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Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Titel: Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Barth
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Heerstraße, der Via Egnatia. 1385 erreichte sie die albanische Küste. Thessalonike gelangte in die Hand der Türken, Makedonien wurde tributpflichtig.
Um das Königreich der Himmel
    In Serbien regierte in dieser Zeit Fürst Lazar Hrebeljanović. Es gelang ihm, den serbischen Adel zum Kampf gegen die türkischen Invasoren zu einigen. Am 28. Juni 1389, dem St.-Veits-Tag, traf das serbische Ritterheer, verstärkt durch ein Kontingent aus Bosnien, auf dem Amselfeld (Kosovo polje) bei Priština auf die muslimische Armee unter Sultan Murad I. Nach der Legende bot dieser eine hohe Belohnung an, falls Lazar sich ergäbe. Doch dem erschien der Prophet Elias und mahnte, dass es nicht um irdische Güter, sondern um das Königreich des Himmels gehe. Daraufhin lehnte der Serbe die Kapitulation ab.
    Mythos Amselfeld
    Im großserbischen Nationalismus, der sich Ende des 19. Jahrhunderts bildete und während des Zerfalls des jugoslawischen Staates in den 1980er und 1990er Jahren wieder zu erheblichem Einfluss gelangte, spielt der Mythos vom Amselfeld eine bedeutende Rolle. Serbien feiert sich darin als aufopfernder Verteidiger des Abendlandes gegen den Islam. 1989, im Jahr der 600. Wiederkehr des Tages der Schlacht, pilgerte eine halbe Million Menschen zum orthodoxen Kloster Gracanica, der letzten Ruhestätte des von der serbischen Kirche heilig gesprochenen Fürsten Lazar. Seine Gebeine wurden anschließend auf einer Rundreise in verschiedenen Klöstern ausgestellt, die in Gebieten lagen, die Serbien für sich beanspruchte. Bei der Feier am historischen Ort sprach der serbische Präsident Slobodan Milošević am 28. Juni 1989 vor einer Million Zuhörern und schloss sein Gedenken an die altserbischen Helden mit den Worten: „Nach sechs Jahrhunderten stehen wir wieder im Kampf. Es ist kein bewaffneter, aber ausgeschlossen ist nicht, dass es einer wird.“ Zwei Jahre später begann mit dem Einmarsch der serbisch dominierten Bundesarmee in Slowenien der Krieg auf dem Balkan
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    Die Schlacht verlief äußerst blutig, die Zahl der Gefallenen, die die zeitgenössische Chronistik nennt (20 000 Tote auf beiden Seiten), ist jedoch sicher zu hoch gegriffen. Beide Heerführer kamen im Kampf ums Leben. Der Sieg allerdings gehörte den Türken, die fortan die Oberhoheit über Serbien ausübten. Ein Kreuzzug, den ein europäisches Heer, dem u.a. Franzosen, Burgunder, Deutsche, Engländer, Ungarn, Polen, Italiener und Spanier angehörten, im Frühjahr 1396 gegen die Türken unternahm, vermochte daran nichts zu ändern. Schlecht geführt, ging er in der Schlacht von Nikopolis (Bulgarien) unter. Bis 1521 nahmen die Türken Serbien vollständig in Besitz. Dabei vollzogen sich bedeutende Verschiebungen der Bevölkerung: Viele Serben wanderten nach Ungarn aus, in die freigewordenen Gebiete Zentralserbiens rückten Albaner nach. Ein selbständiger serbischer Staat erstand erst wieder nach dem Berliner Kongress 1878.

Das serbische Historiengemälde, hier als Farbdruck des 20. Jahrhunderts wiedergegeben, beschwört den Mythos vom Amselfeld: Wenn es um die Verteidigung des Abendlandes geht, kämpfen die Serben immer in der ersten Reihe
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    (c) dpa/Picture Alliance, Frankfurt am Main

Um Mitsprache und Mitbestimmung
Städteaufstände
    Die europäischen Städte hatten zumeist schon im Hochmittelalter das Regiment ihrer Stadtherren abgeschüttelt und die Verwaltung in die eigene Hand genommen. Der Ablösungsprozess war allerdings nicht immer friedlich verlaufen; da und dort waren die alten Herren regelrecht hinausgeworfen worden.
    Im Spätmittelalter kam es erneut zu Kämpfen in den Städten. Diesmal stand eine Schicht der Bevölkerung gegen die andere. Von Revolutionen kann man nicht sprechen, grundlegende Umwälzungen fanden nicht statt. Auch um einen Kampf von Arm gegen Reich handelte es sich nicht. Die Armen waren zwar sehr zahlreich, aber sie fanden zu keiner Organisation. Vielmehr verlief die Trennlinie zwischen den streitenden Parteien quer durch das Stadtbürgertum, durch den Teil der Bevölkerung also, der das Bürgerrecht besaß und Steuern zahlte.
Bürgeropposition gegen Patriziat
    Die eine Partei bezeichnet man heute meist als Patrizier. Es waren die Familien, die einst als wagemutige Pioniere die Städte gegründet hatten. Der Fernhandel war ihre Domäne, aber es gab inzwischen auch viele unter ihnen, die den im Handel erworbenen Reichtum in Geldgeschäften anlegen, mit Immobilien handelten, Gewinn aus Vermietung und Verpachtung zogen. Sie

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