Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz
Langhauses schlossen zwei, eine Vorhalle flankierende Türme an. Die im inneren gelegene Vorhalle besaß zwei Geschosse mit einer gegen das Hauptschiff geöffneten Emporenkapelle im Ober9:58 AM 3/1/2012geschoss. Die ursprüngliche Decke des Chorraumes lag niedriger. Wohl im 13. Jahrhundert wurde der Triumphbogen abgebrochen und die Chormauern und die Chordecke um einen Meter erhöht, sodass sich nun auch äußerlich eine einheitliche Dachhöhe ergab. Das Presbyterium, so ergaben Restaurierungen, war fast völlig mit Fresken ausgemalt. Im Zuge der Umbaumaßnahmen für die protestantische Kirche wurden die Mittelschiffsarkaden im gleichen Stil um drei Säulenpaare nach Osten hin verlängert. Von der alten mobilen Kirchenausstattung ist kaum etwas erhalten geblieben.
18 ▲ Stein am Rhein (Kt. Schaffhausen), Benediktinerkloster St. Georgen, Grundriss der Klosteranlage im Erdgeschoss.
1 Kirche,
2 Kreuzgang,
3 Kapitelsaal,
4 Vorraum zum Winterrefektorium,
5 Winterrefektorium,
6 Vorraum,
7 Parlatorium (?),
8 Sommerrefektorium,
9 Backhaus,
10 Bindhaus (Küferei),
11 Trotte,
12 Eingangsraum,
13 Abtskapelle,
14 Vorraum zur unteren Abtsstube,
15 Untere Abtsstube im Davidsbau,
16 Nebenraum,
17 Untere Abtsstube im Jodokusbau,
18 Gästehaus. Über den Räumen 3 – 5 befindet sich das Dormitorium.
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19 ▲ Stein am Rhein (Kt. Schaffhausen), Benediktinerkloster St. Georgen, Klosterkirche, Blick ins Mittelschiff nach Osten. Die Kirche verfügt im Kern noch über den romanischen Baubestand, doch hat der Innenraum mit dem Abriss des erhöhten Chorraumes eine starke Veränderung erfahren. An der Stelle der drei östlichsten Mittelschiffsarkaden stand ursprünglich eine geschlossene Wand, die Seitenschiffe und Chorraum voneinander trennte.
20 ▲ Stein am Rhein (Kt. Schaffhausen), Benediktinerkloster St. Georgen, nördlicher Kreuzgangflügel. Der mit einer flachen Holzdecke versehene kirchenseitige Kreuzgangflügel verfügt noch über eine steinerne Sitzbank entlang der Seitenschiffsaußenmauer, auf der sich die Mönche zur allabendlichen gemeinschaftlichen Lesung versammelten.
Südlich der Kirche liegt der Kreuzgang ( Abb. 20 ). Der östliche Klausurflügel beherbergt im Erdgeschoss den Kapitelsaal und das Winterrefektorium, am südlichen Ende schließt sich die mehrgeschossige Residenz des Abtes an. Im Obergeschoss, unmittelbar an die Südkapelle der Kirche angrenzend, befindet sich das später in Einzelzellen aufgeteilte Dormitorium ( Abb. 21 ). Im Untergeschoss des Kreuzgangsüdflügels liegen die Wärmestube, der Sprechraum ( parlatorium ) und das Sommerrefektorium. An der Ecke zum äußeren Hof schließt das Backhaus an, in welchem sich einst wohl auch die Küche befand. An der westlichen Seite des Kreuzgangs liegen Wirtschafträume (u. a. Küferei, Kelterei mit Presse) und das ehemalige Gästehaus. Abgesehen vom Festsaal mit seiner illusionistischen Ausmalung, der geschnitzten, wellenförmigen Flachdecke und den farbigen Fußbodenfliesen ( Abb. 22 ) sind die architektonischen Formen und die baugebundene Ausstattung durchaus bescheiden.
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21 ▲ Stein am Rhein (Kt. Schaffhausen), Benediktinerkloster St. Georgen, Dormitorium, Blick nach Süden. Im Spätmittelalter wurden in den Dormitorien vielfach Einzelzellen eingerichtet. Die hier 1892 rekonstruierte Aufteilung geht auf die Raumdisposition des ausgehenden 15. Jh.s zurück.
22 ▲ Stein am Rhein (Kt. Schaffhausen), Benediktinerkloster St. Ge orgen, Festsaal. Blick nach Nordwesten. Die Holz de cke und die illusionistischen Wandmalereien stammen aus dem zweiten Jahrzehnt des 16. Jh.s. Der Fußboden ist rekonstruiert. Der Festsaal diente der Repräsentation. Hier wurden wichtige Gäste des Abtes oder des Klosters empfangen.
2. Der Sankt Galler Klosterplan
D ie Stiftsbibliothek in Sankt Gallen bewahrt mit dem Sankt Galler Klosterplan (Codex Sangallensis, Ms 1092) einen besonderen Schatz auf, der wahrscheinlich nur deshalb erhalten blieb, weil man im 12. Jahrhundert auf dessen Rückseite, einschließlich eines kleinen Teils der Vorderseite, die Martinsvita von Sulpicius Severus († nach 406) kopierte, diese buchgerecht faltete und in der Klosterbibliothek archivierte. Der zwischen 816 und 837 entstandene und aus fünf einzelnen Pergamentstreifen aus Schafshaut ( ovis aries ) bestehende Plan besitzt eine Größe von circa 122 mal 77 Zentimetern ( Abb. 23 , 24 ). Die Konturen der Gebäude sind auf der geglätteten Vorderseite (Fleischseite) mit
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