett herrichten?«
    Er lachte. »Sollte es denn überhaupt einen Neuseeländer geben, der kein Bett zu machen versteht? Zeigen Sie mir das Zimmer und kümmern Sie sich nicht weiter um mich. Im Übrigen möchte ich Sie nochmals um Entschuldigung bitten für diesen späten Überfall.«
    Sein Lachen steckte an. »Ich muß Sie ebenfalls um Entschuldigung bitten, daß ich Sie in diesem Aufzug empfangen habe. Dawn würde schamrot, wenn sie mich sehen könnte.«
    »Oh, Dawn...!« sagte er nur. Es klang so, als seien ihre Person oder ihre Ansichten völlig belanglos für ihn. Ich schrak ein wenig zusammen. Sollte ihm ihre Flatterhaftigkeit zu Bewußtsein gekommen sein? Sollte er sie etwa gar nicht mehr mögen? Arme Mutter!
    Wir wünschten uns gute Nacht, und ich sah noch, wie er auf recht geschickte Art begann, das Bett zu überziehen. Anschließend ging ich ins Schlafzimmer und versuchte Paul wachzurütteln, um ihm zu sagen, wie niederträchtig er sich benommen hatte. Aber es war vergebliche Liebesmüh. Paul schlief fest — oder gab sich zumindest den Anschein. Unter ähnlichen Umständen hatte ich schon öfter diese Erfahrung gemacht.
    Ich weiß nicht, wann Dawn heimkam, jedenfalls war nicht die Spur von ihr zu entdecken, als wir uns zu dritt an den Frühstückstisch setzten. Paul fand Gregory vom ersten Augenblick an sympathisch. Kein Wunder, Gregory zeigte sich als glänzender Gesprächspartner, zeigte Interesse für die Probleme der Landwirtschaft und gab erstaunlich gesunde Ansichten von sich. Er habe sich stets gewünscht, Farmer zu werden, bekannte er schließlich. Eigenes Land zu besitzen, über die Felder zu streifen, während zwei Hunde ihm um die Füße sprangen...
    »Aber ich habe rechtzeitig meine Grenzen erkannt«, schloß er. »Und nun kann ich nur hoffen, daß ich mir eines Tages, wenn ich mich einmal zur Ruhe setze, ein schönes Landhaus in der Nähe der Stadt leisten kann.«
    Nach dem Frühstück nahm Paul ihn mit hinaus. Mein Mann schien zu glauben, daß es für unseren Gast nichts Interessanteres geben konnte als den Anblick unseres neuen hornlosen schwarzen Zuchtbullens. Paul schien es auch gar nicht weiter aufzufallen, daß von Dawn überhaupt nicht die Rede war.
    »Belege ihn nicht den ganzen Vormittag mit Beschlag«, flüsterte ich ihm in der Küche rasch zu. »Schließlich ist er gekommen, um Dawn zu besuchen.«
    »Ach Dawn...!« erwiderte Paul im gleichen Tonfall wie Gregory am vergangenen Abend,
    In diesem Augenblick revoltierte meine Weiblichkeit und wurde leidenschaftliche Parteigängerin. Ich wußte, Dawn war ein kleines Luder, aber das war noch lange kein Grund für ein paar Männer, in dieser blasierten Art über sie zu sprechen.
    In diesem Augenblick erschien Dawn in der Tür, noch völlig verschlafen. »Mein Gott, Susan, was ist heute morgen eigentlich für ein Lärm im Haus? Ich bin todmüde. Hast du mich zurückkommen hören?«
    »Nein. Aber vielleicht hat Gregory dich gehört? War es lange nach Mitternacht?«
    »Gregory...? Herr des Himmels, ist Gregory hier? Wieso ist denn der plötzlich aufgetaucht? Und ich sehe zum Fürchten aus! Aber macht nichts, ich verschwinde wieder ins Bett.« Damit rauschte

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