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Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Titel: Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Barth
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Selbstherrscher. War Heimtücke und Gewalttätigkeit schon bei seinen Vorgängern keine unbekannte Erscheinung, so prägte sich bei Iwan III. das Bild des grausamen Monarchen weiter aus. Die Zeitgenossen verliehen ihm den Beinamen „der Schreckliche“, der dann allerdings – und mit noch größerer Berechtigung – auf seinen Enkel Iwan IV. (1533–1584) überging.
    Das Dritte Rom
    Mit dem Fall von Konstantinopel an die Türken im Jahr 1453 verlor die orthodoxe Kirche ihre Führung. Hier schlug die Stunde für die Moskauer Kirche. Sie hatte schon 1439 die von Rom und Byzanz angestrebte Einigung verurteilt. Nun beanspruchte sie als größte der verbliebenen orthodoxen Kirchen die Führung innerhalb der Glaubensgemeinschaft. Der große Einiger Russlands, Iwan III., verheiratet mit einer griechischen Prinzessin, übernahm die byzantinische Weltreichs- und Kaiseridee, die von der Moskauer Kirche vehement propagiert wurde. In seiner Regierungszeit erschienen zum ersten Mal die Aufrufe, die Moskau zum „Dritten Rom“, zum Erben des Byzantinischen Reiches und Schutzherrn der Rechtgläubigen erklärten – eine religiös-politische Idee, die in Russland jahrhundertelang wirksam bleiben sollte
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Auf dem Kathedralenplatz im Moskauer Kreml stehen mehrere Kirchen, die unter Iwan III. errichtet wurden, u.a. links die MariäVerkündigungskathedrale von 1489
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    (c) dpa/Picture Alliance, Frankfurt am Main

Italiener als Pioniere
Geldverkehr
    Die Kreuzzüge brachten es an den Tag: Wer nach den heiligen Stätten wallfahrte, musste Geld dabei haben, um seinen Lebensunterhalt während eines langen Zeitraums zu bestreiten. Erst recht galt das für den Ritter, der nicht nur für sich selbst, sondern für Ernährung und Ausrüstung seines Gefolges sorgen musste. Mit der Kreuzfahrt, ob zu Fuß oder über See, wanderte also eine Menge Geld in den Osten. Die baren Mittel aber reichten zumeist nicht, oder man scheute sich, größere Summen mit auf die gefahrvolle Reise zu nehmen. Das war besonders dann der Fall, wenn die Fahrt von einem Fürsten, sozusagen von Staats wegen, organisiert wurde – dann war das Unternehmen von großen finanziellen Operationen, ausgedehnten Kredit- und Wechselgeschäften begleitet.
Aufschwung des Bankwesens
    Die Kreuzzüge beschleunigten den Geldverkehr, sie setzten große Kapitalien in Bewegung und trugen dazu bei, dass neue Verfahren zur Erleichterung des internationalen Geschäftsverkehrs entwickelt wurden. Vornehmlich die großen italienischen Städte betrieben den Geldverleih, sie verfügten über ein Netz von Niederlassungen, zwischen denen ein bargeldloser Zahlungsverkehr möglich war. Noch heute künden zahlreiche im Geldwesen gebrauchte Begriffe, wie Saldo, Konto, Giro, Storno usw., davon, dass Italiener die Erfinder neuer Verfahren des Geldverkehrs waren.
    Münzwirrwar zur Hansezeit
    Man rechnete im Hanseraum in Mark. Das war ursprünglich nur eine Gewichtsbezeichnung, die lübische Mark hatte allerdings ein anderes Gewicht als die Mark in Pommern, und die in Preußen ein anderes als die in Riga. In Westeuropa zirkulierten darüber hinaus das flämische Pfund Groschen und das englische Pfund Sterling. Die lübische Mark stellte so etwas wie eine Leitwährung dar. Anfang des 15. Jahrhunderts galt beim Silbergeld folgende Relation: 100 Mark lübisch = 53 Mark preußisch = 64 Mark rigisch = 15 Pfund flämische Groschen = 13 Pfund Sterling. Zur Silberwährung kamen dann noch Goldmünzen wie die brandenburgischen Taler, die rheinischen Gulden, des weiteren Nobeln, Kronen, Dukaten mit jeweils eigenen Umrechnungskursen. Auf einem ganz anderen Blatt standen die Verhältnisse an den Rändern des Hansegebietes, vor allem in Skandinavien und Russland. Dort herrschte zum Teil auch im 15. Jahrhundert noch altertümlicher Tauschhandel: Man gab eine Ware hin und erhielt eine andere dafür. Oder es wurden normierte Sachgegenstände als Zahlungsmittel eingesetzt. Das konnten Kühe sein, Marderfelle, Heringe oder vergleichbare Güter
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Kanonisches Zinsverbot
    In die Kreditgeschäfte wurden vielfältige Sicherungen eingebaut. Die Geldgeber verlangten Bürgen, sie ließen sich Lehenseinkünfte übertragen, sie schlossen ihre Verträge mit Gruppen von Kreuzfahrern ab (damit bei Ausfällen immer noch jemand übrig blieb, an den sie sich halten konnten), und sie nahmen vermutlich hohe Zinsen (die Prozentsätze sind nicht bekannt, da das kanonische Zinsverbot galt, hütete man sich, eine Zinsforderung schriftlich zu

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